Schon immer haben Menschen darum gerungen, das, was ihr Herz ihnen über eine gute höhere Macht sagt, mit dem in Übereinstimmung zu bringen, was ihre Augen ihnen über Schwierigkeiten sagen. Wenn man versucht zu verstehen, warum es Gut und Böse gibt, führt das zu einer der folgenden Schlussfolgerungen:
1. Gott, Vater/Mutter, ist zu beschäftigt: Gott meint es zwar gut, aber man kann sich im täglichen Leben nicht auf Ihn/Sie verlassen.
2. Gott, Vater/Mutter, ist abwesend (oder tot): Gott ist zwar irgendwo, aber wir können mit Ihm/Ihr nicht in Verbindung treten.
3. Gott, Vater/Mutter, ist schwach: Gott meint es zwar gut, aber das Böse ist leider stärker.
4. Gott, Vater/Mutter, ist gegenwärtig: Gott ist immer verfügbar. Er/Sie ist zuverlässig, ist Macht und Licht. Wir können Gottes machtvolle Hilfe erfahren, obwohl wir vielleicht unsere Wahrnehmung von bestimmten Dingen ändern müssen.
Was heißt es, unsere Wahrnehmung zu ändern? Nun, niemand kann gleichzeitig an zwei gänzlich entgegengesetzte Dinge glauben. Um es in der Bibelsprache zu sagen: „Niemand kann zwei Herren dienen”. Mt 6:24. Das sagt uns schon der allgemeine Menschenverstand. Man kann z. B. nicht glauben, dass man vor sich ein zweiköpfiges braunes Pferd und an derselben Stelle ein normales grau geschecktes Pferd sieht. Man braucht nur Bruchteile von Sekunden, um darüber zu entscheiden, welches Pferd man sieht bzw. an welches man glaubt. Wenn unser Vertrauen in Gottes gute Macht im Konflikt steht mit dem Bösen, das uns vor Augen ist, dann müssen wir unseren Augen misstrauen, denn „Vollkommenheit liegt der Wirklichkeit zu Grunde” Mary Baker Eddy, Wissenschaft und Gesundheit, S. 353..
Warum sollten wir versuchen, der scheinbar fundierten Realität von größeren oder kleineren Schwierigkeiten zu misstrauen? Nun, entweder bleibt man in einer wirklich unangenehmen Situation stecken oder man bemüht sich um Heilung. Jesu Heilungen wurden von den christlichen Kirchen zeitweilig als Wunder angesehen. Mary Baker Eddy erkannte, dass diese so genannten Wunder auch heute wiederholbar sind, denn sie wurden von dem gegenwärtigen Gesetz der Güte regiert.
Wir stehen nicht wirklich dem Bösen gegenüber. Es befindet sich in unserer Wahrnehmung und dort müssen wir uns damit auseinandersetzen. Wir können das Böse in unserem Leben effektiv bekämpfen, indem wir erstens absolut misstrauen, dass der allgütige Schöpfer etwas davon weiß, und zweitens, indem wir uns an das halten, was Gott weiß, nämlich nur Gutes, Gutes und nochmals Gutes. Das können wir tun, wenn wir im Fernsehen über große und kleine Probleme hören oder wenn wir uns im eigenen Leben furchtbaren Schwierigkeiten gegenübersehen.
Genau das taten wir, als unser Hund Probleme hatte. Man kann sich kaum einem unschuldigeren Hund vorstellen als „Otter”. Sie ist eine Mischung aus einem Golden Retriever und wahrscheinlich einem Irischen Wolfshund. Sie hat buschige Augenbrauen und ein struppiges rötliches Fell. Sie sieht immer aus, als ob sie gerade aus dem Bett gekommen wäre. Otter ist ein gutmütiges Geschöpf. Wir müssen sie sogar auffordern zu bellen, wenn Leute an unsere Tür kommen. Dann läuft sie schwanzwedelnd hin, um sie zu begrüßen. Zwei Dinge auf der Welt, die Otter am liebsten tut, sind: im Park — auf langen Pfaden durch viel Gebüsch — spazieren zu gehen und schwimmen zu gehen.
Eines Tages fand Otter einen toten Seehund am Strand und wälzte sich darin. Sie stank so entsetzlich, dass es fast unerträglich war, mit ihr zusammen im Auto zurückzufahren. Sie musste unbedingt gebadet werden, denn sie ist ein Hund, der im Haus lebt. Aber sie roch immer noch. Alles in allem musste sie dreimal mit Seife gewaschen werden, um den schlimmsten Geruch loszuwerden. Otter war darüber sehr unglücklich, denn so gerne sie auch schwamm, Wasser aus dem Schlauch war doch etwas anderes.
Kurzum, Otter bekam eine heftige Infektion im Ohr. Ich hatte Otter selbst gewaschen und stellte mit Schrecken fest, dass ich beim Versuch das verklebte Ohr zu reinigen versehentlich Wasser hatte hineinkommen lassen. Jetzt roch Otter wieder entsetzlich, allerdings wegen der Infektion. Uns allen tat Otter schrecklich leid, aber man konnte es kaum in ihrer Nähe aushalten.
Wir standen vor der Entscheidung, an was wir glauben wollten — an das Gute oder an das Böse. Die allgegenwärtige Liebe liebte Otter bereits.
Unsere Familie begann über die ganze Sache zu beten. Otter kroch in ihren Korb im Esszimmer und lag da mit der Pfote auf dem entzündeten Ohr. Am zweiten Tag ging es ihr noch schlechter. Sie wollte nichts essen. Am dritten Tag sah es so aus, als ob sie sterben würde.
Wir standen vor der Entscheidung, an was wir glauben wollten — an das Gute oder an das Böse. Das stellte sich jedoch nicht einfach dar. Wir hatten geglaubt, dass unser Hund schnell geheilt würde. So war es immer gewesen, wenn wir gebetet hatten. Wir waren sehr unglücklich. Aber wir erkannten, dass wir uns für die richtige Schlussfolgerung entscheiden mussten, nämlich: Gott, Vater/Mutter, ist gegenwärtig. Gott ist Liebe und die allgegenwärtige Liebe liebte Otter bereits. Gott ist ihr Leben.
Als unsere Familie noch inniger betete, wurden uns einige Dinge klarer. Ich, als diejenige, die Otter gebadet hatte, erkannte, dass ich mir selbst vergeben musste. Es war ja nicht lieblos von mir gewesen, sie zu waschen. Ich hatte unseren Gefährten ja nur wieder für menschliche Gesellschaft tauglich machen wollen. Mein Mann Garnet, der normalerweise mehrmals am Tag einen Tennisball für Otter wirft, damit sie danach jagen kann, war am Boden zerstört, als er sie so in ihrem Korb liegen sah. Er erkannte, dass er absolut fest in seinem Verständnis sein musste, dass nur Gott unseren Hund regiert. Er fand Trost in der Tatsache, dass Otter in Gott lebt, der göttliches Leben ist. Und dieses Mal war das erste Mal, dass er auch wirklich daran glauben konnte.
Innerhalb von zwei Stunden war Otter wieder auf, wedelte mit dem Schwanz und aß wieder. Es war absolut phantastisch, das zu sehen. Und glauben Sie’s ruhig, wir, als Otters Familie, vergossen Tränen. Was für eine Erleichterung, dass Otter wieder auf den Beinen war! Was für eine Erleichterung zu fühlen, dass Gott zuverlässig ist und uns und den Hund die ganze Zeit unterstützt hat! Was für eine Freude zu fühlen, dass das Gute die einzige Macht ist, die wir anerkennen müssen!
Unsere Familie musste ihre Wahrnehmung von dem Geschehen ändern und das loslassen, was wie eine Katastrophe aussah. Unser Schöpfer ist 24 Stunden am Tag verfügbar, niemals im Urlaub oder „geschlossen”. Güte ist immer die elterliche Macht für uns — und für unsere Tiere.
