Ich kenne jemanden, auf dessen Autonummernschild stehen die Buchstaben AWSWEL (für All is well = Alles ist gut). Er sagt, das erinnere ihn ständig daran — und vielleicht auch andere, die es zu entziffern versuchen —, dass schon hier und jetzt alles gut ist.
Nun könnte jemand glauben, dass solche Lebensanschauung naiv sei. Wir brauchen uns ja nur die Welt mit all ihren Problemen und Komplexitäten — Krieg, Verbrechen, Hunger, Mangel, Krankheit — anzuschauen, um zu erkennen, dass nicht alles gut ist. Und wenn wir die Dinge so betrachten, wie die Welt sie normalerweise sieht — nämlich von einem materiellen, sterblichen Standpunkt aus —, dann wäre diese Schlussfolgerung auch sicherlich korrekt.
Doch ich kenne diesen Mann gut. Er ist Christlicher Wissenschaftler. Als solcher bemüht er sich zu unterscheiden zwischen dem, was die materiellen Sinne ihm sagen, und dem, was Christian Science über Gott und Sein geistiges Universum offenbart. Durch diese Christliche Wissenschaft lernt er seine geistige Wahrnehmung zu schärfen, aber zugleich auch, seine Augen nicht vor Schwierigkeiten zu verschließen oder sie zu ignorieren. Er behauptet nicht einfach aus einer positiven Haltung heraus, dass alles gut ist. Vielmehr, so erklärt er, müssen wir uns der Macht dieser kraftvollen und radikalen Aussage täglich bewusst sein — ja verstehen, dass es die absolute Tatsache der Schöpfung ist, weil alles gut ist, was Gott gemacht hat —, um so in unserem eigenen Bewusstsein ans Licht zu bringen, was hier und jetzt geistig vor sich geht.
Soll das heißen, dass die Dinge gar nicht so schlimm sind, wie sie aussehen? Wie steht es mit Umständen, die eindeutig nicht so wundervoll sind? Sollen wir einfach nur sagen: „Es ist schon alles gut; in Wirklichkeit ist dies nicht wahr über Gott und Seine vollkommene Schöpfung" und dann die Herausforderungen, mit denen wir zu tun haben, ignorieren? Nein. Wir müssen das Problem sehen als das, was es ist und was es nicht ist. Da es nicht das ausdrückt, was das ewig Wahre und Gute, das immer Reine und Vollkommene ist, kommt es nicht von Gott. Noch ist es Teil der Schöpfung Gottes — der einzigen Schöpfung, die es gibt. Deshalb könnte es der göttlichen Wissenschaft zufolge unmöglich wahr oder wirklich sein.
Das Erkennen der Unwirklichkeit einer Schwierigkeit bringt das ans Licht, was wahr ist — den einen vollkommenen Gott, das Gute, der alles regiert. Dieses wachsende Verständnis von Gottes unendlicher Güte und Allheit zusammen mit der Erkenntnis der Nichtsheit des Bösen ist weit davon entfernt irgendein Problem zu ignorieren. Tatsächlich zerstört es jede Vorstellung, dass der Irrtum Gültigkeit besitzt, und löst ihn damit durch Gottes Kraft auf.
Die allgemeine Überzeugung, dass das Universum sich durch materielle Gesetze selbst regiert, ist falsch, denn Gott ist der einzige Gesetzgeber. Auch ist wirkliche Substanz nicht entweder gute oder schlechte Materie, denn der unendliche Gott, Geist, ist die einzige wahre Substanz und Er ist völlig gut. Materie ist ein falscher, menschlicher Begriff von Substanz — der Glaube, dass es etwas gibt, was mehr ist als das unendliche Alles, etwas, was außerhalb des Geistes ist.
Weil Geist Alles ist und gut ist, sind die Übel, von denen die physischen Sinne berichten, trotz des äußeren Anscheins keine Tatsachen des Seins, In Wissenschaft und Gesundheit sagt Mary Baker Eddy: „Wenn Gott Sünde schafft, wenn Gutes Böses hervorbringt, wenn Wahrheit zu Irrtum führt, dann sind Wissenschaft und Christentum hilflos; aber es gibt keine antagonistischen Kräfte oder Gesetze, seien sie geistig oder materiell, die den Menschen durch fortwährenden Kampf erzeugen und regieren. Gott ist nicht der Urheber sterblicher Missklänge. Daher erkennen wir die Schlussfolgerung an, dass Missklänge nur eine erdachte Existenz haben, dass sie sterbliche Ansichten sind, die durch die göttliche Wahrheit und Liebe zerstört werden."Wissenschaft und Gesundheit, S. 231.
Aber wie überwinden wir Schwierigkeiten, die nicht nur wirklich, sondern auch hartnäckig zu sein scheinen? Indem wir hartnäckiger an dem Verständnis der Wahrheit festhalten, dass Gott die einzige Ursache und der einzige Schöpfer — das ewige Gute — ist. Wir können das falsche Zeugnis des sterblichen Sinnes zurückweisen und unser Denken sozusagen feinabstimmen, so dass es ganz auf die Wirklichkeit von Gottes Allheit ausgerichtet ist. In Wissenschaft und Gesundheit wird erklärt: „Die Heilige Schrift besagt, dass Gott Alles-in-allem ist. Daraus folgt, dass nichts außer dem göttlichen Gemüt und Seinen Ideen Wirklichkeit oder Dasein besitzt. Die Heilige Schrift erklärt auch, dass Gott Geist ist. Deshalb ist im Geist alles Harmonie und es kann keine Disharmonie geben; alles ist Leben und es gibt keinen Tod. Alles in Gottes Universum bringt Ihn zum Ausdruck." Ebd., S. 331.
Wenn wir anfangen unser Denken zu vergeistigen und die Tatsache zu erfassen, dass Gott die einzige Ursache und der einzige Schöpfer ist, wird uns klar, dass es keine andere Ursache und keinen anderen Schöpfer, nichts außerhalb Seiner Allheit, geben kann. Schritt für Schritt kommen wir zu der Erkenntnis, dass Gott die einzige Macht ist, die das Universum, einschließlich des Menschen, beherrscht und regiert. Wir erkennen, dass der Mensch, die vollkommene, unsterbliche Wirkung der einen Ursache, niemals in Materie hineingeboren wird, niemals aus Materie hinausstirbt und niemals eine materielle Vergangenheit oder Geschichte hat.
Um für diese geistigen Wahrheiten empfänglicher zu sein, müssen wir gottunähnliche Gedanken und Vorstellungen aus unserem Bewusstsein entfernen und konsequenter die in uns angelegten gottähnlichen Eigenschaften zum Ausdruck bringen — Eigenschaften wie „Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Keuschheit". Diese Eigenschaften werden in der Bibel als „Frucht des Geistes" bezeichnet. Gal 5:22, 23. Wenn wir mehr über Gott und Seine Attribute erkennen und „die Frucht des Geistes" zum Ausdruck bringen, werden wir besser imstande sein uns von der Materie zum Geist hinzuwenden — von Hass zu Liebe, von Selbstrechtfertigung und Selbstliebe zu Vergebung und Mitgefühl, von Krankheit, Sünde und Tod zu Gesundheit, Reinheit und Leben. Dies ist eine Form von Gebet und es lässt uns tatsächlich erleben und fühlen, wie Gottes Gesetz uns regiert und Herrschaft über jede Situation hat.
Die Wissenschaft des Christus lehrt, dass wir in Wirklichkeit keine Sterblichen sind, die versuchen vollkommene, geistige Ideen Gottes zu werden. Die geistige Tatsache ist, dass der Mensch als das Bild und Gleichnis Gottes jetzt geistig und vollkommen ist und dass er es immer gewesen ist und immer sein wird. Doch die geistigen Tatsachen des Menschen müssen täglich demonstriert werden, damit der Beweis erbracht werden kann, dass tatsächlich alles gut und die Sterblichkeit nicht wahr ist.
Im biblischen Bericht von der Schunemiterin Siehe 2. kön, Kap. 4. lesen wir, dass diese Frau, nachdem ihr Sohn offensichtlich gestorben war, sich an den Propheten Elisa um Hilfe wandte und seinem Diener auf die Frage, wie es ihr und der Familie gehe, antwortete: „Gut!" Wie konnte sie so etwas sagen? Ihr Sohn schien tot zu sein und trotzdem war alles gut?
Für die menschlichen Sinne war der Junge zweifellos tot. Doch hat vielleicht ihre geistige Intuition, ihr natürliches Bewusstsein von Gottes Güte und möglicherweise auch vom alles regierenden Gesetz Gottes sie befähigt sich von dem menschlichen Bild vom Tod abzuwenden und bei Elisa Hilfe zu suchen? Durch das Verständnis des Propheten von der heilenden Gegenwart Gottes wurde der Junge wieder zum Leben erweckt. Alles war tatsächlich gut.
Zu behaupten und zu wissen, dass alles gut ist, steht völlig in Übereinstimmung mit Christi Jesu Lehren. Er lehrte uns Gott zu vertrauen und erklärte uns Gottes Liebe und Fürsorge für jeden von uns. Die Bergpredigt Siehe Mt, Kap 5-7., die auch das Vaterunser umfasst, bringt uns Gottes Liebe nahe und weist uns an, Ihm von ganzem Herzen treu zu sein.
Die vielen Heilungen, die Jesus vollbrachte, zeigen zweifellos seine ruhige Gewissheit, dass hier und jetzt alles gut war, wo immer er sich befand.
Die vielen Heilungen, die Jesus vollbrachte, zeigen zweifellos seine ruhige Gewissheit, dass hier und jetzt alles gut war, wo immer er sich befand. Er ließ sich nicht vom äußeren Anschein hypnotisieren. Er hob das Denken über das Problem hinaus und demonstrierte die Wahrheit, dass Gott, das Gute, die einzige regierende Ursache von allem ist. Von seiner höheren Warte aus konnte er die Stürme stillen, Krankheiten heilen und die Toten auferwecken — selbst inmitten von weinenden Menschen und ihren Ängsten, dass alles nicht gut war. Als Jesus dem Gerasener begegnete, was für einen erschreckenden Anblick muss der da geboten haben. Ihn plagten seit langem „böse Geister“; er trug keine Kleider und lebte „in den Grabhöhlen“. Siehe Lk 8:26-35. Doch Jesus sah über das materielle Bild hinaus in die geistige Wirklichkeit — er sah die Identität des Menschen als Gottes geliebtes Kind, die vollkommene Wirkung der einen göttlichen Ursache. Offensichtlich erkannte er, dass der Mann Stabilität, völlige psychische Gesundheit und Frieden widerspiegelte und einen wahren Begriff von Heim in sich schloss, denn das war ein integraler Bestandteil seines wahren Seins. Was für ein reines Verständnis von Gott und dem Menschen und was für ein Erbarmen brachte Jesus zum Ausdruck — denn die Leute fanden den Gerasener, wie er zu Jesu Füßen saß, „bekleidet und vernünftig“! Mehr als jeder andere erkannte Christus Jesus jenseits der materiellen Vorstellung von den Dingen die geistige Tatsächlichkeit der immer vollkommenen, geistigen und vollständigen Schöpfung.
Ein guter Bekannter erzählte mir von einem Erlebnis, das er gehabt hatte. Er wurde von einer Frau in weit fortgeschrittenem Alter, die in einem Altersheim wohnt, gebeten für sie zu beten. Eines Tages erhielt er einen Anruf von einer Pflegerin mit der Nachricht, dass diese Frau im Sterben liege und er sofort kommen solle, wenn er sie noch einmal sehen wolle, denn sie werde die Nacht nicht überstehen. Alle körperlichen Anzeichen deuteten auf den Tod hin.
Er sagte, wenn er gewollt hätte, hätte er diesen Bericht natürlich glauben können. Es sah schon so aus, als würde sie sterben. Er sagte, er musste sich von dem materiellen Augenschein zu den Tatsachen des wahren geistigen Seins hinwenden. Es war nicht seine Aufgabe zu entscheiden, ob sie aus dem Leben scheiden sollte. Es war nicht seine Aufgabe nach dem äußeren Anschein zu urteilen. Er wusste, so sagte er, dass es seine Aufgabe war, die Wahrheit zu behaupten, dass genau hier, genau in diesem Moment, Gott gegenwärtig ist und dass Er alles Leben ist. Mein Freund wusste, dass diese Frau, wie die ganze Schöpfung Gottes, Leben widerspiegelt und immer Leben widerspiegeln würde. Er betete laut, wobei er bekräftigte, dass Materie kein Leben, keine Intelligenz und keine Substanz besitzt, weil Gott Geist und alles Leben ist.
Dann blieb er still sitzen und sann im Gebet über ein Gedicht von Mary Baker Eddy nach. Es beginnt mit den Worten: „Kraft, Freude, Friede, holde Gegenwart, / die schützend birgt, was noch des Werdens harrt. . .“ Vermischte Schriften, S. 389. Er erzählte mir, er habe genau dort die Gegenwart des heilenden, rettenden Christus gespürt. Er wusste, dass alles gut ist. Die Frau starb nicht an jenem Abend. Am Morgen teilte man ihm mit, dass es ihr viel besser ging. Ihr Zustand verbesserte sich weiter und sie ging bald wieder ihren normalen Tätigkeiten nach. Dieser Vorfall liegt über drei Jahre zurück.
Auch Sie können stille sein und an jedem Ort und in jeder Lage die Gegenwart des Christus spüren. Warum? Weil es in Wirklichkeit keine Macht oder Wirklichkeit, keine Ursache oder keinen Schöpfer außer Gott gibt, der Sie von Seinem Christus, von dem heilenden Einfluss der Wahrheit und Liebe, trennt.
Wir brauchen kein Nummernschild, um uns daran zu erinnern, was wirklich vor sich geht. Von dem Augenblick an, wo wir am Morgen aufstehen, und den ganzen Tag über können wir die Wahrheit der Wahrheit behaupten, dass alles gut ist. Wir können jetzt sofort anfangen die Wahrheiten von Christian Science zu demonstrieren, indem wir erkennen, dass Gott die eine Ursache und der eine Schöpfer ist, der nur Gutes geschaffen hat. Alles, was Gott unähnlich ist, muss sich letztendlich in das Nichts verflüchtigen, das es immer war, denn es gibt nichts außerhalb dieser vollkommenen Ursache, des unendlichen Guten. Durch das Verständnis dieser geistigen Tatsachen können wir zuversichtlich und mit Überzeugung behaupten, dass alles gut ist!
