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Ist der Mensch wirklich ein Raubtier?

Aus der Februar 1996-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Vor Einiger Zeit spazierten Freunde und ich durch einen Zoo in Mitteldeutschland. Vor dem Ausgang konnte man sich Informationen über die einzelnen Wildtiere durchlesen. Auf der letzten Tafel wurde der Besucher gefragt, wer das größte Raubtier sei. Unter der Frage befand sich ein großer Spiegel, in dem wir uns selbst sahen. Das sollte also heißen, daß der Mensch das größte Raubtier der Welt ist!

Am Abend las ich folgendes in der Zeitung: „Unsere Gesellschaft ist zu einer Raffgiergesellschaft degeneriert. Die meisten haben nur noch die eigene materielle Wohlfahrt im Auge.“ Abschließend kam die dringende Aufforderung, daß „wir es schaffen müssen, die Gesellschaft wieder zu humanisieren und die Gier der Bürger wieder zu zähmen“.

Nun war das Raubtierbild wieder da, aber ist es wahr? Ist der Mensch ein Raubtier, das der Zähmung bedarf? Müssen wir dieser Schilderung glauben? Gewiß ist der Mensch, den Gott geschaffen hat, kein raubtierähnliches Wesen.

Im ersten Buch Mose lesen wir: „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. ... Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht.“ Dann folgen die Berichte über Gottes Schöpfung der Feste, des Wassers, der Pflanzen und Tiere. Abschließend als Höhepunkt heißt es: „Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde ... Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut.“ 1. Mose 1:1, 3, 27, 31.

Gott ist Geist, das unendlich Gute, und der Mensch ist Sein Ebenbild. Der Höhepunkt der Schöpfung — der Mensch — ist geistig, gut, rein und vollkommen. Dieses geistige Selbst ist unsere wahre Identität, unser wirkliches Wesen, obgleich wir es nicht immer in uns oder anderen wahrnehmen mögen. Geist ist die einzige Ursache, und es kann nur eine Wirkung geben, und diese muß in der Qualität dem Original entsprechen. Aus Licht kann nicht Dunkelheit hervorgehen, und ebenso kann aus dem Geist keine Materie entstehen, Gutes kann nicht Böses wirken, Liebe kann nicht Haß erzeugen, Leben kann keinen Tod hervorbringen. Dem wirklichen Sein liegt Prinzip, Gott, zugrunde, der der wahre, rechtmäßige, gerechte Gesetzgeber ist. Der Mensch und das Universum werden von den göttlichen Gesetzen der allumfassenden Harmonie des Geistes regiert und erhalten. Gott spiegelt sich durch den Menschen in Liebe, Güte, Weisheit und Sanftmut wider.

Gott hat den Menschen immun gegen zerstörerisches Verhalten geschaffen. Wir müssen jedoch diese Tatsache in unserem eigenen Leben beweisen.

Als die Wirkung Gottes ist der Mensch kein eigenständiges, selbsttätiges, schöpferisches Wesen. Gott und der Mensch sind als Prinzip und Idee, wie Ursache und Wirkung, untrennbar. Christus Jesus wußte um diese Tatsache. Er beanspruchte diesen Status des Menschen für sich in dem demütigen Verständnis, daß dies Gottes Wille und die Wahrheit über die Beziehung des Menschen zu seinen Schöpfer ist. Jesus lebte und bewies diese Einheit mit Gott in seinen Heilungen — die keine Wunder waren, sondern das natürliche Ergebnis der Anwendung der geistigen Gesetze des Seins. Er bezog sich auf diese Einheit, als er sagte: „Ich und der Vater sind eins.“ Joh 10:30.

Jesus heilte durch die Macht des Christus, den göttlichen, erlösenden Einfluß, der heute und immer gegenwärtig und für jeden erfahrbar ist. Durch den Christus werden auch heute Kranke geheilt, Sünder errettet, und die Welt geht dem Frieden entgegen. Die Christliche Wissenschaft erklärt die Gesetzmäßigkeit dieses Wirkens. Sie zeigt uns das Wesen Gottes, der Wahrheit, in deren Licht wir den Menschen nicht als Raubtier sehen und erleben, sondern als Ebenbild Gottes, als geistig, gut, zufrieden, liebevoll und weise. Der wahre Mensch ist kein falscher Ankläger noch ein elendiger Sünder oder ewiger Schuldner und Knecht. Der Mensch ist die freie, gesegnete Offenbarwerdung Gottes, nicht mehr und nicht weniger. Er ist „das, was keine einzige Eigenschaft hat, die nicht der Gottheit entlehnt ist“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 475., wie Mary Baker Eddy im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, schreibt. Diese Darstellung des Menschen ist die richtige. Sie entspricht dem göttlichen Gesetz und ist beweisbar.

Das bewußte Wissen um Gott als unendliche Liebe macht unsere Gebete stark und spezifisch genug, um uns gegen raubtierhaftes Denken und Handeln zu verteidigen.

Woraus setzt sich nun die Raubtiervorstellung zusammen? Sie besteht aus Irrtümern im Denken. Das Raubtier hat nichts mit dem Menschen zu tun, sondern bringt die falsche Vorstellung vom Menschen, die das fleischliche Gemüt hegt, zum Ausdruck. Dieser Irrtum ist nicht aus Gott, dem Alles-in-allem; daher hat er keine wirkliche Ursache. Wir können also erkennen, daß der Irrtum keine Basis hat, um eine Wirkung oder einen Einfluß auszuüben. Er kann in Wirklichkeit nichts verrichten. Wie uns in Wissenschaft und Gesundheit erklärt wird, ist der Irrtum „das, was zu sein scheint, aber nicht ist“ Ebd., S. 472..

Gott hat den Menschen immun gegen herrisches, zerstörerisches oder gieriges Verhalten geschaffen. Wir müssen jedoch diese Tatsache in unserem eigenen Leben beweisen. Als Offenbarwerdung des Gemüts spiegelt der Mensch Intelligenz und geistiges Verständnis wider, die einen für irriges Denken undurchdringlichen Panzer bilden.

In Wirklichkeit ist im Menschen nichts, was auf Irrtum reagieren oder antworten könnte. Gewöhnlich reagieren wir, weil wir uns fälschlicherweise für sterbliche Wesen halten anstatt für den geistigen Menschen, den Gott geschaffen hat. Das bewußte Wissen um Gott als unendliche, alles einschließende Liebe macht unsere Gebete stark und spezifisch genug, um uns gegen raubtierhaftes Denken und Handeln zu verteidigen. Ein wachsendes Verständnis von der göttlichen Liebe und dem Einssein des Menschen mit der Liebe löscht allmählich unseren Glauben an das Böse aus.

Die Einheit von Gott und Mensch, verstanden und angewandt, wirkte kürzlich eine sehr schnelle Heilung. Ich begann auch besser zu verstehen, daß weder unsere eigenen Gedanken noch die anderer uns quälen können. Ich war gefallen und hatte mir den Fuß verletzt. Eine Freundin half mir in ein nahegelegenes christlich-wissenschaftliches Pflegeheim, wo ich einen Ausüber der Christlichen Wissenschaft anrief und um Hilfe durch Gebet bat. Der Ausüber sagte in etwa folgendes: Der Mensch, mein wirkliches Sein, ist niemals auch nur für einen Augenblick von dem göttlichen Prinzip, Liebe, getrennt, abgeknickt oder abgefallen.

Ich betete mit dieser Idee, nahm sie als die Wahrheit an und schaute vom Augenschein weg. Wenige Minuten später erlebte ich eine große Freude und Befreiung in mir. Ich verstand, daß das, was mir weh tat, Groll gegen jemanden war, daß das aber eine falsche Vorstellung vom Menschen war. Jetzt erkannte ich, daß der Mensch unschuldig ist, nicht eigenwillig, unehrlich, egoistisch und korrupt und auch nicht gefallen, betrogen und verletzt. Ich verstand die Wirklichkeit und unbegrenzte Macht der göttlichen Liebe besser und erkannte die Nichtigkeit der Lügen des Bösen, die von Trennung, Bruch, Fall, Streit, Uneinigkeit, Haß und Rache sprachen.

Als mein Denken frei wurde von diesen Vorstellungen, verschwand auch die körperliche Verletzung. Ich konnte aufstehen und war innerhalb von wenigen Stunden völlig frei von Schmerzen.

Im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft heißt es: „Der Zement einer höheren Menschlichkeit wird alle Interessen in der einen Göttlichkeit vereinen.“ Ebd., S. 571. Durch diese Erklärung erlangte ich den Frieden, der mir half, zu vergeben und zu vergessen — und mich über das herrliche, geistige, vollkommene Sein des Menschen zu freuen, der kein Raubtier, sondern das Ebenbild Gottes ist.

Ich will dich zum großen Volk machen
und will dich segnen
und dir einen großen Namen machen,
und du sollst ein Segen sein.

1. Mose 12:2

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