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Ich machte dem »Spielverderber« den Garaus

Aus der März 2005-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Fragen Sie doch mal Ann Linthorst, die seit mehr als 35 Jahren Familienberaterin ist, »Warum heiraten?«! Da bekommen Sie Ihre Antwort zurück wie einen perfekt geworfenen Frisbee: »Die Ehe ist kein Muss«, erklärt sie mir. »Und sie ist auch kein Ausgangspunkt. Es ist besser, mit der Lebensqualität und der Qualität der Beziehungen, die man anstrebt, zu beginnen — mit dem Verständnis, worum es im Leben geht, wofür man da ist, was wirklich befriedigt und erfüllt. Die meisten von uns möchten ein liebevolles, kreatives, vitales, spielerisches, freudiges und friedliches Leben leben.

Die Ehe muss auf dem Bedürfnis basieren, mit jemandem das Leben zu teilen, ein Leben zu leben und ein Heim zu bauen, das auf diesen Werten aufbaut — mit oder ohne Kinder«, sagt Ann Linthorst. »Und es ist ein lohnendes Bestreben, eine dauerhafte Kameradschaft einzugehen, die Liebe, Intelligenz und Treue beinhaltet. Was viele Leute jedoch vergessen, ist, dass ein Trauschein (allein) diese Qualitäten nicht garantiert. Wenn man eine erstklassige Ehe möchte, dann sollte man mehr an Qualitäten als an der Ehe interessiert sein. Die Ehe ist ein gemeinsames Teilhaben an Gottes Güte und kein Egotrip.«

Ann sagt, die Bedeutung des gemeinsamen Teilhabens trat bei einem kleinen Vorfall in ihrer Familie hervor, als sie, ihr Ehemann Jan und ihr Sohn Tommy ein Wochenende in einem Hotel in Connecticut verbrachten. Sie waren etwas knapp bei Kasse und Ann war sehr mit der selbst auferlegten Aufgabe beschäftigt, diese Situation mit zu wenig Geld zu bewältigen.

Es ist ein lohnendes Bestreben, eine dauerhafte Kameradschaft einzugehen, die Liebe, Intelligenz und Treue beinhaltet.

Zum Frühstück bestellte sich Tommy, damals ein Kleinkind, Pfannkuchen. Die verschmähte er aber dann und machte sich über Anns bescheidene Ration Toast her. Sie fühlte sich beraubt und versuchte ihn dazu zu bewegen, doch die Pfannkuchen zu essen, die er bestellt hatte. Jan, der ihre Not bemerkte, bot Tommy ein Stück von seinem Toast an. An diesem Punkt platzte Ann heraus: »Nun lass ihn doch nicht auch noch deinen Toast essen!« Worauf Jan antwortete: »Liebling, es gibt nicht deinen Toast oder meinen Toast. Es gibt einfach nur Toast. Und wenn wir mehr brauchen, können wir es bestellen.«

»Die Einfachheit und Klarheit von Jans Antwort durchlöcherte den Bann meiner selbstauferlegten Bedrängnis«, erinnert sich Ann. »Ich fühlte mich wie ein Dummkopf, aber ein sehr erleichterter und dankbarer Dummkopf. Jan hätte einfach sagen können, ich solle aufhören mich aufzuregen. Und ich hätte es ihm nicht übel nehmen können. Stattdessen sagte er die Wahrheit in der relevantesten Weise. Aber er sprach nicht einfach über Toast. Während er sprach, wurde mir bewusst, »dass es kein deins und meins gibt. Es gibt nur Leben. Und wenn wir davon in irgendeiner Form mehr benötigen, dann können wir es bei der Quelle bestellen, und die ist Gott.«

»Ich möchte diese Metapher noch ein wenig weiter bemühen«, sagt Ann. »Ich habe herausgefunden, dass, sobald wir denken, unser Wohlbefinden käme von anderen, dann bekommen wir Angst, dass wir auch von anderen beraubt werden könnten. Dann werden wir ängstliche Kleinkrämer und versuchen, unsere Kinder, Ehepartner, Eltern und Freunde unseren Plänen anzupassen. Oft ist das so, wenn uns Selbstrespekt fehlt. Wir versuchen Selbstrespekt von anderen zu bekommen anstatt von Gott.«

Sobald wir denken, unser Wohlbefinden käme von anderen, bekommen wir Angst, dass wir auch von anderen beraubt werden könnten. Dann werden wir ängstliche Kleinkrämer.

Wir sprechen dann darüber, warum so viele Ehen kaputt gehen. »Ich habe immer behauptet, dass eine Ehe, die auf falscher Information über das Leben basiert, genauso wenig funktionieren kann wie ein Flugzeug auf der Basis von falschen Informationen über Aerodynamik«, bemerkt Ann. »An einem Flugzeug herumzubasteln ist sinnlos, wenn man die Gesetze der Aerodynamik nicht richtig verstanden hat. Und an einer Ehe herumzubasteln ist sinnlos, bis man die Gesetze des Lebens verstanden hat.« — Ann bestätigt, dass immer noch viele Leute auf der Basis von romantischer Liebe heiraten, wobei sie von dem geliebten Menschen erwarten, dass er ihre persönlichen Wünsche und Träume bestätigt und erfüllt. Wenn der andere das nicht tut, sagt sie, folgen Enttäuschung und oft sogar Wut.

»Ich sage den Leuten, es ist, als ob man Sonnenschein vom anderen erwartet. Das kann der andere aber gar nicht geben. Das Problem liegt in der Erwartung, nicht in dem anderen Individuum. Allzu oft macht die romantische Liebe einen Gott aus dem Geliebten und falsche Götter führen zu Unglücklichsein.

Aber es ist nicht, was der andere tut oder nicht tut, was uns Leiden verursacht«, fügt sie hinzu. »Es ist die eigene Interpretation von seinem oder ihrem Verhalten. Mit jeder Frage, die auftaucht, wird also von uns verlangt, dass wir unsere eigenen Ansichten durchleuchten und das elementare Wesen des Lebens neu einschätzen. Heilung von Eheproblemen resultiert nicht daraus, dass man sich auf die Probleme konzentriert, sondern dass man seinem Bewusstsein erlaubt, sich durch die göttliche Liebe, die überall und immer wirkt, emporheben zu lassen.«

Ann sagt, dass sie manchmal Klienten und Freunden das anbietet, was sie »die zwei Betrachtungsprinzipien« nennt:

• Wenn man sich darauf konzentriert, was man am Verhalten des anderen nicht mag, schafft man Monster auf beiden Seiten der Betrachtung.

• Geistiges Sehen wandelt die menschliche Identität in geistige Identität, sowohl im Betrachter als auch in dem Betrachteten.

»Ich habe die Wahrheit dieser Prinzipien oft erfahren — mit meinen Kindern und mit meinem Mann«, sagt sie. »Ich erinnere mich, dass mein Mann einmal negative Kommentare beim Frühstück machte. Und ich sprang total darauf an, als ich darauf achtete, was mich an diesen Kommentaren störte und was alles auf meiner schwarzen Liste gelandet war vom ersten Tag an, wo wir uns getroffen hatten. Sie wissen schon, all diese Anschuldigungen »du-machst-immer... und nie-machst-du.... Schließlich gingen mir die Beschwerden aus und dieser Gedanke kam mir ganz klar: »Gott sei dank, dass ich nichts von all dem ausgesprochen habe, weil nichts davon wahr ist.

Geistiges Sehen wandelt die menschliche Identität in geistige Identität, sowohl im Betrachter als auch in dem Betrachteten.

Ich dachte an ein spezielles Foto von Jan, das meinen wunderbaren Mann zeigt. Seine Großzügigkeit, Humor und Liebenswürdigkeit leuchten geradezu hervor. Die Gedanken, die er beim Frühstück geäußert hatte, gehörten überhaupt nicht zu ihm. Ich erkannte, dass er in dieses negative persönliche Denken hineingeraten war, das er und ich den Spielverderber nennen. Also beschloss ich statt dessen, dem Spielverderber die Meinung zu sagen. Du gehörst nicht in mein Zuhause und in mein Leben. Du kannst dich nicht hineinschleichen, indem du vorgibst, mein Ehemann zu sein. Unser Zuhause gehört zu Gott und du hast hier keinen Platz.

Glücklicherweise sind wir immer lösungsorientiert durch die geistige Perspektive, die wir in unsere Arbeit einzubringen versuchen.

Als Jan zum Mittag nach Hause kam, war das Erste, was er sagte: Ich kann es mir gar nicht erklären, aber ich bin so glücklich! Ich platzte heraus: Aber ich kann es erklären. Ich habe heute dem Spielverderber den Garaus gemacht. Wir brachen beide in Gelächter aus.

Das war eine so wundervolle Bestätigung für die Kontrolle über die Atmosphäre in unserem Zuhause durch das, was wir in unseren Gedanken halten. Es erinnerte mich auch daran, wie wichtig es ist, diese Spielverderber-Gedanken, die uns über den anderen kommen, nicht auszusprechen.«

Ann erweitert dann unser Gespräch und bezieht die ganze Familie mit ein. Sie und Jan haben zwei Söhne und drei Enkelsöhne. Sie regt an, dass es oft hilfreich ist, zwischen »egozentrierten« und »seelenzentrierten« Diskussionen zu unterscheiden. Egozentrierte Diskussionen konzentrieren sich auf Personen, Gefühle und Begehrlichkeiten. Seelenzentrierte Diskussionen konzentrieren sich auf Themen, Werte, Bedürfnisse.

»Wie eine Person Dinge empfindet und was er oder sie möchte, kann kundgetan werden«, sagt sie. »Aber wenn Leute eine solide Grundlage wollen, um die endlosen Fragen zu lösen, die in Beziehungen auftauchen, dann müssen sie themenorientiert sein und ihre Entscheidungen auf das gründen, was sie gemeinsam wertschätzen, und auf die Bedürfnisse der ganzen Familie.«

»Wissen Sie, wenn Jan und ich ein gemeinsames Seminar über Ehe machen — Jan ist auch Familienberater —, dann machen wir oft Witze darüber, wie lustig es wäre, wenn wir dort anfangen würden zu streiten. Ich betrachte es als einen Akt der Gnade und eine willkommene Disziplin, dass wir Lösungen finden müssen, denn dabei helfen wir ja anderen Leuten. Glücklicherweise sind wir immer lösungsorientiert durch die geistige Perspektive, die wir in unsere Arbeit einzubringen versuchen.«

»Und wie oft werden Sie um persönlichen Rat gebeten?« frage ich. »Ständig. Aber ich sage Leuten nicht gerne, was sie tun sollen, denn normalerweise würden sie das, wenn sie es könnten, schon tun. Ich spreche gerne über Prinzipien, die Richtlinien bieten, um ihre Erfahrung zu verstehen, und sage ihnen, wo sie Antworten finden können.«

»Trotz all der Ehen, die nur allzu offensichtlich Schiffbruch erleiden, welchen Wert sehen Sie in der institution der Ehe?« frage ich schließlich. »Erstens ist sie einfach die beste verfügbare soziale, legale und geistige Struktur, um das Aufziehen von Kindern und Familienleben zu schützen und zu erhalten. Sie bietet einen Rahmen, in dem es leichter ist, den Forderungen des persönlichen Ego zu widerstehen«, sagt Ann. »Ich nenne die Ehe eine Schule der Aufklärung, denn sie erfordert, dass Leute lernen, sich über ihr kleines Selbst und ihre oft irregeleiteten Wünsche zu erheben. Die meisten von uns brauchen eine Struktur, die unsere besten Absichten unterstützt — und die Ehe kann diese bieten. Geistig gesprochen ist sie ein wunderbarer Ort, um Gottes Güte auszudrücken — und nicht nur eine Art und Weise, wie wir Gutes in unser Leben bringen.«

Aus dem tiefen Erfahrungsschatz dieser Beraterin ...

• Ihre Ehe ist (eigentlich) nicht Ihre Sache. Alle Aspekte des Lebens, die Ehe eingeschlossen, sind Gottes Sache.

In Einklang mit dem göttlichen Wesen finden wir unsere Einheit in der Ehe und unsere geistige Identität.

• Wenn alles in der Ehe und im Familienleben innerhalb eines geistigen Kontextes gesehen wird, dann kann alles, was auftaucht — von Intimität bis zum Rausbringen des Mülls — eine Übung sein, Gott besser kennen zu lernen, nicht ein Kampfplatz für zwei Egos.

• In Einklang mit dem göttlichen Wesen finden wir unsere Einheit in der Ehe und unsere geistige Identität.

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