Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer

In den 90er Jahren aufwachsen

Antihelden sind nicht nötig

Aus der Juli 1995-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Manchmal Wird In Büchern und Filmen ein Charakter dargestellt, der in direktem Kontrast zum Helden steht. Durch den Vergleich des Helden mit diesem Charakter — dem Antihelden — hebt das Buch oder der Film die guten Seiten des Helden klarer hervor. Diese Technik kann also dem Leser oder Zuschauer verständlich machen, warum er den Helden gut finden soll. Doch sollten solche Vergleiche auch im wirklichen Leben angestellt werden?

Als ich aufwuchs, verglich ich mich viel mit einem meiner Brüder. Er war in der Schule und im Sport gut. Um mich in ein besseres Licht zu rücken, versuchte ich daher, mich in anderen Gebieten hervorzutun, wo er nicht so erfolgreich war. Ich machte ihn zu meinem Antihelden.

Ich fühlte mich bei diesem Verhalten nie so richtig wohl. Ich hatte das dumpfe Gefühl, daß es nicht richtig sei, mich auf Kosten eines anderen besser darzustellen. Aber hinter dieser Angewohnheit, mich mit anderen zu vergleichen, stand der Gedanke, daß das Gute begrenzt und ungleich verteilt sei. Die Vorzüge eines anderen ließen mir irgendwie meine eigenen geringer erscheinen. Als ich jedoch mit den Lehren der Christlichen Wissenschaft über Gott und die Beziehung des Menschen zu Ihm vertraut wurde, erkannte ich, daß ich dieses „Antiheld“-Denken aufgeben konnte. Es war wirklich nicht notwendig!

In der Bibel lesen wir, daß Gott Liebe ist. Diese Liebe ist unendlich und umgibt die ganze Schöpfung mit unbegrenztem Guten. Unser wahres Selbst oder unsere wahre Identität ist Ausdruck der göttlichen Liebe. Dieses Selbst ist ganz und gar geistig, vollkommen, vollständig und intelligent. In Wirklichkeit läßt die göttliche Liebe jedem von uns reichlich Gutes zukommen. Weil dies die Realität unseres Seins ist, können wir das göttliche Gute, Gottes Eigenschaften, in allen Bereichen unseres Lebens zum Ausdruck bringen — in der Schule, beim Sport und in unseren Beziehungen zu anderen. Es gibt keinen Mangel an Gutem, weil Gott gut und unendlich ist. Wir brauchen daher nicht mit anderen in Wettbewerb zu treten oder zu versuchen, das Gute am anderen herabzusetzen, um dem eigenen mehr Geltung zu verschaffen. Mrs. Eddy schreibt im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit:Liebe ist unparteiisch und allumfassend in ihrer Anwendbarkeit und in ihren Gaben.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 13.

Doch manchmal denken wir vielleicht, daß wir oder jemand anders die Güte Gottes nicht verdienen. Solches Denken beruht auf einer begrenzten Vorstellung von uns selbst — wir halten uns für fehlbare Sterbliche, die mit den verschiedensten Fehlern behaftet sind. Wir vergessen, daß wir in Wirklichkeit Gottes vollkommene Kinder sind, denen es an nichts mangelt. (Natürlich müssen wir diese geistige Tatsache demonstrieren!)

Ich erkannte, daß dieser begrenzte Standpunkt viel mit meinem „Antiheld“-Denken zu tun hatte. Ein einfaches Erlebnis half mir, Gottes Liebe zu jedem von uns zu verstehen. An einem Sommertag saß ich in der hellen Sonne am Strand. Ich sah, daß die anderen Leute am Strand den Sonnenschein ebenso genossen wie ich. Es gab für uns alle mehr als genug davon. Die Menge an Sonnenschein, die andere bekamen, verringerte nicht im geringsten die Menge, die auf mich schien. Für mich symbolisierte die Sonne Gott, und das Sonnenlicht stellte das Gute dar, das Gott jedem von uns zuteil werden läßt. Selbst wenn ich behauptet hätte, daß die anderen am Strand den Sonnenschein — aus welchem Grunde auch immer — nicht verdienten, so hätte mir dies in keiner Weise mehr Sonne verschafft! Außerdem wußte ich, daß Gott uns nicht als Sterbliche betrachtet, von denen einige besser als die anderen sind. Die göttliche Liebe sieht in jedem von uns ihre eigene geliebte geistige Idee, die in jeder Hinsicht vollkommen ist. In der Bergpredigt sagte Christus Jesus: „Er [Gott] läßt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und läßt regnen über Gerechte und Ungerechte.“ Mt 5:45. Wenn wir uns und andere als wahrhaft von Liebe gesegnet sehen, erleben wir immer mehr von dem Guten, das stets verfügbar ist.

Aufgrund dieser Erkenntnis änderte sich mein Standpunkt. Anstatt darauf zu achten, ob andere erfolgreicher oder beliebter waren als ich, betete ich einfach, um Dankbarkeit für all das Gute zum Ausdruck zu bringen, das ich bereits wahrnehmen konnte. Dieses Gute brauchte keine Unterstützung durch irgendwelche raffinierte Vergleiche; es war von Gott geschaffen worden. Als ich betete und mir vergegenwärtigte, daß das unbegrenzte Gute von Gott immer verfügbar ist, verschwand die Neigung, mich mit anderen zu vergleichen. Ich lernte die Leistungen anderer aufrichtig wertschätzen, ohne Neid oder Eifersucht. Ich hörte auch auf, meinen Bruder als einen Antihelden zu behandeln, und ich setzte ihn in Gedanken nicht mehr herab. Die Tendenz, insgeheim selbstgefällig zu sein, wenn andere versagten (ob sie es nun zu „verdienen“ schienen oder nicht), hörte ebenso auf.

Etwas später war ich bei meinem Hochschulstudium recht erfolgreich, während mein Bruder sich ziemlich abquälte. Der Gedanke, mich darüber zu freuen oder darauf herumzureiten, kam mir gar nicht in den Sinn — das frühere Gebet hatte mich über dieses kleinliche Verhalten erhoben. Ich wußte, daß das Gute von Gott, das ich erlebte, auch für meinen Bruder verfügbar war. Ich versuchte, ihn so gut ich konnte zu unterstützen. Schließlich überwand er die Schwierigkeiten, und wir freuten uns miteinander über unsere Erfolge.

Dieses Erlebnis zeigte mir, daß wir — ob wir nun im Vergleich zu anderen besser oder schlechter dazustehen glauben — uns auf Gott, die göttliche Liebe, verlassen können, um mehr von Gottes unbegrenztem Gutem zu erkennen, das für jeden von uns da ist.

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Mehr aus dieser Ausgabe / Juli 1995

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.