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Gebet und Weltgeschehen?

Aus der Oktober 2005-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Vor einigen Wochen besuchte der Dalai Lama Deutschland. Unter anderem hielt er einen Vortrag im Kurpark in Wiesbaden. Verschiendene Zeitungsartikel berichteten über die Veranstaltung und gaben Hintergrundinformationen über Tibet und sein geistiges Oberhaupt. Auch die chinesische Besetzung Tibets und die andauernde Zerstörung tibetanischen Kulturguts war ein Thema der Artikel. Als ich die Artikel las, war meine erste Reaktion Wut und Unverständnis über das Verhalten »der Chinesen«. Da wird eine ganze Kultur einfach ausgelöscht, ohne Grund! Solche und andere Gedanken gingen mir durch den Kopf.

Helfen der Ärger, das negative Denken, das Unterteilen in Opfer und Täter? Die Antwort lautet »Nein!«.

Doch dann kam mir eine Frage in den Sinn: Helfen der Ärger, das negative Denken, das Unterteilen in Opfer und Täter der Situation? Die Antwort lautet »Nein!«. Sich auf das Schlechte, Schmerzhafte und Negative zu konzentrieren bewirkt nichts, im Gegenteil, es verschlimmert die Situation noch und trägt zu mehr Hass und Negativität in der Welt bei.

Wie würde die Welt sich verändern, wenn wir in all den Menschen Gottes perfektes Ebenbild sehen?

Es gibt vieles in der heutigen wirtschaftlichen, innen- und Weltpolitischen Lage, auf das man mit Unverständnis, Ärger, vielleicht sogar Hass reagieren könnte. Viele Geschehnisse »rufen« geradezu nach einem Sündenbock. Leicht schimpft es sich auf einen Politiker, national oder international, und ebenso schnell formt sich ein negatives Bild dieses Menschen, das sich in unseren Gedanken festsetzt Ein aktuelles Beispiel ist Präsident Bush — viele Länder und Menschen weltweit sind mit seinen Entscheidungen und seinem Handeln nicht einverstanden. Negative Kommentare, Kritik, bis hin zu Beschimpfungen, sind häufige Reaktionen. Ähnliches gilt für Gerhard Schröder und andere deutsche Politiker, insbesondere, was die wirtschaftliche Lage Deutschlands betrifft. Auf internationaler Ebene zielen Wut und Ärger auch auf Terroristen, korrupte Staatsführer und Manager ab.

Oftmals ist die Ursache dieser Gefühle Angst. In Deutschland herrscht eine wirtschaftliche Unsicherheit, die für viele Menschen zu persönlicher Unsicherheit und Existenzangst führt. Angst und Hilflosigkeit bewirken oft die Suche nach einem Sündenbock. Zurück zur obigen Frage: Hilft das?

Wie würde die Welt verändern, wenn wir in all den Menschen, die wir gern für die Mängel und die Schlechtigkeit dieser Welt verantwortlich machen würden, Gottes perfektes Ebenbild sehen? Was würde geschehen, wenn wir unsere Gebete auf ihre Unfähigkeit zu sündigen richten und unser Vertrauen in Gottes Macht im Angesicht jeder Situation stärken?

Eine gewagte Frage, aber hätte es etwas geändert, wenn alle Menschen in ihren Gebeten Hitler, Stalin, Pol Pot oder andere Diktatoren als Gottes Widerspiegelung, unfähig zur Sünde, gesehen hätten? Hätte man damit das Weltgeschehen ändern können oder kann man es heute?

Auf diese Art und Weise zu beten bedeutet nicht, mit den Taten dieser Menschen einverstanden zu sein, die Augen vor Unrecht zu verschließen oder tatenlos herumzusitzen. Im Gegenteil, vielleicht führen uns diese Gebete zu mehr Engagement in bestimmten Bereichen. Dieses Engagement resultiert dann jedoch nicht aus Hass oder Ärger, sondern aus Liebe und einem tieferen Verständnis von der Natur des Menschen und des Universums.

Wir sind immer schnell bereit, für die Opfer zu beten. Es ist schwieriger für die Täter zu beten — dieser Gedanke kommt nicht automatisch, oftmals spüren wir einen tiefen Widerstand. Aber die Negativität und das falsche Bild, das wir von diesen Menschen haben, muss ebenso durchbrochen werden wie das Bild eines Opfers, auf politischer wie auf privater Ebene. Privat könnte es sich zum Beispiel um einen jugendlichen Straftäter handeln. Viele Menschen reagieren mit Unverständnis oder Ablehnung, andere suchen nach Schuldigen (»die Eltern«, die Lehrer«, »die Gesellschaft«) — und halten am negativen Bild dieses Jugendlichen fest. Wirklich helfen kann jedoch nur jemand, der das Gute in diesem Menschen sieht und damit und dafür betet — und, wo möglich, auch mit Taten reagiert. Dies erinnert mich an eine wahre Geschichte aus England. Der Leiter einer Klinik für Suchtkranke, ein sehr spiritueller Mann, hatte einen Sohn, der drogenabhängig wurde und ins kriminelle Milieu abrutschte.

Der Vater reagierte und zeigte seinen eigenen Sohn an. Im Gefängnis kam der Sohn in Kontakt mit einer Selbsthilfegruppe für Drogenabhängige, die auf spirituellen Prinzipien basiert, und wurde von seiner Drogensucht befreit. Heute arbeitet er in der Klinik seines Vaters und drückt wunderbare Eigenschaften wie Güte, Verständnis, Liebe und Hilfsbereitschaft aus. Ich bin sicher, dass sein Vater, trotz und gerade durch diesen scheinbar extremen Entschluss, in seinem Sohn nichts anderes als einen geliebten und im Grunde seines Wesens guten Menschen sah.

Wir sind immer schnell bereit, für die Opfer zu beten. Es ist schwieriger für die Täter zu beten — dieser Gedanke kommt nicht automatisch, oftmals spüren wir einen tiefen Widerstand.

Es ist eine große Aufgabe, immer das Gute vor Augen zu haben und gleichzeitig zu tun, was wir ganz konkret tun können. Wir sind niemals hilflos im Angesicht von bösen Taten, Katastrophen oder scheinbar unüberwindbarer Negativität wie ein wirtschaftliches Tief oder Krieg im Nahen Osten. Wir können für diese Situationen, für alle Beteiligten und für uns selbst beten. Was können wir an uns selbst ändern, das diese Situation positiv beeinflusst und uns hilft, Gottes Eigenschaften besser auszudrücken?

Wenn wir alle Gottes Kinder und alle eins sind, dann muss das, was einer tut, allen helfen. Viele kleine Dinge auf kontinuierlicher Basis vollbracht, können ungeahnte Veränderungen bewirken.

Wenn wir alle Gottes Kinder und alle eins sind, dann muss das, was einer tut. allen helfen. Viele kleine Dinge auf kontinuierlicher Basis vollbracht, können ungeahnte Veränderungen bewirken. Es ist nicht genug, einmal für den Krieg im Nahen Osten, Umweltverschmutzung oder Verbesserung der wirtschaftlichen Talfahrt zu beten und dann mit unserem Leben weiterzumachen wie zuvor. Aber jeden Tag zu beten und kleine Taten zu vollbringen, hilft uns, die Wahrheit besser zu sehen und zu leben. Und das hilft der Welt.

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