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Es ist nicht nötig, die Tränen hinunterzuschlucken

Aus der Oktober 2001-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


In Brasilien, wo ich aufwuchs, wurde uns als Kindern oft gesagt, wir sollten die Tränen runterschlucken. Weinen war ein Zeichen von Schwäche oder schlechten Manieren. Nicht gerade fair, nicht wahr? Brauchen Kinder — und Erwachsene ebenso — nicht Trost, wenn sie traurig sind? Was gewinnen wir schon, wenn wir unsere Tränen unterdrücken oder unseren Kummer für uns behalten? Die Umwelt verlangt manchmal, dass die Menschen ihre Gefühle verbergen und sich nach außen hin fröhlich geben. Oder dass sie Tapferkeit an den Tag legen.

Aber es ist ganz in Ordnung, wenn man den Tränen freien Lauf lässt. Durch das Unterdrücken von Tränen wird das Problem nicht gelöst. Die Ursache der Tränen muss gehandhabt und der Kummer weggewischt werden. Kummer muss überwunden, nicht kaschiert werden.

Einige Menschen finden Freude auch unter den schwierigsten Umständen, indem sie Gott um Hilfe bitten — zu Ihm beten. Andere durchdenken die Situation in einer inneren Suche, die sie selbst inmitten eines Sturmes sagen lässt: „Es ist in Ordnung. Es wird schon wieder werden.” Auch das ist Gebet, das von dem Prinzip, das das Universum regiert, dem allgegenwärtigen Gott, erhört wird.

Es gibt immer einen Punkt — obwohl manchmal kaum wahrnehmbar —, wo unser Gebet ansetzen kann. Und es bringt zumindest ein klein wenig echte Freude hervor. Dieses Bisschen ist ein unglaublich starkes Fundament, auf dem wir aufbauen können. Unser Gebet kann damit anfangen, dass wir etwas Gutes anerkennen, das bereits existiert.

Ich musste einmal einen Verwandten pflegen, der schon mehrere Monate krank gewesen und völlig auf meine Fürsorge angewiesen war. Es war eine harte Situation, der ich tagaus, tagein allein gegenüberstand. Ich war überlastet, deprimiert und brauchte dringend einen Lichtblick. Jeden Nachmittag saß ich im Wohnzimmer und vergoss dicke Tränen. Und ich suchte die Gegenwart von Leben zu erkennen, die Tatsache, dass es selbst unter diesen Umständen ein alles regierendes Prinzip gab. Ich war mir bewusst, dass Gott dieses Prinzip, dieses Leben war — ja das feste Fundament, von dem ich ausgehen und an dem ich mich festhalten konnte.

Und aus den Tiefen dieser Erkenntnis kam eine Intuition, die mir sagte, ich sollte Erleichterung in etwas suchen, was mir wirklich gefiel, obwohl es schien, als ob es nichts gab, über das ich mich freuen könnte. Ich wusste, dass diese Botschaft vom Prinzip kam, von diesem Leben, das Gott ist. Mitten in meinem Kummer fing ich an, eine geistige Wirklichkeit zu finden. Eine Wirklichkeit, die in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy als „die wissenschaftliche Tatsache in allen Dingen” Wissenschaft und Gesundheit, S. 207. beschrieben wird. So abstrakt der Gedanke auch war, er war eine ungeheure Hilfe, ein Hoffnungsstrahl, ein Licht am Ende des Tunnels. Ich hatte angefangen die Stärke zu finden, die ich brauchte, um weiterzumachen.

In dieser Zeit entwickelte eine meiner Pflanzen in meinem Wohnzimmer ständig neue Triebe. Und als ich eines Nachmittags dasaß, begann ich die Schönheit in jedem neuen Blatt zu sehen. Ich hatte etwas gefunden, was mir einen Schimmer Freude gab. Es half mir den Kopf hochzuhalten und mit der Situation fertig zu werden. Bald zeigten sich bei dem lieben Menschen, den ich pflegte, kleine Anzeichen von Fortschritt. Langsam, aber stetig, Schritt für Schritt, fühlten wir die Freude, die mit einer vollständigen Wiederherstellung einhergeht. Und darauf folgten noch Jahre der Aktivität und Nützlichkeit.

Christian Science vertritt den Standpunkt, dass Leid in Freude verwandelt werden kann, wenn wir erkennen, dass Glücklichsein die Freude an der geistigen Tatsache ist, mit anderen Worten: Freude an dem, was geistig wahr ist. Dann finden wir einen Weg, um in der bedrückenden Situation eine Wende herbeizuführen. Die Lage ändert sich und Freude rückt in unsere Reichweite, weil wir verstehen, dass es in der geistigen Wirklichkeit keine Trennung gibt, keinen Raum zwischen uns und dem Prinzip des Seins.

In der Bibel sagt ein neutestamentlicher Schreiber: „Ihr bittet und empfangt nichts, weil ihr in übler Absicht bittet.”  Jak 4:3. Aber Jesus sagte: „Bittet, so werdet ihr nehmen, damit eure Freude vollkommen sei.”  Joh 16:24. In diesen Worten liegt kein Widerspruch. Das Gebet, das nicht in übler Absicht bittet, bittet nicht um Dinge. Es bittet um ein Verständnis der geistigen Wirklichkeit und es wird ganz erhört. Bei solchem Gebet sind Tränen nicht peinlich oder beschämend und müssen auch nicht hinuntergeschluckt werden. Sie werden abgewischt.

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