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Ein Herz für den Nächsten

Aus der Februar 2001-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Von Oktober 1993 bis September 1997 arbeitete die damals Studentin an der Università Statale in Mailand war, mit anderen jungen Menschen aus Italien an einem Hilfsprojekt für das Flüchtlingslager „Novo Mesto” in Slowenien. Der Herold bat sie, über ihre Aktivitäten und Erfahrungen zu berichten.

Wie bist du auf die Idee gekommen in einem Flüchtlingslager zu helfen?

Ich suchte damals nach etwas, was ich mit meinem Leben anfangen konnte. In der Presse las ich über den Krieg in Bosnien und mir kam der Gedanke irgendwie zu helfen. Dann hörte ich von jungen Leuten in Mailand, die in die Flüchtlingslager in Slowenien fuhren, und ich beschloss da mitzumachen.

Wie sah es in den Lagern aus?

In dem Lager, in das ich fuhr, hatten etwa 200 Menschen aus Bosnien und einige Kroaten eine Unterkunft gefunden. Jede Familie lebte in einem einzigen Raum. Außer einigen wenigen Gegenständen, die sie vor der Flucht aus Bosnien zusammenraffen konnten, hatten sie alles verloren. Viele hatten auch Eltern, Verwandte oder Freunde verloren.

Wie habt ihr den Flüchtlingen helfen können?

Unser Projekt sorgte mit dafür, dass sie das Notwendigste zum Leben hatten, und es stellte mitmenschliche Kontakte her. Wir organisierten Aktivitäten für die verschiendenen Altersgruppen, zum Beispiel Basteln und spiele für Kinder. Viele Leute waren sehr depressiv gestimmt und wollten überhaupt nichts tun. Wir waren einfach für sie da, um mit ihnen zu reden und Freundlichkeiten auszutauschen.

Viele Jugendliche waren total entmutigt, sie saßen nur tatenlos herum oder lagen im Zimmer und schliefen. Wir wollten ihnen helfen neue Lebensfreude zu finden und nahmen sie mit nach Italien, damit sie von allem wegkommen und ein bisschen Ferien machen konnten. Aber es war nicht leicht, denn sie dachten ständig an den Krieg und hatten Angst um ihre Verwandten, die noch in Bosnien waren.

Zuerst war es wegen der verschiedenen Sprachen schwierig sich mit den Leuten im Lager zu unterhalten. Aber wir stellten fest, dass wir uns mit Gesten verständigen konnten. Und sie bemühten sich sehr. Sie zeigten uns ihre Photoalben, ihre Bilder — was immer für sie sprechen konnte. Ich hatte das Gefühl, dass sie meine Familie waren.

Es hat mich sehr berührt, dass sie trotz all ihres Leids sehr feundlich zu uns waren. Ihre Gastfreundschaft kam vom Herzen. Das ist bemerkenswert, denn sie empfanden viel Hass wegen der Dinge, die sie durchgemacht hatten.

Hat dir dein Verständnis von Gott geholfen?

Manchmal wurde ich in das politische Geschehen mit hineingezogen und ergriff Partei für sie, denn sie erzählten uns über ihre Feinde. Doch was mir wirklich half, war das Wissen, dass Gott überall ist, und zwar jeden Augenblick. Wir brauchten keine Angst vor irgendetwas zu haben. Und es hat mir geholfen zu wissen, dass Gott Liebe ist. Wir können Seine Liebe, die Er allen zukommen lässt, in jeder Lage spüren. Ich wusste. dass die Menschen im Lager Seine Liebe ebenso empfinden konnten wie ich. Das nahm mir das Gefühl, dass sie alle leiden mussten. Es half mir beim Umgang mit ihnen fröhlich und positiv und aktiv zu sein.

Wenn jemand von ihnen einen Brief aus Bosnien erhalten hatte mit der Nachricht, dass ein Verwandter getötet worden war, dachte ich darüber nach, dass nichts das Leben dieses Menschen auslöschen konnte, da er in Gott lebte, der das ewige Leben ist. Ich blieb bei ihnen und bemühte mich solche Gedanken zu denken. Ich habe ihnen meine ganze Liebe geschenkt. Und ich weiß, dass sie das spüren konnten.

Was war das Wichtigste, was du aus dieser ganzen Erfahrung für dich mitgenommen hast?

Nicht an meine eigenen Bedürfnisse zu denken, sondern an die Bedürfnisse anderer. Als ich sah, was sie brauchten, und versuchte ihnen zu helfen, fand ich in meinem eigenen Leben mehr Freude und Liebe. Und ich entdeckte, dass Liebe das wahre Leben ist, wie Jesus es uns gelehrt hat.

Ich entdeckte, dass es am allerwichtigsten im Leben ist, etwas für andere Menschen zu tun. Wir handeln ja nicht selbst — Gott wirkt durch uns. Wir brauchen nur auf Ihn zu lauschen. Er weiß besser als wir, wo unser Platz ist. Und ich glaube, wenn Liebe unser Hauptziel ist, dann ergibt sich alles andere und es wird gut sein.

Einmal war ich bei einer jüdischen Freundin. Sie hatte einen jungen Mann aus diesem Flüchtlingslager eingeladen. Er war Muslime. Und eine Katholikin war auch noch da. Wir sprachen über unser Leben — über alles, was so machten. Und mitten in unserem Gespräch merkten wir, dass wir eigentlich alle über Liebe sprachen und dass der Sinn unseres Lebens Liebe ist. Das haben wir so hautnah empfunden, dass es in dem Moment für uns keine Unterschiede zwischen den Religionen und Kulturen gab. Liebe ist das Einzige, was existiert. Das ist einfach herrlich.

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