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„Damit sie alle eins seien”

Aus der Februar 2001-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Der Herold sprach mit einem evangelischen Pastor aus Rendsburg über das Thema Spiritualität.

Christian Schreiber: Ich bin in Finnland groß geworden, obgleich wir Auslandsdeutsche sind, und meine Eltern waren praktizierende Katholiken. Also habe ich schon als Kind die katholische Kirche kennen und auch schätzen gelernt. Später, als ich nach Deutschland kam, bin ich durch meinen Lehrer, der mich einlud, in die evangelische Kirche gekommen und ich fühlte mich im Kreise der evangelischen Kirche wohl, obgleich ich nichts gegen die katholische Kirche hatte. Ich war damals jung — ich war sechzehn, siebzehn Jahre. Aber meine Eltern gingen sonntags andere Wege. Diese Trennung hat in meinem Herzen eine tiefe Wunde hinterlassen und die ganze Zeit hindurch fragte ich mich: „Ist das richtig? Soll man das tun?”

Ich bin dann mit neunzehn Jahren freiwillig zum Militär gegangen. Ein Kamerad von mir war Baptisten- Missionar, und der sah, dass ich eine Bibel auf dem Tisch hatte. Ich wusste eigentlich gar nicht, was Baptisten sind. Doch so habe ich auch die Geistigkeit dieser Menschen kennen gelernt und mit in mich aufgenommen.

Mich bewegte der Gedanke immer mehr: Ist das richtig, dass wir über einander schlecht sprechen, dass wir einander in gewissem Rahmen verfolgen, dass wir auf die anderen, trotz aller Demokratie, doch herabblicken. Das ist nicht die richtige Geistigkeit, die Christus von uns erwartet!

Später, nach dem Kriege, bin ich Pastor geworden. Ich habe mich im evangelischen Raum bewegt, ich habe mich im baptistischen Raum bewegt, im pfingstlerischen Raum. Ich fühlte mich überall zu Hause, ich war interessiert, mehr vom Christus zu erfahren und was Christus im Menschen überall erreicht hat. So bin ich auch mit Christian Science in Verbindung gekommen, weil ich nicht Angst hatte, zu den anderen zu gehen, sondern in ihnen Menschen sah, die Christus nachfolgen wollten.

Herold: Was gibt Ihnen denn den Wunsch, auf Menschen anderen Glaubens zuzugehen?

Schreiber: Das Gebet Jesu aus Johannes 17:20, 21, wo Jesus betet: „Damit sie alle eins seien. . ., damit die Welt glaube.” Da betet also Jesus um eine Welt, nicht um eine bestimmte Religion. Und ich habe dann später, jetzt, wo ich älter bin, alle führenden Kirchen aufgesucht. Ich war im Vatikan, da gibt es ein Komitee für die Einheit der Christen. Dann besuchte ich den Weltkirchenrat in der Schweiz. Und in Istanbul den Ehrenpatriarchen, der zuständig ist für die ganzen orthodoxen Kirchen in der Welt.

Und ich war bei den Sieben-Tage-Adventisten; ich war bei der anglikanischen Kirche in London; ich war beim Hauptquartier der Heilsarmee in London, ich war in Finnland bei der evangelischen Kirche und beim finnischen Erzbischof der orthodoxen Kirche für das Land. Ich war an verschiedenen Stellen, um zu sehen: Wieweit hat Christus hier auf Erden in uns Gemeinschaft wirken können? Und ich war überrascht: Sie sind alle auf der Suche nach Einheit. Wir müssen bereit sein, offen zu sein für alles, was Christus auf Erden in Menschenherzen gewirkt hat.

Herold: Wie definieren Sie Spiritualität?

Schreiber: Wenn ich sie von der religiösen Seite nehme, würde ich sagen: Geistlichkeit. Und wenn ich sie von der weltlichen Seite nehme, würde ich sagen: Geistigkeit. Geistlichkeit hat unbedingt mit etwas Göttlichem zu tun, dass man offen ist für Gott, aber nicht gebunden ist an den Ausdruck einer gewissen Religiosität — an ein Dogma. Ich habe als junger Geistlicher das Buch von Mary Baker Eddy gelesen, es hat mich damals — das ist schon dreißig, vierzig Jahre her — tief beeindruckt, sehr tief. Und ich hatte dann immer schon im Hinterkopf, dass ich mehr von dieser Sache wissen will. Besonders über die Spiritualität des Glaubens, über Heilung durch Glauben.

So bin ich mit ihrer Kirche in Verbindung gekommen und tief berührt worden. Ich habe Stunden um Stunden ihr Buch gelesen und es hat mich sehr beeindruckt; ich habe darüber nachgedacht, habe nachgeschlagen. Da ich ja die Bibel kenne, wirft das automatisch Fragen auf, aber das ist richtig so, umso tiefer beschäftigt man sich mit der Sache. Und ich habe etwas Positives empfunden und sage: Wunderbar, Herr Jesus, dass du so etwas ins Leben gerufen hast und hier einen Menschen inspiriert hast. Dasselbe sage ich von Wesley, das sage ich von Luther, das sage ich von den andern. Christus ist dadurch für mich größer geworden. Darin sehe ich Spiritualität, dass Christus in uns größer wird, wenn wir das erkennen, was er in anderen Menschen geschaffen hat.

Und so habe ich Bücher, Hefte geschrieben, Vorträge gehalten über die Einheit der Christen in Finnland, in Deutschland.

Herold: Sehen Sie auch Gemeinsamkeiten mit tiefreligiösen Menschen, die keine Christen sind?

Schreiber: Dass diese anderen auf der Suche sind nach Gott, das ist ja etwas Wunderbares. Da meldet sich eine gewisse Spiritualität in jedem, ob das die Buddhisten sind oder die Hindus. Alle diese sind auf der Suche nach dem lebendigen Gott. Aber Christus ist nun mal das Zentrum und die Offenbarung der Liebe Gottes.

Fast alle Menschen sind auf der Suche. Jeder hat eine andere Bezeichnung für Gott. Gottes Ziel ist es, das Reich Gottes in allen Menschen aufzurichten.

Herold: Kann man das so sehen, dass Christus an die Tür jedes Herzens klopft?

Schreiber: Ja. Und die ganzen Heilungen und Wunder, die geschehen, geschehen ja letztlich im Namen Jesu Christi. Das ist seine spirituelle Kraft, durch die diese Wunder überhaupt möglich sind. Da, wo Ärzte nichts mehr können, da ist es immer die spirituelle Kraft durch Jesus Christus. Daher konnte auch Mary Baker Eddy ihre Entdeckung begründen, dadurch konnte sie so viele Menschen heilen durch den Glauben. Aber sie hielt immer diesen Christus als den Mittelpunkt ihrer Lehren.

Herold: Sehen Sie denn in Deutschland die Erkenntnis, dass unsere Geistigkeit eine wichtige Komponente in unserem Leben hat?

Schreiber: Da muss sich vieles in Deutschland ändern. Dieses ganze kapitalistische Denken. Es ist Zeit, dass wir dem Glauben an Gott und Christus Raum schaffen. Ich habe festgestellt: Dort, wo Glauben und Heilung gepredigt werden, da sind die Kirchen gewachsen. So was brauchen wir heute.

Herold: Herr Schreiber, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.

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