Mein Klavier! Ein Monstrum von Instrument, fand ich. Es füllte jedenfalls einen großen Teil meines Kinderzimmers aus. Es war alt, verstimmt und orange. Der Vorbesitzer hatte es passend zu seinem Partykeller gestrichen. Nachdem es gestimmt worden war, bekam ich Unterricht. „Üb schön!” sagte meine Mutter. Ich durfte sogar Abtrocknen gegen Üben tauschen. Das war am Anfang meine Motivation zu üben. Die Stücke dann spielen an sich war toll, weil das Üben somit ein Ende hatte. Ich lernte allmählich, dass meine Gedanken das Spielen lenken konnten und dass es nicht allein um Fingerfertigkeit ging. Wenn ich das Stück mit einer Idee, beispielsweise einer Geschichte verbinden konnte, klang es auf einmal ganz anders. Und dann machte das Üben mehr und mehr spaß!
Mit der Zeit begann ich zu verstehen, dass jeder selbst ein Instrument ist. Denn woher sollte ich die Fähigkeit haben Musik zu machen, wenn nicht von Gott, der mich geschaffen hat. Und der mich sozusagen „spielt”? Jedes Seiner „Instrumente” ist einzigartig und doch von gleicher Qualität.
Damit haben dann von Furcht beeinflusste Gedanken wie „Spiele ich das gut?” keinen Platz mehr. Wenn ich mir bewusst bin, wer ich als Gottes Kind bin, bin ich wachsam genug, Fehler rechtzeitig zu umgehen, Aufmerksam genug, dem zuzuhören, was gerade erklingt. Konzentriert genug, das Stück bereits so zu überschauen, dass Höhepunkte oder verhaltene Stellen stimmig erklingen. Und ich nehme dankbar wahr, wie es vorangeht, immer sicherer und besser wird.
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