Am Sonntag Nach dem verheerenden Erdbeben in Kobe, Japan, berichtete mir eine Besucherin des christlich-wissenschaftlichen Gottesdienstes, daß sie gezögert habe zu beten, weil sie nicht recht wisse, ob ihr Gebet helfen würde oder ob es nur dazu diene, ihr Gewissen zu beruhigen.
Ihre Äußerungen ließen mich ihre Ernsthaftigkeit spüren. Meines Erachtens zeigte sie damit eine der grundlegenden Voraussetzungen für Gebet: Es muß aus tiefstem Herzen kommen und von Mitgefühl und aufrichtiger Hilfsbereitschaft geprägt sein. Es geht nicht darum, leere Worte zu äußern, sondern von ihrer Bedeutung und Macht überzeugt zu sein. Das kann auch dazu führen, daß man die Möglichkeit nutzt, durch tatkräftige, zupackende Hilfe einzugreifen.
Aber nach Erdbeben, Sturmschäden oder Feuersbrünsten ergeben sich auch viele einzelne Aufgaben, die durch Gebet getragen und deren Lösungen dadurch gesichert werden können. Einem Verwandten von mir, dessen Wohnung durch einen umstürzenden Baukran verwüstet wurde, konnte in den ersten Stunden nach dem Unglück mit wärmenden Decken und Getränken schnell geholfen werden. Dann folgten Ausräumungsarbeiten, das Finden einer neuen Wohnung und die Regulierung des Schadens. In diesen Monaten zeigte sich sehr eindrücklich, wie wichtig es war zu verstehen, daß Konzeptionslosigkeit, Schlendrian in den zur Hilfe beauftragten Dienststellen und bürokratische Schwierigkeiten nicht die Macht hatten, der betroffenen Familie Schutz, Harmonie und eine neue, tiefere Dimension von Geborgenheit vorzuenthalten.
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