Die Nöte Der Welt sind so vielfältig und zahlreich, daß es manchmal gar nicht leicht ist, überhaupt noch für Lösungen beten zu wollen. Wir wissen vielleicht nicht, wo wir anfangen sollen, und sind daher versucht, uns zu fragen, warum wir es überhaupt erst versuchen sollen. Die nächste Versuchung ist dann, uns von den Schwierigkeiten abzuwenden, weil es ja „nicht unsere Probleme“ sind. Es kann uns so vorkommen, als sei es schon eine Leistung, nur bereit zu sein, für die Welt zu beten!
Ich bin mir bewußt, daß ich noch viel gewissenhafter für die Welt beten sollte. Und ich habe festgestellt, daß mich oft nur falsche Vorstellungen davon abhalten, zu beten und bei Gott Antworten auf nationale und globale Probleme zu suchen. Akzeptieren wir vielleicht die Behauptung, daß ein bestimmtes Land seinen Diktator oder sein repressives Regierungssystem verdient hat? Oder daß Hungersnöte, Mangel und Katastrophen unvermeidbar sind? Durch das Zurückweisen solcher Vorurteile wird unser Denken geläutert, und selbstsüchtige Motive und Ansichten lösen sich auf. Dann sind wir nicht nur fähig, unserer Umgebung und der Welt durch Gebet zu helfen, sondern tun es auch bereitwillig und gern.
Deshalb finde ich es manchmal leichter, mein Gebet für die Welt damit zu beginnen, daß ich für mich selbst bete. Jede noch so geringe Disharmonie, die man im eigenen Leben überwindet, trägt dazu bei, Disharmonie in der Welt als Ganzem zu zerstören. Dann kann ich mein Gebet erweitern und meine Umgebung und sogar die Welt mit einschließen.
Ich bemühe mich beim Beten, mein eigenes Herz zu läutern, damit ich jenes geistige Erbarmen für andere habe, das notwendig ist, um zu erkennen, wo Hilfe gebraucht wird. Solches Gebet führt mich ganz natürlich dazu, über mein eigenes Ich hinauszuschauen und mich meinen Mitmenschen zuzuwenden. Das gleiche geistige Erbarmen, das mich und meine Nächsten segnet, ist auch unerläßlich in unseren Gebeten für unsere „Nächsten“ oder „Nachbarn“ im weitesten Sinne — für Nachbarländer oder Nachbarkontinente. Beten hilft mir, mein Denken auch in diesem größeren, globalen Zusammenhang auf Gott, das Gute, zu gründen und zu erkennen, daß jeder einzelne in Gottes Welt sich in Seiner Hand befindet — von Ihm geliebt und beschützt. Das ist die Wahrheit, auch wenn es den Anschein hat, als würden Krieg, Haß und Furcht ihr Unwesen treiben, denn Gott, Geist, ist völlig gut, und alles, was Er schafft — also alles, was existiert und überhaupt existieren kann —, ist geistig und gut.
Gebet hat eine Wirkung. Es zeigt uns Lösungen, indem es uns hilft, die ewigen, geistigen Tatsachen zu verstehen, die Gott geschaffen hat.
Im Johannesevangelium wird uns versichert, daß Christus Jesus nicht nur für seine zwölf Jünger, sondern für alle Gläubigen betete. Er sagte: „Ich bitte aber nicht allein für sie, sondern auch für die, die durch ihr Wort an mich glauben werden.“ Joh 17:20.
Gebet hat eine Wirkung. Es zeigt uns Lösungen, indem es uns hilft, die ewigen, geistigen Tatsachen zu verstehen, die Gott geschaffen hat. In dem Maße, wie das Gebet unser Denken von einer materiellen auf eine geistige Grundlage hebt, ändert sich unsere Erfahrung, und wir erleben größere Beweise geistiger Harmonie.
Das Verständnis, daß Gott den Menschen geistig geschaffen hat, enthüllt den Menschen als Gottes Bild und Gleichnis, und dieses Verständnis unserer wahren Natur heilt. Das Erkennen der Beziehung zwischen Gott und dem Menschen bietet uns Gelegenheiten, geistiges Erbarmen zum Ausdruck zu bringen, und führt uns ganz natürlich dazu, für die Welt zu beten. Und das geistige Verständnis der Allgegenwart Gottes schließt den Frieden, die Harmonie und die Heilung in sich, die die Welt so dringend braucht.
Mary Baker Eddy, die Entdeckerin der Christlichen Wissenschaft, schreibt in ihrem Buch Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, und Verschiedenes: „Jeden Tag bete ich für die friedliche Beilegung aller nationalen Schwierigkeiten, für die Brüderschaft der Menschen, für das Ende der Abgötterei und des Unglaubens und für das Wachstum und die Aufrichtung der christlichen Religion — des Christentums Christi.“ Verschiedenes, S. 220. Auch wir können die Grenzen unserer Gebete erweitern und nicht nur unsere Familie, sondern auch unsere Umgebung, unsere Städte, andere Länder und die ganze Welt darin einschließen.
Ihr Lieben, laßt uns einander liebhaben;
denn die Liebe ist von Gott,
und wer liebt, der ist von Gott geboren
und kennt Gott.
1. Johannes 4:7
