Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer

Christliche Heiler

Martin von Tours: Seine Rolle in der Geschichte des christlichen Heilens im Frankreich des frühen Mittelalters

Aus der Februar 2001-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Martin von Tours war ein berühmter Heiler, der in der französischen Kirche des frühen Mittelalters eine führende Rolle spielte. Er lebte in der ersten Hälfte des vierten Jahrhunderts in einer kleinen norditalienischen Stadt nahe der französischen Grenze. Seine Eltern waren Heiden und sein Vater war viele Jahre lang Soldat und Militärtribun. Auch Martin gehörte als junger Mann der Garnison am Ort an und diente unter Kaiser Konstantin und Julian in der Kavallerie der kaiserlichen Garde. Sulpicius Serverus: Leben des Heiligen Martins (Vita S. Martini), 2. Kap.

Schon in seiner Jugend erstrebte Martin eine Laufbahn als Geistlicher, um sein Leben in den Dienst der Kirche zu stellen. Im Alter von zwölf Jahren wollte er sich den Wüstenmönchen in Palästina anschließen, die die ursprüngliche Lehre Jesu und der Apostel zu bewahren suchten. Bevor Martin in ein Kloster bei Poitiers eintrat, fanden seine wohltätigen Werke unter den Soldaten allgemeine Anerkennung. Schließlich stieg er zum Amt des Bischofs von Tours auf. Dort vollbrachte er seine ersten Heilungswerke.

Martins Leben und Werke sind bis ins Einzelne von dem Historiker und Kirchenschriftsteller Sulpicius Severus aufgezeichnet worden, der einer anderen sozialen Schicht entstammte als Martin und auch eine andere Ausbildung genoss. Sulpicius wurde um 340 als Sohn einer wohlhabenden Familie im Südwesten Frankreichs geboren. Er studierte in Bordeaux und wurde Advokat. Er heiratete in eine vornehme Familie und erwarb sich schon bald einen guten Ruf im öffentlichen Leben. Nach dem plötzlichen Tod seiner jungen Frau gab er jedoch seine vielversprechende Laufbahn auf und widmete sich religiösen Studien und der Andacht. Morton T. Kelsey: Psychology, Medicine and Christian Healing (San Francisco: Harper & Row, 1988), S. 149.

Nicht lange danach lernte er Martin als Bischof von Tours kennen und hielt bis zu seinem Lebensende mit diesem einflussreichen Kirchenführer und Heiler engen Kontakt. Sulpicius übte keinen Einfluss auf die Lehren und Praktiken der Kirche aus. Sein bedeutendster Beitrag zur Geschichte des christlichen Heilens war seine Biografie von Martin mit dem Titel Leben des Heiligen Martin. Sulpicius fand zu seinen Lebzeiten wenig Anerkennung für seine Biografie, doch jahrhundertelang wurde sie von Christen in aller Welt gelesen. Der angesehene Historiker Bernard M. Peebles schreibt: „Sulpicius mag wenig besessen haben, was ihm persönlichen Ruhm hätte einbringen können, doch außer der geistigen Heldentat, auf weltliche Ehren zu verzichten, bestand seine einzige große Leistung darin, dass er uns ein Bild von dem unermüdlichen Seelsorger, Missionar, Mönch und Wundertätigen hinterließ, den die Welt vornehmlich durch seine Feder als Martin von Tours kannte.” Bernard M. Peebles, „Introduction to the Writings of Sulpicius Serverus”, Hrsg. von Roy Joseph Deferri, The Fathers of the Church (New York: Fathers of the Church, Inc., 1949), S. 79.

Eine seiner ersten Heilungen vollbrachte Martin, als er einen Katechmenen, einen sich in der Ausbildung befindlichen Geistlichen, vom Tode erweckte. Wie viele andere zeigt auch diese Tat, dass das Beseitigen körperlicher Funktionsstörungen durch Gebet, durch den Glauben und durch ein Verständnis vom Wesen Gottes viele Menschen veranlasste, der christlichen Kirche beizutreten. Sulpicius beschreibt die Heilung folgendermaßen:

Es war zu dieser Zeit, dass ein Katechumene zu ihm stieß, der darauf erpicht war, von einem so heiligen Mann unterrichtet zu werden. Nach einigen Tagen erlitt der Katechumene einen Schwächeanfall und erkrankte an einem heftigen Fieber. Martin war zu der Zeit abwesend und als er nach drei Tagen zurückkehrte, fand er den leblosen Körper von. ..

Der Leichnam war aufgebahrt worden und die trauernden Brüder bereiteten die Bestattung vor, als Martin weinend und klagend herzugelaufen kam. Dann wurde sein ganzes Gemüt vom Heiligen Geist durchdrugen. ..

Er gab sich eine Zeitlang dem Gebet hin und nahm durch den Geist wahr, dass die Kraft des Herrn gegenwärtig war. Er erhob sich ein wenig, schaute stetig auf das Gesicht des Toten und wartete zuversichtlich auf eine Antwort auf seine eigenen Gebete und auf die Gnade des Herrn.

Kaum zwei Stunden waren vergangen, als er bemerkte, dass sich alle Glieder des Toten ein wenig bewegten und seine Augen zuckten und sich öffneten, um wieder zu sehen. Da wandte er sich mit lauter Stimme an den Herrn und sagte Dank und füllte die ganze Zelle mit einem Freudenschrei. Als die Männer, die draußen vor der Tür standen, das hörten, eilten sie herbei. Wunderbarer Anblick: Sie sahen den am Leben, den sie tot geglaubt hatten. Der zum Leben erweckte Katechumene wurde sofort getauft und lebte danach noch viele Jahre, ja er war der erste, der uns einen Beweis, ein konkretes Beispiel für Martins Wundertaten lieferte. Serverus, 7. Kap.

Die von Martin bewirkten Heilungen hatten zur Folge, dass eine große Zahl von Ungläubigen sich zum Christentum bekannten

Martin nahm oft Exorzismen vor, wobei er schwere Fälle von Geistesgestörtheit heilte und böse Geister aus den Menschen in seiner Umgebung austrieb. Diese Heilungen bewirkten, dass eine große Zahl von Ungläubigen sich zum Christentum bekannten und der Kirche beitraten. In einem Fall handelte es sich um den Sklaven eines Regierungsbeamten mit Namen Taetradius. Sulpicius schreibt:

Zur selben Zeit war der Sklave eines gewissen Prokonsuls namens Taetradius von einem Teufel besessen und litt furchtbare Qualen. Martin wurde gebeten, seine Hand auf ihn zu legen, und er ließ den Mann zu sich kommen. Der böse Geist konnte jedoch nicht aus dem kleinen Raum, in dem er sich befand, ausgetrieben werden; er tobte gegen alle, die ihm nahe traten, und fletschte die Zähne. ..

Martin legte dann die Hand auf den Jungen und trieb den unsauberen Geist aus. Als Taetradius das sah, glaubte er an den Herrn Jesus. Er wurde sogleich ein Katechumene und bald darauf ließ er sich taufen. Da er seine Erlösung Martin zuschrieb, war er ihm immer sehr zugetan. Ebd., 17. Kap.

Sulpicius berichtet auch, dass Martin auf einer Reise nach Paris einen Leprakranken heilte, ähnlich wie Jesus es einige Jahrhunderte vor ihm getan hatte. Der Bericht ist kurz, aber eindrucksvoll:

Als Martin, von einer Menschenmenge begleite, durch ein Tor in die Stadt Paris einzog, sah er einen Leprakranken. Die Leute um ihn herum entsetzten sich angesichts des beklagenswerten Anblicks des Kranken, doch Martin küsste und segnete ihn. Er war sofort vollständig geheilt und am nächsten Tag kam er mit glänzend reiner Haut zur Kirche und sagte Dank für die Wiedererlangung seiner Gesundheit. Ebd., 19. Kap.

Sulpicius berichtet noch über viele weitere Heilungen, die Martin in dieser Zeit nach der frühchristlichen Ära der Kirche vollbrachte. Aufgrund seiner Gebete und seiner großen Liebe zu Gott und seinen Mitmenschen heilte dieser fromme Kirchenführer alle Arten von Krankheiten und bewies somit die Kontinuität der Werke Jesu, der Apostel und anderer Kirchenführer. Zu diesen Heilungen, wie zu denen, die von Martins Vorgängern vollbracht worden waren, zählte auch das Auferwecken von Toten.

Martins Werke gründeten sich ferner auf sein eifriges Studium der Bibel sowie auf seine gute Kenntnis der Heilungen Jesu und seiner Jünger. Diese Heilungen waren ausgezeichnete Beispiele dafür, dass „das Wort Fleisch ward”, wie der Apostel Johannes erklärt. Siehe Joh 1:14.

Sulpicius’ Biografie enthält aufschlussreiche Betrachtungen über die tiefe Geistigkeit von Martins Leben und Gebeten. Er erklärt:

Und welcher Ernst und welche Würde in Martins Worten und Gesprächen! Wie scharfsinnig, wie energisch er war, wie schnell und leicht er Fragen über die Heilige Schrift beantworten konnte! Und da ich weiß, dass viele dies bezweifeln,. .. rufe ich Jesus, unser aller Hoffnung auf Erlösung, als Zeugen dafür an, dass ich nie so viel Weisheit und eine so vernünftige und lautere Beredsamkeit aus einem anderen Mund vernommen habe. . . Severus, 25. Kap.

Keine Stunde, kein Augenblick verging, ohne dass Martin im Gebet vertieft oder mit Lesen beschäftigt war. Selbst mitten beim Lesen oder bei einer anderen Beschäftigung ließ er seinen Geist nie vom Gebet abschweifen. So wie ein Schmied mitten in seiner Arbeit Erleichterung sucht, indem er unablässig auf seinen Amboss schlägt, so betete Martin immerfort, selbst wenn er etwas anderes zu tun schien. . . Ebd., 26. Kap.

Nie hat ihn jemand zornig gesehen, nie gewalttätig, nie trauernd, nie lachend. Er schien sich immer gleich, irgendwie jenseits der menschlichen Wesensart, mit einer himmlischen Freude auf seinem Antlitz. In seiner Sprache war stets nur Christus zu finden, in seinem Herzen nur Liebe, Friede und Barmherzigkeit. . . Ebd. 27. Kap.;

Am Ende seines Buchs über Martins Leben und Wirken beschreibt Sulpicius, warum er diese Biografie über ihn verfasst hat. Seine abschließenden Worte zeigen, wie dieser weitgehend unbekannte Historiker zu seiner kenntnisreichen Sicht der zeitlosen und unpersönlichen Lehren des Christentums gelangte. Sulpicius’ Vision geht über die Werke dieses bemerkenswerten christlichen Heilers, der sein Zeitgenosse war, hinaus; er hatte einen Begriff von der fortdauernden Mission geistigen Heilens, das sich auf die Bibel gründet. Sulpicius beendet seine Biografie mit den Worten:

Martins Werke gründeten sich auf sein eifriges Studium der Bibel und sein Vertrautsein mit den Heilungen Jesu und seiner Jünger

Eines bin ich mir ziemlich sicher, nämlich dass dieses kleine Buch bei all denen Anklang finden wird, die wahrhaftig gottesgläubig sind. Wenn jedoch jemand dies nicht mit gottesgläubigen Augen liest, ist es seiner eigenen Sünde zuzuschreiben. Was mich betrifft, so bin ich mir sicher, dass mein Glaube an die Geschichte und die Liebe Christ mich zur Niederschrift getrieben haben. Ich bin mir auch sicher, dass ich historische Tatschen aufgezeichnet und die Wahrheit geschrieben habe. Den Lohn, dem ich hoffe, dass Gott ihn bereitgestellt hat, wird nicht der erhalten, der dies liest, sondern der dies glaubt. Ebd.

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Mehr aus dieser Ausgabe / Februar 2001

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.