Jede Lektionspredigt, die im Christian Science Vierteljahresheft — Bibellektionen veröffentlicht wird, bildet eine Einheit. Die Bibelzitate (nach der Lutherbibel, revidierte Ausgabe 1984) werden durch Stellen aus dem Christian Science Lehrbuch, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy, bestätigt und erklärt. Der Herold veröffentlicht verschiedene Anmerkungen und Kommentare, um den Lesern die vielseitigen Möglichkeiten aufzuzeigen, wie sie selbst weiterforschen können.
4. Februar
LIEBE
Gideon drosch Weizen in der Kelter, damit er ihn berge vor den Midianitern. Da erschien ihm der Engel des Herrn und sprach zu ihm: Der Herr mit dir, du streitbarer Held!. .. du sollst Israel erretten aus den Händen der Midianiter. (Ri 6:11–12, 14)
„Das Richterbuch bietet ein buntes Bild vom Leben Israels zwischen Einwanderung [nach Kanaan unter Josua] und Staatenbildung (im 12. und 11. Jahrhundert v. Chr.). Es überliefert uns Geschichten über, große Richter’ (Othniël, Ehud, Schamgar, Debora-Barak, Gideon, Jephtha, Simson) und kurze Notizen über, kleine Richter’ (Tola, Jaïr, Ibzan, Elon, Abdon). Die Unterscheidung von, groß’ und, klein’ bezieht sich vornehmlich auf die Menge des überlieferten Stoffes, deren Umfang sich aus der verschiedenartigen Funktion der beiden Richtergruppen ergab: Die, großen’ Richter erwiesen sich in Kriegsgefahren als Retter gegen äußere Feinde, die einzelne Stämme in Israel bedrohten. .. Die, kleinen’ Richter waren Wahrer des Gottesrechtes (z. B. des Dekalogs) und seine ersten hauptamtlichen Ausleger. Diese Lebensregeln bedurften in den vielfältig wechselnden Situationen einer immer neuen Interpretation, damit sie in ihrer Verbindlichkeit als Lebenshilfe wirksam werden konnten. .. Beide Gruppen von, Richtern’ haben also nichts mit Recht im juristischen Sinne zu tun. Die Bezeichnung ist abgeleitet von dem hebräischen Wort schaphat = ordnen, Ordnung wahren. Die Richter sind daher für Israel als Gottesvolk in dieser Phase seiner Geschichte von großer Bedeutung.” (BE)
„Beduinenstämme (Midianiter, Amalekiter) fallen aus der ostjordanischen Wüste durch die Jesreel-Ebene (V. 33) in Kanaan ein. Sie rauben das Land zur Erntezeit aus und verschwinden mit ihren Kamelen so schnell wie sie gekommen sind. Betroffen ist vor allem das Gebiet des Stammes Manasse, zu dem Gideon zählt. . .
Aus Furcht vor einem solchen Überfall drischt Gideon den Weizen nicht auf dem weithin sichtbaren Dreschplatz auf dem Berggipfel, sondern in der Kelter. Sein Gesprächspartner ist einmal der Engel des Herrn (V. 11f, 20-22), dann der Herr selbst (V. 14, 16, 23). Ein Bote Gottes überbringt das Wort, in dem Gott selbst gegenwärtig ist. Gideons Auftrag, Israel zu erretten, gibt der Erzählung ihr Leitwort. .. Seine Einwände zeigen seine Bescheidenheit. .. Gott beruft nicht nach menschlichen Maßstäben. .. Die Zusage seines Mitseins macht aus dem verängstigten und entmutigten Mann einen streitbaren Helden.” (StEB)
II. Februar
GEIST
Darum sollt ihr so beten:. .. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. (Mt 6: 9, 13)
„Das Wort in Versuchung führen hat in unseren Ohren einen schlechten Klang, weil es besagt, jemanden zum Bösen verführen. Das in der Bibel vorkommende Wort peirazein wäre daher oftmals besser mit prüfen, auf die Probe stellen, als mit versuchen übersetzt. Nach neutestamentlichem Verständnis bedeutet jemanden versuchen nicht so sehr, ihn zur Sünde zu verführen trachten als vielmehr, seine Stärke, seine Treue und seine Bereitschaft zu dienen auf die Probe zu stellen.. .. Immer wieder lässt sich in der Bibel feststellen, dass hinter dem Wort versuchen die Vorstellung einer Prüfung, eines Tests steht, dass beide Bedeutungen zumindest gleich stark darin eingeschlossen sind.
Eine wichtig Tatsache im Hinblick auf die Versuchungen besteht darin, dass Versuchungen nicht dazu da sind, um uns zu Fall zu bringen, sondern um uns zu stärken. . .
Die Bibel ist kein Buch der Theorien, und es gibt darin keine Diskussionen über den Ursprung dieser Macht des Bösen. .. Die Bibel kennt das Böse, das Übel nicht als abstraktes Prinzip oder als eine abstrakte Macht, sondern als eine aktive, persönliche Kraft, die im Widerspruch zu Gott steht.. . .
Dass wir von dieser zerstörerischen Macht befreit werden möchten, lehrt uns Jesus beten. Über die Vernunft, über den Ursprung dieser Macht wird nicht gesprochen, werden keinerlei Theorien aufgestellt. Wie jemand, der nachts aufwacht und feststellt, dass sein Haus brennt, sich nicht hinsetzt und eine Abhandlung über die Entstehung von Feuern in Privathäusern schreibt, sondern versucht das Feuer zu löschen und so sein Haus zu retten, so wird auch in der Bibel keine Zeit darauf verschwendet, über den Ursprung des Bösen nachzudenken.” (Barclay)
„In keinem anderen Gebet bergen wenige und schlichte Worte den allerherrlichsten und allerreichsten ewigkeitsumspannenden Inhalt. Es ist darum mehr als ein Gebet. Es ist eine ganze Hochschule des Gebets, aus der wir fort und fort lernen, wie wir beten dürfen und sollen.” (WStB)
18. Februar
SEELE
Das Gesetz des Herrn ist vollkommen und erquickt die Seele. (Ps 19:8)
„Psalm 19 besteht aus zwei selbstständigen, inhaltlich und formal ganz verschiedenen Psalmen. — V. 2–7: Der erste Psalm ist ein offenbar sehr alter Lobpsalm in hochpoetischer Sprache.. .. Dieser Psalm bezeugt nicht eine Gottesoffenbarung in der Natur (für das AT undenkbar), sondern das überall verborgene Lob des Schöpfers durch seine Schöpfung. — V. 8–15: „Der zweite Psalm besingt die Herrlichkeit des Gesetzes. .. Das auffallendste Merkmal des Psalms ist die Freude am Gesetz. Dieses ist keine drückende Last, sondern das, Lebensgesetz’, das Leben erst ermöglicht.” (BE)
„Das Gesetz sind die Bücher Mose und Josua, die Gottes Gebote für uns enthalten und die in Davids Tagen allein als Gottes Wort und Bibel vorlagen.” (LBe)
„Vollkommen ist Gottes Gesetz — wie ein makelloses Opfertier. Es ist durchweg für alle nur denkbaren Situationen passend. .. Darum erquickt es die Seele, weil durch das Gebot der Mensch zum eigentlichen Leben, wie es dem Schöpferwillen entspricht, zurückgeführt wird. Weil Gottes Weisung vollkommen ist, kann der Mensch ihr vollkommen, das heißt ohne Wenn und Aber folgen.” (WStB)
25. Februar
GEMÜT
Die Heilung einer an Blutungen leidenden Frau. .. (Mk 5:25–3, 4)
„Aufgrund ihrer Krankheit galt sie als rituell unrein; wer sie anrührte, wurde ebenfalls unrein. .. Vermutlich aus diesem Grund trat sie von hinten an Jesus heran und hoffte so, unerkannt zu bleiben. Seit alters glaubte man, dass selbst Schweißund Lendentüchern, die ein Heilender getragen hatte, Heilkraft eigne. Die Berührung des Gewandes des Herrn bewirkte bei der Frau eine sofortige Heilung, aber Jesus wollte sie nicht entlassen, ohne ihr ein tieferes Verständnis dessen, was da geschehen war, vermittelt zu haben.. . .
Die Einwendung der verständnislosen Jünger übersieht, dass es einen fundamentalen Unterschied zwischen dem begeisterten Umdrängen der Person Jesu durch die Massen und der aus dem Glauben und der tiefen Überzeugung von seiner rettenden Kraft heraus gewachsenen Berührung der Frau gibt. Die Menge drängte sich zwar an ihn heran, aber nur wenige berühren ihn im Glauben.. .. Dem Gewand wohnte keinerlei magische Kraft inne. Der Glaube, dem Jesus die Heilung der Frau zuschrieb, ist nach neutestamentlicher Auffassung aber kein rein subjektives innerliches Erleben, sondern er zieht seine Kraft aus dem Gegenstand, in welcher er ruht: aus Christus. Man kann nie einfach nur Glauben, sondern man glaubt immer an ...; und dieses, an’ ist entscheidend. Der griechische Text dieses Verses ist, vielleicht absichtlich, doppeldeutig; man könnte ebensogut übersetzen:, Dein Glaube hat dich gerettet.’ Der ganze Bericht ist ein Gleichnis für Rettung durch den Glauben.” (BKB)
Abkürzungen:
Albrecht = Ludwig Albrecht, Das Neue Testament und Die Psalmen
Barclay = William Barclay, Auslegung des Neuen Testaments
BE = Die Bibel mit Erklärungen
BKB = Brockhaus, Kommentar zur Bibel
LBe = Lutherbibel erklärt
StEB = Stuttgarter Erklärungsbibel
WStB = Wuppertaler Studienbibel