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Erdbeben und Beten

Aus der Juli 1995-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Am Sonntag Nach dem verheerenden Erdbeben in Kobe, Japan, berichtete mir eine Besucherin des christlich-wissenschaftlichen Gottesdienstes, daß sie gezögert habe zu beten, weil sie nicht recht wisse, ob ihr Gebet helfen würde oder ob es nur dazu diene, ihr Gewissen zu beruhigen.

Ihre Äußerungen ließen mich ihre Ernsthaftigkeit spüren. Meines Erachtens zeigte sie damit eine der grundlegenden Voraussetzungen für Gebet: Es muß aus tiefstem Herzen kommen und von Mitgefühl und aufrichtiger Hilfsbereitschaft geprägt sein. Es geht nicht darum, leere Worte zu äußern, sondern von ihrer Bedeutung und Macht überzeugt zu sein. Das kann auch dazu führen, daß man die Möglichkeit nutzt, durch tatkräftige, zupackende Hilfe einzugreifen.

Aber nach Erdbeben, Sturmschäden oder Feuersbrünsten ergeben sich auch viele einzelne Aufgaben, die durch Gebet getragen und deren Lösungen dadurch gesichert werden können. Einem Verwandten von mir, dessen Wohnung durch einen umstürzenden Baukran verwüstet wurde, konnte in den ersten Stunden nach dem Unglück mit wärmenden Decken und Getränken schnell geholfen werden. Dann folgten Ausräumungsarbeiten, das Finden einer neuen Wohnung und die Regulierung des Schadens. In diesen Monaten zeigte sich sehr eindrücklich, wie wichtig es war zu verstehen, daß Konzeptionslosigkeit, Schlendrian in den zur Hilfe beauftragten Dienststellen und bürokratische Schwierigkeiten nicht die Macht hatten, der betroffenen Familie Schutz, Harmonie und eine neue, tiefere Dimension von Geborgenheit vorzuenthalten.

Wenn unsere Gebete unser höchstes Verständnis der unzerstörbaren Beziehung Gottes zu Seiner Schöpfung zum Ausdruck bringen, tragen wir dazu bei, Schaden zu minimieren oder zu vermeiden. Und Gebete können helfen, daß Fehler im menschlichen Verhalten schneller erkannt und korrigiert werden, die die Entstehung von Katastrophen begünstigen oder deren Auswirkungen verschlimmern. Gerade bei sogenannten Naturkatastrophen, die häufig die Menschen unvermittelt in Not und Gefahr stürzen, ist es wichtig, daß wir dem oftmals erschreckenden äußeren Bild das Verständnis entgegensetzen, daß der Mensch unsterblich ist. Dieser vollkommene Mensch, Gottes geliebte Schöpfung, bleibt in Wirklichkeit unberührt von materiellen Ereignissen, von Unglück und Schrecken.

Durch Berichte in den Medien, die über Hilfsmaßnahmen und Erfordernisse Auskunft geben, werden wir empfinden, wie unsere Gebete die notwendigen Maßnahmen am besten begleiten und stärken können. Die schnelle und sinnvolle Koordinierung von Hilfsmaßnahmen, an denen sich häufig Helfer der verschiedensten Nationen beteiligen, kann durch unser Verständnis begleitet werden, daß das göttliche Gemüt harmonisch und effektiv wirkt. Auch Sprachschwierigkeiten können überwunden werden, wenn unser Gebet die Kommunikation als die beständige Botschaft Gottes an die Menschen versteht. Auf dieser Grundlage wird demonstriert, wie Christus, Wahrheit, jeden einzelnen, seien es die Bewohner einer betroffenen Region oder die Hilfskräfte, mit den Erkenntnissen versorgt, die der jeweiligen Lage angemessen sind. Und ganz gewiß können unsere Gebete jeden Betroffenen in die göttliche Liebe gehüllt sehen, die Trost spendet und alle Macht hat, die Wunden zu heilen.

Viele Menschen wissen aus ihrer individuellen Erfahrung, daß Gebet zu Heilung und Veränderung führt. Auch diese Ausgabe des Herolds berichtet über Heilungen, die durch das Vertrauen in Gott und die umwälzende Macht des Christus erlebt wurden. Das, was viele Menschen durch ihre Hingabe an Gott, durch das Aufgeben rein materieller Vorstellungen über sich selbst oder andere erfahren haben, gestattet ihnen, auch in einem größeren Rahmen voller Überzeugung Heilungen und Schutz zu erwarten.

In der Bibel, im 86. Psalm, wird uns die Versicherung gegeben, daß Gott Gebet erhört. Da heißt es auch: „Vernimm, Herr, mein Gebet und merke auf die Stimme meines Flehens! In der Not rufe ich dich an; du wollest mich erhören!“ Der Psalmist muß bereits Erfahrungen über Gottes Hilfe gesammelt haben. Sie lassen ihn dann feststellen: „Herr, es ist dir keiner gleich unter den Göttern, und niemand kann tun, was du tust.“ Ps 86:6–8. Voller Vertrauen auf Gottes liebevolle Gegenwart dürfen wir in unseren Gebeten beanspruchen, daß sich Rettung und Heilung zeigen.

Mary Baker Eddy geht im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit, an verschiedenen Stellen auf Naturkatastrophen ein. Und sie stellt sie in Bezug zur menschlichen Kraft, die blindwütig zerstört. So erklärt sie: „Irrende Kraft ist eine materielle Annahme, eine blinde Gewalt, die fälschlicherweise Gewalt genannt wird, der Sprößling des Willens und nicht der Weisheit, des sterblichen Gemüts und nicht des unsterblichen. Sie ist der ungestüme Wolkenbruch, die verzehrende Falmme, das Brausen des Sturmes.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 192.

Wir tragen also zur Verminderung und sogar Vermeidung von Überschwemmungen, Orkanen und Feuersbrünsten dadurch bei, daß wir vermeiden, „Sprößlinge des Willens“ großzuziehen. Und das führt zu einem weiteren wichtigen Punkt. Wenden wir uns gegen die weitverbreitete, aber dennoch unwahre Behauptung, mit Rücksichtslosigkeit oder mit Willenskraft ließen sich dauerhafte, gute Erfolge erringen. Wenn uns Unwetter auf materielle Exzesse hinweisen, können wir durch unsere Gebete und unsere Taten zu Ausgeglichenheit und Gleichmaß beitragen. Wenn wir seltener bei Schwierigkeiten aufbrausend reagieren und statt dessen der ruhigen, wirkungsvollen Macht Gottes Ausdruck verleihen, gewinnt unser Wunsch zu helfen Gewicht. Die irrige Vorstellung, auf persönliche Angriffe mit einem Donnerwetter antworten zu müssen, steht mit dem ehrlichen Wunsch, unserem Mitmenschen zu helfen, nicht in Einklang.

Es gehört zur wahren, geistigen Natur des Menschen, Gottes Willen zu tun. Indem wir diese Tatsache vorbehaltlos anerkennen, sind wir empfänglich für Hinweise, wie wir in turbulenten Situationen zu einer Beruhigung beitragen können. Christus Jesus kam seinen Jüngern einmal mitten in einem Sturm auf dem See Genezareth zu Hilfe. Es wird berichtet, daß er sie beobachtete, wie sie sich beim Rudern abplagten. Schließlich erreichte er sie, und es heißt im Markusevangelium: „Sogleich redete er mit ihnen und sprach zu ihnen: Seid getrost, ich bin’s; fürchtet euch nicht!“ Mk 6:50. Unmittelbar danach legte sich der Sturm.

Heißt das nicht, daß er Anteil genommen, ihre schwierige Lage gesehen und sich dann voller Hingabe und Nächstenliebe zu ihnen begeben hat? Die Stillung des Sturms, so könnte man sagen, war die Folge seines Verständnisses, daß der Mensch nie außerhalb der göttlichen Fürsorge und des immer wirksamen Schutzes durch Gottes Liebe ist.

Auch wir können in unserem Bewußtsein festhalten, daß der Mensch sicher und geschützt lebt. Wenn wir demütig bereit sind, andere in diese heilende Wahrheit einzuschließen, werden unsere Gebete erfolgreich sein. Wir können dann mit Recht darauf bestehen, daß unsere Gebete sowohl vorbeugend wie auch heilend ein Segen für die Welt sind — selbst bei Erdbeben.

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