Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer

Trauer überwinden

Aus der Februar 1996-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Wir Alle Haben vielleicht schon Situationen erlebt, in denen uns tiefe Trauer überfallen hat, wo wir so ohne Hoffnung waren, daß wir meinten, nie wieder froh zu werden. Verpaßte Gelegenheiten, eine zerbrochene Freundschaft, eine Scheidung, Trennung oder der Tod eines geliebten Menschen mögen der Grund dafür sein.

In meiner Kinderzeit habe ich mich oft vor Trennungen gefürchtet, und auch später war ich nie ein guter „Abschiednehmer“. Inzwischen habe ich schon mehrfach Abschied nehmen müssen aus den verschiedensten Gründen. Und manchmal mußte ich dabei an Hiob denken, der auch feststellen mußte, daß gerade das, was er gefürchtet hatte, über ihn gekommen war. Aber er gab sich dieser Trauer nicht hin, er widersetzte sich ihr — bis er Gott als die einzige Macht anerkannte, dadurch gesund wurde und alles erstattet bekam, was er verloren hatte.

Eine Freundin wies einmal darauf hin, daß selbst Christus Jesus nicht verschont geblieben war von Trauer und Versuchungen (und was für gewaltige mußte er überstehen!). Wie er aber damit umging, darauf es an. Das zeigt seine Größe und Gottverbundenheit. Voller Mitgefühl und Autorität konnte er sagen: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.“ Joh 8:12.

Wenn wir im eigenen Leben Herausforderungen gegenüberstehen, können wir sie dazu nutzen, zu einer neuen Sicht auf das Gute zu gelangen, das uns so unwiederbringlich erscheint. Ich erlebte das nach dem Tod meiner Mutter.

Als ich den Leichnam meiner Mutter sah, wurde mir schlagartig klar, daß dies nicht das war, was ich an ihr so liebte. Es drückte nichts von ihrem Wesen, ihren besonderen Eigenschaften, ihrer Spontaneität, Echtheit und Liebe aus. Ich empfand in diesem Augenblick eine große Dankbarkeit für die großartigen Dinge, die wir zusammen erlebt hatten. Die konnten uns beiden durch nichts genommen werden, und dafür war ich Gott so dankbar.

Das wirkliche Leben ist geistig — ein ununterbrochener, durchgehender Weg.

Ein anderes Mal wurde ich von Trauer geradezu geschüttelt, als ich mich für die Beisetzung eines mir sehr eng verbundenen Freundes anzukleiden hatte. Ich spürte zwar die Liebe von Freunden, die zu mir gekommen waren, und ich fühlte mich getragen von dem, was sie über die geistige Natur des Lebens wußten und mit mir teilten, aber es sah so aus, als könnte ich mich nicht aus diesem mentalen Loch erheben.

Als ich zu Gott flehte in meiner Trauer, bekam ich die Antwort, die ich in diesem Augenblick wirklich brauchte. Ich wußte, daß Leben ewig ist, daß es keine Schwelle gibt zwischen dem menschlichen Leben und dem, was nach dem Tod geschieht. Das wirkliche Leben ist geistig — ein ununterbrochener, durchgehender Weg. Es ist nicht teilbar. Ich wußte nun, daß dieser Freund das Leben jetzt erlebte. Mir war so klar, daß Leben ewig ist, weil alles, was Gott erschafft, ewig existiert. Ich war ganz sicher, daß mein Freund mit Gott, unter Seiner Obhut und Führung, buchstäblich „weitergehen“ würde. Diese geistige Erkenntnis hat mich damals sehr getröstet. Und sie hat mich seitdem nie wieder verlassen. Ich weiß einfach, daß es so ist!

Auch wenn ein geliebter Mensch weitergeht, sind wir nicht allein gelassen, und die guten Eigenschaften dieses für uns nicht mehr sichtbaren Menschen sind nicht verloren. Die wirkliche Liebe, die zwischen Menschen ausgedrückt wird, hat ihre Quelle in Gott, und weil Gott unendlich und allgegenwärtig ist, kann der Fluß Seiner Liebe nicht unterbrochen werden. Da Gott unteilbar und also unparteiisch ist, geht niemand leer aus — weder der, der die Eigenschaften ausdrückt, noch der, der dadurch gesegnet wird. Von Gott haben wir das Vermögen bekommen, Seine Liebe auszudrücken und wahrzunehmen. Deshalb sind wir in der Lage, das Gute nicht auf eine einzelne Person begrenzt, sondern überall zu erkennen und es selbst auszudrücken.

In einem Aufsatz von Mrs. Eddy, der im April 1918 im Herold unter dem Titel „Das Leben“ veröffentlicht wurde, fand ich damals eine Stelle über das ewige Leben. Sie schreibt dort: „Ja, wir werden dort einander kennen; wir werden lieben und geliebt werden; wir werden unsere Identität nie verlieren, sondern sie immer mehr in ihrer Ordnungsmäßigkeit, Schönheit und Güte finden.“ Der Herold der Christlichen Wissenschaft, 16. Jg., Nr. 4 (April 1918), S. 130.

Mir war klar, daß dieser Freund nun schon viel mehr über diese Ordnungsmäßigkeit und Schönheit der ewigen Identität des Menschen wußte; ich war noch dabei, es zu glauben. Aber ich hatte einen Schimmer davon erhascht.

Im Gebet können wir uns vom materiellen Sinn, von einer materiellen Vorstellung von uns selbst, zum geistigen Sinn wenden, der uns die unsterbliche Identität des Menschen enthüllt. Mrs. Eddy schreibt darüber in Wissenschaft und Gesundheit: „Der geistige Sinn, der materiellen Sinnen widerspricht, schließt Intuition, Hoffnung, Glaube, Verständnis, reife Fülle und Wirklichkeit in sich.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 298. Dieses Zitat erscheint mir wie eine Leiter, die unsere Gedanken aufwärts führen kann — heraus aus dem Empfinden von Verlust und Selbstbedauern.

Wenn unser geistiges Verständnis wächst, erkennen wir, daß unser himmlischer Vater uns immer mit Seiner Liebe versorgt, auch in den scheinbar dunkelsten Stunden. Diese Wirklichkeit der allgegenwärtigen Liebe und ihrer Fürsorge für uns liegt hinter den Dingen, und sie nimmt uns unsere Trauer.

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Mehr aus dieser Ausgabe / Februar 1996

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.