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Standhaftigkeit und das Wachstum der Kirche

Aus der Februar 1996-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Christus Jesus War sich sehr bewußt, daß jeder einzelne Mensch für Gott kostbar ist. Seinen Anhängern erklärte er das beispielsweise damit, daß er ihnen sagte, ihre Haare auf dem Kopf seien alle gezählt. Siehe Mt 10:30. Wenn unser Vater-Mutter Gott uns so gut kennt, muß er doch sehr gut für uns sorgen. Beim Beten mache ich mir manchmal klar, daß Gott jeden Grashalm, jedes Blatt kennt und versorgt. Sie können wirklich als geistige Ideen — als Seine makellose Schöpfung — gesehen werden. Mir fällt es so leichter zu verstehen, wie kostbar der Mensch in den Augen des Vaters ist. Jeder von uns ist tatsächlich der individuelle geistige Ausdruck Gottes.

Darüber dachte ich nach, als ich eines Abends in unserer Zweigkirche Christi, Wissenschafter, Ordnerdienst machte. Und ich erkannte: Da jeder einzelne Gott lieb und teuer ist, ist die individuelle Arbeit jedes Kirchenmitglieds unentbehrlich, und die kollektive Tätigkeit dieser Mitglieder, die ja eine Zweigkirche ausmacht, ist unentbehrlich und wesentlich zur Erfüllung ihres göttlichen Zwecks. Solches Anerkennen und Wertschätzen rückt die von Gott geistig angeregte Arbeit eines Mitglieds und einer Zweigkirche mehr in den Mittelpunkt.

Wenn man die so wichtige Arbeit jeder Zweigkirche betrachtet, ist es besonders inspirierend zu hören, wie die Christliche Wissenschaft in Ländern der Dritten Welt Fuß faßt. Die Menschen dort suchen und finden das beweisbare Wort Gottes. Viel Heilungsarbeit wird getan, und die Besucherzahlen in den Kirchen und bei Vorträgen schießen in die Höhe. Dieses Wachstum ist wahrhaft ermutigend.

In anderen Teilen der Welt stellen sich unsere Gelegenheiten anders dar. Einige Kirchen, die einst volle Gotteshäuser aufzuweisen hatten, brauchen neues Leben und neues Wachstum.

Das ist an sich keine schlechte Sache; es kann sehr stärkend und belebend sein. Es gibt uns genausoviel Grund zur Freude und ist genauso ermutigend, wie die Gelegenheiten in den Entwicklungsländern es sind, denn in beiden Fällen sind wir aufgefordert, die Macht der Wahrheit und Liebe zu demonstrieren.

Als unsere Familie in einen Ort in der Nähe von London — im Einzugsgebiet der Großstadt — zog, suchten wir uns eine Wohnung, die möglichst nahe bei der dortigen Zweigkirche lag. Ich freute mich darauf, einer aktiven Kirche beizutreten und mehr Erfahrung in der heilenden Ausübung der Christlichen Wissenschaft zu gewinnen. Doch wir stellten bald fest, daß alles anders war, als wir es uns vorgestellt hatten. Eine sinkende Mitgliederzahl machte der Kirche zu schaffen, und schon jahrelang hatte sie keinen im Christian Science Journal eingetragenen Ausüber mehr gehabt. Allerdings gab es einige sehr hingebungsvolle Mitglieder und einen spürbaren Geist der Brüderlichkeit und Freundschaft. In den darauffolgenden Jahren verringerte sich die Mitgliedschaft noch viel mehr. Einzelne Mitglieder hatten bis zu zehn Kirchenämter zu versehen. Ihre Einstellung war: Wenn man etwas sieht, was es zu tun gibt, so krempelt man die Ärmel hoch und erledigt es.

Die verschiedenen Komitees mit Ausnahme des Vortragskomitees wurden schließlich alle aufgelöst. Kirchenfunktionen wurden mit einem absoluten Minimum an Leuten ausgeführt. Aber wie bei Elia und der Witwe mit der Handvoll Mehl und dem bißchen Öl im Krug hatten wir immer genug für das Notwendige, Siehe 1. Kön 17:8-16. und wir dankten Gott für das, was wir hatten. Dankbarkeit für das gegenwärtige Gute — und das Anerkennen des Guten — half uns ständig, unser Denken zu erheben.

Es folgten für jedes einzelne Mitglied Jahre geistigen Wachstums und sich immer wieder erneuernder Hingabe an die Christliche Wissenschaft. Wenn ich manchmal versucht war, mir zu wünschen, daß ich einer „aktiveren“ Kirche angehörte, fragte ich mich: „Bist du nicht froh, daß du Zeuge des Wachstums und des Wiederauflebens der Christlichen Wissenschaft in deiner Stadt werden darfst?“

Eine sinkende Mitgliederzahl machte der Kirche zu schaffen ... Dankbarkeit für das gegenwärtige Gute — und das Anerkennen des Guten — half uns ständig, unser Denken zu erheben.

Schließlich befand sich das Kirchengebäude selbst in einem besorgniserregenden Zustand. So vieles war reparaturbedürftig. Auf einer Mitgliederversammlung sagte ein Mitglied eines Tages: „Wenn uns jemand anbieten würde, unser Kirchengrundstück zu sanieren und uns ein neues Gebäude zu errichten, sollten wir die Gelegenheit beim Schopf ergreifen.“ Zwei Wochen später lag so ein Angebot bei uns auf dem Tisch! Es hatte schon vorher verschiedene Entwürfe für Sanierungsprojekte gegeben, aber unsere Kirche hatte sich nie ganz dazu entscheiden können. Diesmal gab es keine einzige Gegenstimme. Nach einigen von Gebet getragenen Überlegungen beschlossen die Mitglieder einstimmig, den Bau einer neuen Kirche voranzutreiben. Der Neubau wurde auf unserem ursprünglichen Grundstück errichtet — ein sehr begehrter Standort. Ein Teil des Geländes wird für unsere Kirche genutzt, der andere Teil wurde saniert und wird für kommerzielle Zwekke verwendet.

Als die Kirche im Bau war, hielten wir die Gottesdienste in einer hiesigen Schule ab. Die Schule lag zwar etwas versteckt, aber trotzdem fand eine Reihe Besucher den Weg dorthin. Ein paarmal mußten wir die Zeugnisversammlung am Mittwoch in der Wohnung eines Mitglieds abhalten. Aber nie haben wir einen Gottesdienst ausgelassen.

Uns wurde wirklich gezeigt, daß die Kirche als solche geistig ist. Der Glaube, das Verständnis, ja die Liebe der Mitglieder machten klar, daß trotz dessen, was sich als sinkende Mitgliederzahlen und allgemeines Desinteresse darstellte, die Christliche Wissenschaft lebendig und die Wahrheit am Wirken ist.

Die Liebe, die die Mitglieder füreinander empfanden, ist nur schwer in Worte zu fassen, aber es war das, was uns weitermachen ließ. Die Einigkeit und Verbundenheit im Denken, die wir im stillen und ohne es auszusprechen verspürten, war der Kitt, der uns alle zusammenhielt. Die Worte unseres Meisters Christus Jesus sind hier sehr passend: „Daran wird jedermann erkennen, daß ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.“ Joh 13:35. Mir gefällt besonders, wie dieser Vers in der Übersetzung von J. B. Phillips wiedergegeben wird. Es heißt da (nach dem Englischen): „Darum wird jedermann erkennen, daß ihr meine Jünger seid, weil ihr so eine Liebe zueinander habt.“

Trotz aller widrigen Umstände kam doch niemand auf den Gedanken, daß wir dichtmachen, unseren Status von Zweigkirche in Vereinigung der Christlichen Wissenschaft umändern oder die Zeugnisversammlungen nicht mehr wöchentlich abhalten sollten. Das war nicht nur die Einstellung einiger willensstarker Leute; die Mitglieder taten einfach mit vereinter Kraft, was — wie sie überzeugt waren — Gott von ihnen verlangte.

Als Abraham von Gott dazu geführt wurde, Heimat und Landsleute zu verlassen und sich auf eine große Reise zu begeben, handelte er direkt auf einen Befehl Gottes. Siehe 1. Mose 12:1. Er stellte Gottes Gebot weder in Frage, noch zweifelte er daran. In der Bibel wird nicht beschrieben, wie er betete, doch er muß Gott sehr nahe gewesen sein und auf Seine Stimme gelauscht haben. Mrs. Eddy schreibt: „Unausgesprochene Gedanken sind dem göttlichen Gemüt nicht unbekannt. Verlangen ist Gebet; und kein Verlust kann uns daraus erwachsen, daß wir Gott unsere Wünsche anheimstellen, damit sie gemodelt und geläutert werden möchten, ehe sie in Worten und Taten Gestalt annehmen.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 1.

Bedingungsloser Gehorsam und Treue gegen Gott sind Gebete der höchsten Form. Treue, Vertrauen, fester Glaube, Standhaftigkeit — diese Eigenschaften brachte Abraham zum Ausdruck. Aufgrund seiner Treue wurde er zum Gründer vieler Nationen. Mit genauso schlichtem Herzen bemühte sich unsere Mitgliedschaft, Gottes Geboten zu folgen. Es war ein Gebet des Herzens, nicht des Kopfes.

Unsere Mitgliedschaft hat sich inzwischen mehr als verdoppelt ... Alle möglichen Heilungen haben stattgefunden.

Wir wußten, daß die Christliche Wissenschaft eine heilende Religion ist. Und es steht nicht in Übereinstimmung mit der Praxis des christlich-wissenschaftlichen Heilens, die Bedürfnisse des — wenn man so will — kirchlichen Körpers zu ignorieren und den Fall aufzugeben oder sich von den aggressiven Symptomen des Niedergangs so beindrucken zu lassen, daß man sich der Verzweiflung hingibt. Unsere geliebte Führerin, Mary Baker Eddy, schreibt: „Heute liegt die Gefahr nahe, daß sich das Ärgernis der Juden in der Begrenzung des Heiligen in Israel und in der Frage wiederholt:, Kann Gott wohl einen Tisch bereiten in der Wüste?‘ Was kann denn Gott nicht tun?“ Ebd., S. 135.

Während dieser Zeit habe ich mich oft gefragt: „Was hätte Mrs. Eddy getan? Hätte sie für ihre Kirche ein Bild des Verfalls akzeptiert?“ Ich dachte an die liebevolle Fürsorge, die sie ihrer jungen Bewegung in Boston gewidmet hatte. Es war ihr Kind, ihr Augapfel, und sie stand ihm zur Seite — komme, was da wolle.

Der wachsame Christliche Wissenschafter erkennt: Jedes aggressive Bild des Niedergangs der Kirche ist Mesmerismus, genauso wie das Bild von Krankheit eine hypnotische Suggestion ist. Keins von beiden ist wirklich oder wahr, denn es ist nicht von Gott geschaffen. Mir hat es immer geholfen, die gleiche christliche und wissenschaftliche Haltung einzunehmen, wie man sie auch beim Beten für einen Patienten hat, und energisch an dem festzuhalten, was tatsächlich wahr ist.

Gottes Kirche sprüht vor Leben, gedeiht in der Liebe, ist aufgebaut von der Wahrheit und unangreifbar im Gemüt. Gott könnte diese Kirche ebensowenig für Verfallserscheinungen empfänglich machen, wie Er den geistigen Menschen verfallen lassen oder schwächen könnte. Wie wunderbar stärkend sind doch Paulus’ Worte an die Epheser: „Deshalb ergreift die Waffenrüstung Gottes, damit ihr an dem bösen Tag Widerstand leisten und alles überwinden und das Feld behalten könnt.“ Eph 6:13.

Die größte Stärke unserer Kirche ist und bleibt die echte, herzliche Zuneigung unter den Mitgliedern.

Das wichtigste Stadium neuen Wachstum entzieht sich oftmals unseren Blicken. Die eigentlich machtvolle und entscheidende Arbeit für unsere Kirche blieb nach außen hin unsichtbar, denn sie vollzog sich im Denken jedes einzelnen Mitglieds. Greifbare Früchte unseres Gebets waren nicht sofort zu erkennen. Doch Geduld und Beharrlichkeit waren die von Gott verliehenen Eigenschaften, die zum Erfolg führten.

Ein Moment in dieser Entwicklung war für mich besonders kostbar. Wir waren in das neue Gebäude eingezogen, und nachdem der erste Überschwang der Freude vorüber war, mußten wir feststellen, daß die Besucherzahl noch immer niedrig und die Mitgliedschaft nicht größer geworden war. Ich war damals Erster Leser, und als ich eines Mittwochabends zum Lesen ans Pult trat, war die Kirche — abgesehen von einem Ordner und dem Organisten — leer. Große Verzweiflung und Frustration kamen über mich. Ich wußte, daß ich meine gottgegebene Pflicht erfüllte und daß Gottes Arbeit nicht vergeblich getan wird. „Bitte, Gott“, schrie ich im stillen, „bitte schick mir jemanden zu Hilfe!“ Einige Minuten später kam eine Fremde zur Tür herein. Unmittelbar nach dem Gottesdienst kam diese junge Frau auf mich zu und erzählte mir, sie sei etwa ein Jahr lang als Gast in unserem Land und wolle gern sofort Mitglied werden. Mein Herz sang, als ich an dem Abend nach Hause ging! Diese liebe Freundin war die erste von vielen Leuten, die unserer Kirche schließlich beitraten. Wir lieben und schätzen alle sehr. Und wie dankbar sind wir Gott für Seine Güte und Fürsorge!

Unsere Mitgliedschaft hat sich inzwischen mehr als verdoppelt, und sie wächst weiter. Wir haben gegenwärtig zwei im Journal eingetragene Ausüber. Alle möglichen Heilungen haben stattgefunden. Die größte Stärke unserer Kirche ist und bleibt die echte, herzliche Zuneigung unter den Mitgliedern. Dieses lebenswichtige geistige Element wirkt anziehend und segnend. Wie eine kräftige junge Pflanze ist diese Kirche, deren Vision so lange standhaft in den Herzen der Mitglieder aufrechterhalten wurde, jetzt aus dem Boden ihrer Hoffnungen und Gebete emporgewachsen.

Die Kirche gehört Gott, und Er wacht über sie. Sie ist Sein Geschenk der Liebe an die Mitglieder, an ihre Stadt und an die Welt!

Brich dem Hungrigen dein Brot
und die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus!
Dann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte,
und deine Heilung wird schnell voranschreiten,
und deine Gerechtigkeit wird vor dir hergehen,
und die Herrlichkeit des Herrn wird deinen Zug beschließen.

Jesaja 58:7,8

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