Sie werden mit einem unerfreulichen Umstand konfrontiert. Werden sie ärgerlich? Oder beschließen Sie, ein Heiler zu sein? Das sind keine Fragen, die man normalerweise stellt, wenn es um das Thema Ärger geht. Schließlich haben doch die Umstände selbst — auch ohne unsere Zustimmung — die Macht uns ärgerlich zu machen, oder? Haben wir nicht alle schon einmal gedacht und auch gesagt: „Das macht mich richtig wütend!" Dass Umstände uns ärgerlich machen können, wird allgemein akzeptiert und daraus ergeben sich die Fragen, die in der Öffentlichkeit am häufigsten diskutiert werden, nämlich: Wie wird man am besten mit Ärger fertig? Ist es für unsere Gesundheit besser, unserem Ärger Luft zu machen oder ihn zu unterdrücken? Gibt es ein konstruktives Ventil für Ärger an Stelle eines destruktiven?
Im Buch der Sprüche in der Bibel lesen wir: „Ein Geduldiger ist besser als ein Starker und wer sich selbst beherrscht, besser als einer, der Städte gewinnt." Spr 16:32.
Bei dem Bemühen, geduldig zu sein und uns zu beherrschen, können wir unsere Gedanken zum Schweigen bringen und uns von Gott, der allumfassenden göttlichen Liebe, leiten lassen. Wir können den Ärger vertreiben, anstatt uns durch Irrtum verärgern zu lassen, und können demütige Diener der Liebe werden. Diese Entscheidung ist schon an sich ein Akt selbstloser Liebe; wir müssen den Wunsch haben, geheilt zu werden und der heilende Repräsentant der göttlichen Liebe zu sein, mehr als dass wir unseren eigenen Willen durchsetzen wollen. Diese christusgleiche mentale Haltung bedeutet echte Stärke.
Andererseits lässt der Glaube, dass Ärger unvermeidbar ist und wir höchstens lernen können, ihn mit menschlichem Willen zu beherrschen oder ein angemessenes Ventil dafür zu finden, die wichtige Tatsache aus dem Spiel, dass allein Gott die Macht hat, uns richtig zu regieren. Diese Macht gehört weder menschlichen Umständen noch menschlichem Willen an. Heilung und Gesundheit kommen nicht durch Ärger in unser Leben, sondern dadurch, dass wir Gottes Regierung, die völlig gut ist, verstehen und uns ihr unterstellen.
Dabei ist belanglos, was der Heilung bedarf — ob eine Beziehung, — oder wie groß oder klein eine Schwierigkeit sein mag. Die folgende Wahrheit aus Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy trifft auf jede Situation zu: „Gott wird die Kranken durch den Menschen heilen, wenn der Mensch von Gott regiert wird." Wissenschaft und Gesundheit, S. 495. Wir alle sind als der eigentliche Ausdruck Gottes, der geistige Ausdruck der göttlichen Liebe, erschaffen. Das ist das, was wir in Wirklichkeit sind. Und daher ist es für jeden von uns ganz natürlich, diese Regierung anzuerkennen und ein Heiler zu sein, anstatt ärgerlich oder wütend zu regieren.
Ärger ist keine Eigenschaft Gottes. Gott hat nichts, worüber Er sich ärgern könnte, denn Seine Allheit lässt nichts gelten, was Ihm unähnlich, was dem Guten unähnlich ist. Gott hat die volle Herrschaft über Seinen Ausdruck, den Ausdruck des Geistes. Der Mensch, den Gott erschafft, Sein geistiges Bild und Gleichnis, spiegelt Seine Vollkommenheit, Seine Reinheit und Harmonie wider. Das ist nie anders gewesen und es wird und kann nie anders sein. Dies sind beweisbare Tatsachen der göttlichen Wissenschaft des Seins.
Wenn es etwas gäbe, worüber wir uns ärgern sollten, dann dies: Unwissenheit über Gott und die Nichtbeachtung Gottes bringen so manche Krankheit und so manche Zwietracht hervor, die im täglichen Leben auftaucht. Doch die Disharmonie, die durch Unwissenheit über Gott und durch eigensinnigen Ungehorsam gegen Ihn hervorgebracht wird, ist ebenso wenig wirklich und substanziell wie die Unwissenheit und der Ungehorsam selbst. Unwissenheit und Ungehorsam — und die unharmonischen Situationen, die sich daraus ergeben — lösen sich auf in der Gegenwart von geistigem Verständnis und liebevollem Gehorsam gegen Gott. Ärger und Zorn trüben lediglich unsere Sicht und lassen Unwirklichkeiten wie solide Substanz erscheinen. Das ist keine Position der Stärke, aus der in irgendeiner Situation Heilung kommen könnte. Die wahre Position der Stärke, die man gegen jedes Übel einnehmen kann, besteht in demütiger Empfänglichkeit für die von Gott kommende geistige Erleuchtung und in der Bereitschaft, sich liebevoll Seinem Willen unterzuordnen.
Wichtig ist, dass wir täglich um die Erkenntnis beten, dass allein Gott Herrschaft über uns hat. Keine Umstände können Seine Macht usurpieren. Nur dem Anschein nach könnten sie es tun, wenn wir unbewusst oder unachtsam unsere Zustimmung dazu geben. Je fester wir jedoch im geistigen Verständnis von Gott verankert sind — und dazu gehört die Tatsache, dass Er allein unser Schöpfer ist —, umso weniger wahrscheinlich ist es, dass wir auf die Suggestion hereinfallen, ein materieller Umstand könne Macht über uns haben oder unser Denken beherrschen. Und je mehr wir verstehen, dass Sünde und Krankheit durch Gehorsam gegen Gott besiegt und zerstört werden, umso bereitwilliger werden wir uns entscheiden Heiler zu sein, anstatt uns vom Heilen ablenken zu lassen, indem wir uns dem Ärger über einen Irrtum hingeben.
In Wissenschaft und Gesundheit finden wir über das christlich-wissenschaftliche Heilen unter anderem folgende Anweisung: „Das Austreiben des Bösen und der Furcht befähigt die Wahrheit, das Übergewicht über den Irrtum zu erlangen." Ebd., S. 392. Genauso hat das Austreiben von Ärger und Zorn aus unserem Denken eine heilende Wirkung.
Ich finde es so wunderbar, dass wir uns entscheiden können, Ärger und Zorn zurückzuweisen; wir haben die Wahl, Gott die Situation heilen zu lassen, indem wir uns Seiner Regierung unterordnen. Was für Segen das bringt, habe ich im Laufe vieler Jahre in allen möglichen Situationen im eigenen Leben erfahren. Wenn die Suggestion „Das macht mich wütend!" kam, habe ich oft mental in folgender Weise darauf geantwortet: „Nein. Diese Situation kann mich nicht in irgendeinen Zustand versetzen. Gott hat mich dazu geschaffen, Seine Güte und Liebe zum Ausdruck zu bringen. Ich werde still sein, auf Ihn lauschen, Seine Herrschaft walten und Ihn diese Situation heilen lassen." Und ich habe die Heilung erlebt.
Der Meister selbst, Christus Jesus, sagte: „Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Erdreich besitzen." Mt 5:5. Niemand wusste besser als Jesus, wie wertvoll es ist, sich unter Gottes Regierung zu stellen und durch Sanftmut Herrschaft über sich selbst und über das Böse zu erlangen. Daher konnte Jesus so konsequent und so erfolgreich heilen. Und wir alle können dem Beispiel des Meisters folgen, indem wir erkennen, dass die heilende Macht allein bei Gott liegt — und indem wir uns Seinem Willen fügen.
Immer wenn eine Situation auftritt, wo wir versucht sind, ärgerlich zu werden, haben wir die Wahl. Werden wir Heiler sein? Heiler sind wir, wenn wir selbstlos dem Ärger, ja jedem Bösen, die Tür unseres Denkens verschließen, damit wir die Wahrheit sehen können, die das Übergewicht über den Irrtum hat — die Wahrheit der Allerhabenheit Gottes und der Harmonie Seiner Schöpfung, die nie beeinträchtigt werden kann. Gott gibt uns die Kraft, die richtige Wahl zu treffen, uns für das zu entscheiden, was für unsere Gesundheit und die aller anderen am besten ist. Und die richtige Wahl ist immer: zu lieben und zu heilen.
Gott hat uns nicht bestimmt zum Zorn,
sondern dazu, das Heil zu erlangen durch unsern
Herrn Jesus Christus.
1. Thessalonicher 5:9
