In der Bergpredigt, die durch ihre außergewöhnliche geistige Botschaft des Christus auch die „Diamantene” genannt wird, ist von der Liebe die Rede, die unsere sogenannten Feinde nicht ausschließt, — das Gebot: „Liebt eure Feinde.” Mt 5:44.
Wohl die meisten, die mit diesem Gebot konfrontiert werden, stellen sich die Frage: „Ist es möglich, dieses Gebot zu befolgen?” Es kann uns sehr schwer fallen, ja es kann uns unmöglich erscheinen, auch nur daran zu denken, unsere Feinde zu lieben. Aber wenn wir wissen, wer uns dazu auffordert, es mit Wohlwollen zu tun, und warum es nötig und auch möglich ist, können wir die zerstörenden Gefühle von Groll und Selbstgerechtigkeit, die wir gegen diejenigen hegen, die uns ein Leid zugefügt haben, meistern und siegreich überwinden.
Wer die schwerwiegenden Worte von der Feindesliebe predigte, war der größte Meister aller Zeiten, erhaben über Hass, Undank und Feindschaft; Überwinder von Versuchung, Sünde, Krankheit und sogar des Heiland, Retter und Tröster; Wegweiser zur Wahrheit und Liebe Gottes, unserem Vater. Ein Meister, der uns die Richtlinien gab für das unsterbliche, vollkommene, geistige Leben, das auf dem prinzip von Liebe gegründet ist. Ein Meister in der göttlichen Liebe, das Ebenbild und Gleichnis — die Offenbarwerdung der Liebe Gottes — Christus Jesus.
In seinem Wirken kommt eine Herrlichkeit zum Ausdruck, die wir am ehesten als Auswirkung seiner Einheit mit Gott begreifen können, als die Übereinstimmung von Vater und Sohn, vollkommen wie sein Vater, sündlos und rein. Darum und nur deswegen können wir überhaupt lieben, weil Gott Liebe ist Siehe 1. Joh 4:16., wie uns die Heilige Schrift erklärt, und wir Kinder dieser Liebe sind — wie auch unser sogenannter Feind.
Menschen, die uns aus irgendeinem Grunde keine Rücksicht, Aufmerksamkeit, Liebe oder Geduld erzeigen können, müssen wir nicht gleich als Feinde betrachten. Wir können sie im Licht der Christus-Wahrheit sehen, ihre christlichen Eigenschaften anerkennen und für uns betonen und Umwandlung erwarten.
Aber was können wir tun, wenn wir trotz Langmut, Freundlichkeit und Liebe und sogar wegen einer gerechten Sache verfolgt werden, wenn Verleumdung, falsches Zeugnis und Übles von uns geredet wird? Sind wir dann nicht eher dazu geneigt, den Mut und die Freude zu verlieren? Aber das könnte niemals geschehen, wenn wir uns an die Worte des Meisters, Christus Jesus, erinnern: „Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihrer ist das Himmelreich.” Mt 5:10. Selig, weil unsere Geistigkeit, Heiligkeit und Unschuld, unsere göttliche Wesensart, unantastbar und unzerstörbar sind. Und auch wenn das fleischliche Gemüt dagegen streitet, Gott herrscht im Himmel und auf Erden und wir können darüber frohlocken.
Wohl die meisten, die mit diesem Gebot konfrontiert werden, stellen sich die Frage: „Ist es möglich, dieses Gebot zu befolgen?”
Als ich einmal im Gespräch mit zwei Bekannten hören musste, dass eine Person sich auf die hässlichste und schlechteste Art über mich geäußert hatte, habe ich diese Lüge sofort abgewiesen. Als ich später allein war, dachte ich darüber nach, was Jesus darüber gesagt hätte. Sofort kam die Antwort: „Liebt eure Feinde.” Dann nahm ich meine Bibel zur Hand und las aus der Bergpredigt die bekannten Worte Jesu von der Feindesliebe. Ich wollte verzeihen und vergessen, aber ich musste immer wieder daran denken, was gesagt wurde, und es kam eine tiefe Traurigkeit über mich. Ich fühlte mich auf einmal sehr krank. Doch da erkannte ich, dass das eine Aufforderung war, mehr zu beten. Also forschte ich auch in den Schriften von Mary Baker Eddy, der Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, und las, was sie in ihren Vermischten Schriften über dieses Thema schreibt: „Nenne nur das deinen Feind, was das Christusbild, das du widerspiegeln solltest, besudelt, entstellt und entthront. Was immer das menschliche Leben läutert, heiligt und weiht, ist nicht ein Feind, wie sehr wir auch darunter leiden mögen.” Und weiter schreibt sie: „, Liebe deine Feinde' ist gleichbedeutend mit, du hast keine Feinde'. ... Was immer Neid Haß, Rache — die gewissenlosesten Triebfedern, die das sterbliche Gemüt bewegen — was immer diese zu tun versuchen, wird, denen, die Gott lieben,. .. zum Besten dienen’."Verm., S. 8, 9, 10.
Diese Worte munterten mich auf und ich fühlte etwas von der Versöhnlichkeit, die Christus Jesus empfunden haben muss, wenn er mit Undank und Hass konfrontiert wurde. Das Falsche in dieser Situation war zwar noch nicht völlig überwunden. Doch ich wusste, dass ich verstehen lernen würde, dass die Liebe Gottes das allmächtige Gemüt, ja das Einzige ist, was existiert, und es jedem ermöglicht, eine richtige Sicht auf den Menschen zu gewinnen. Damit war der Bann gebrochen und ich fühlte, dass meine Heilung auch zum Heil für den Anderen werden würde.
Der Gedanke an Hass und Neid dauert nur so lange, bis wir uns und andere im Licht der Liebe sehen, als die geistige Widerspiegelung des Guten.
Der heilende Christus macht keinen Unterschied, er einigt alle. Er ist immer der Friedensstifter und Friedensstifter, er läutert die Herzen, bis sie erkennen, dass die Freundschaft und wahre Brüderschaft unter den Menschen nicht nur ein Ziel, sondern eine geistige Tatsache ist, die wir inmitten von Unfrieden erkennen und aufrichten können. Die wirkliche — wirkungsvolle! — Liebe zu unseren Mitmenschen können wir nur erlangen, wenn wir das Bild und Gleichnis Gottes in ihnen erkennen, so wie es die Bibel berichtet Siehe 1. Mose 1:27.. Wir können sie als Kinder Gottes anerkennen, als sündlose, vollkommene, geistige Menschen, so wie Gott sie erschaffen hat. Der Gedanke an Hass und Neid dauert nur so lange, bis wir uns und andere im Licht der Liebe sehen, als die geistige Widerspiegelung des Guten, des Vater-Mutter-Gemüts und seiner vollkommenen, liedes bevollen geistigen Schöpfung. Wenn wir Verleumdung und Verfolgung überwinden, dann hat das immer eine Läuterung und Erhebung unseres Denkens zur Folge.
Meine Heilung erfolgte allmählich, sanft, friedvoll und hoffnungsvoll, anhaltend und unvergesslich, wie ein Lied, das man im Stillen zu Gottes Lob und Ehren singt. Die große Lehre ist geblieben und ich stütze mich seitdem stets darauf.
Die Bergpredigt zu hören und zu leben und die goldene Regel zu befolgen, richtet den geistigen Frieden, das Reich Gottes, in uns auf, zum Wohl aller, die Frieden suchen, zum Heil der ganzen Menschheit und unserer Umwelt. Das vollkommene Bild und Gleichnis Gottes ist im Menschen eingeprägt, in Christus offenbart, zu jeder Zeit und unter allen Umständen des menschlichen Lebens erkennbar — denen, die Gott lieben. Die reine Wahrheit „Du hast keinen Feind” ist ein Siegel der göttlichen Liebe.