In der Sammlung der Mary Baker Eddy Bibliothek befinden sich Geschäftsbücher, Lagerbelege, Scheckbücher, Tagebücher und Tageskalender. Diese Dinge gewähren unschätzbare Einblicke in das tägliche Leben von Mary Baker Eddys Haushalt.
Eine Fotografie von 1910 zeigt sieben Mitglieder des Haushalts von Mary Baker Eddy, wie sie sich um einen Esstisch in ihrem Heim in Chestnut Hill bei Boston versammelt haben. Diese Menschen arbeiteten für Eddy in verschiedenen Positionen im Haushalt wie auch geschäftlich. Im Jahre 1908, als sie von Concord, New Hampshire, nach Chestnut Hill zog, umfasste ihr Haushalt sechzehn bis zwanzig Angestellte, darunter Sekretäre, köche, Näherinnen, Gärtner und andere. Als Eddys Verpflichtungen in den 1880er Jahren größer wurden, benötigte sie mehr Helfer. Dieser Stab blieb ziemlich klein, bis ihre Pflichten der Kirche gegenüber, ihre Veröffentlichungen und ihr anwachsender Ruhm in den späten 1890ern eine größere Anzahl Leute erforderten, um Haushalt und Geschäft mit Unterstützung zu versorgen.
Die Geschichten dieser Arbeiter sind für diejenigen bedeutsam, die sich für die Amerikanische Geschichte interessieren – besonders für die Geschichte von Christian Science. Ihre Arbeit war von entscheidender Bedeutung für Mary Baker Eddy, als ihre Zeit mehr und mehr von beruflichen Angelegenheiten in Anspruch genommen wurde.
Obwohl diese Männer und Frauen der Entdeckerin und Gründerin von Christian Science dienten, bildeten sie dennoch eine Einheit im Haushalt. Als eine »harmonische Gruppe von Arbeitern« Laura Sargent, zitiert in Erinnerungen von William Roedel Rathvon, C.S.B., Band 2, S. 140.Sahen sie sich selbst nicht als Diener, sondern nannten sich stattdessen häufig eine Familie. Die Dokumentation in der Sammlung der Bibliothek – von dem erwähnten zwanglosen Esszimmer-Portrait bis zu Hauptbüchern, die vermerken, dass die Teppiche zwecks Frühjahrsputz ausgeklopft und spezielle Lebensmittel wie Dorschzunge bestellt wurden, oder Auflistungen von Geschäftsausgaben und Haushaltsreparaturen, und Tageskalendern, die Aktivitäten wie Liedersingen und das Beobachten von Sternen aufführen, sowie Fotos von Haus-Eichhörnchen und Frauen, die Tücher waschen – zeugen sowohl von dem familiären Charakter des täglichen Lebens des Haushaltsstabs sowie von den Gegebenheiten ihrer häuslichen und beruflichen Aktivitäten.
Tausende von Dokumenten und Gegenständen bewahren die Details der häuslichen Wirtschaft und der Unterstützung bei den tagtäglichen Angelegenheiten, die Eddy erlaubte, ihre Energien auf ihre internationalen Bemühungen zu richten. Die Betrachtung dieser Dokumente – oft von den Haushaltspersonen selbst erstellt worden – stellt ihre Leistungen in einen umfassenderen Zusammenhang und trägt zu einem vollständigeren Verständnis und einer besseren Wertschätzung der Mitarbeiter und deren Arbeit bei. Und neben der Dokumentation der Haushaltsaktivitäten, speziell von Eddys Arbeit und Leben in Pleasant View (ihrem Heim in Concord, New Hampshire) sowie Chestnut Hill, liefert das reichhaltige Material der Sammlung der Bibliothek auch unschätzbare Information über das Leben in der Viktorianischen Zeit.
»Mein Tag in Pleasant View begann normalerweise im Sommer zwischen 3:30 und 4 Uhr am Morgen und im Winter etwa eine bis eine halbe Stunde später. Ich jätete den Garten, molk die Kühe, fütterte die Schweine und dann gab August Mann den Pferden Korn und ich striegelte sie. Das war dann so gegen sieben Uhr und ich machte Frühstückspause. Danach mussten Rasen und Garten gepflegt werden, Eis hinauf ins Haus und ins Nebengebäude gebracht werden, oder notwendige Reparaturen wie Klempner-, Elektro-, Zimmermannsarbeiten etc. an Haus, Scheune oder Nebengebäude erledigt werden. Am Abend molk ich wieder die Kühe und wässerte den Rasen wenn nötig. Es kam im Sommer nicht oft vor, dass mein Tag vor zehn Uhr am Abend vorbei war.«
In seinen Erinnerungen an die neun Jahre, die er für Eddy arbeitete, liefert John Salchow einen Einblick in das Haushaltsleben aus der Sicht eines vielseitig eingesetzten Angestellten. Auszüge von Salchows Erinnerungen – siehe farbige Kästen – begleiten die Fotos der nächsten Seiten. (Viele von Eddys Hausangestellten schrieben Erinnerungen, die im Research Room der Mary Baker Eddy Bibliothek einzusehen sind. Für Terminvereinbarungen rufen Sie 888-222-3711 oder ext. 7110 an, oder besuchen Sie www. marybakereddy. org)
»Ich erinnere mich dran, dass Mrs. Julia Prescott für kurze Zeit als eine von Mrs. Eddys Helfern in Pleasant View arbeitete, während ich dort war. Mr. Farlows Schwester Sarah war auch für eine kurze Zeit dort. Miss Ellen Cross half eine kurze Zeit lang in der Küche. Sie war eine sehr ernsthafte Person. ... Miss Mary Eaton blieb nie lange in Pleasant View, war aber für Mrs. Eddy eine Art Bote, sie erhielt Vollmachten persönlicher Natur und machte notwendige Einkäufe, Besorgungen, etc. in Boston und anderswo. Ich erinnere mich dran, dass sie ein paar Mal im Nebengebäude blieb. Mr. John Lathrop blieb ebenfalls gelegentlich im Nebengebäude und wohnte dort eine Zeit. Dr. Francis Fluno blieb dort einige Monate im Frühling, nachdem Mr. Joseph Mann gegangen war. Ich erinnere mich gut an ihn. Er war ein netter alter Herr und sah wie einer der Propheten aus mit seinem langen Bart. Mrs. Ella Peck Sweet war ebenfalls ein Mitglied des Haushalts im selben Jahr.«
»Miss Minnie Weigandt war immer gutmütig und sehr freundlich, aber ich muss zugeben, ich mochte es, sie zu necken, so wie auch die anderen Mitglieder der Familie. Sie wusste es normalerweise zu nehmen. Einmal hätte mein Necken beinahe zu dem Verlust einer feinen Nähmaschine geführt, und dieses Mal stellte sie mich zur Rede. Die Maschine war für die Familie bestellt worden und es war eines der ersten Modelle mit Versenkvorrichtung. Als Minnie sie sah, wusste sie nicht, was es war. Ich sagte ihr, dass es eine neue Nähmaschine mit Benzinmotor sei. Sie hatte von so etwas noch nie gehört und ging sofort zu Mr. Frye, um ihm davon zu berichten. Er rief mich zu sich und sagte: >Wir [können nicht] so etwas mit Benzinmotor im Haus haben. Sie werden es zurückschicken müssen. Hier ist ein Brief dazu an Mr. Hill.< Ich lachte und sagte ihm, dass ich gerade Minnie »aufgezogen« hätte, und so blieb die Nähmaschine.«
»Ich erinnere mich, dass Mr. Rathvon und Mr. Tomlinson manchmal während gelegentlicher Momente der Entspannung hinaus auf den Vorderrasen gegangen sind, um einen Ball zu schlagen. Ich sah sie, wie sie früh am Morgen mit ihren Fahrrädern losgefahren sind, manchmal war Mr. Dickey dabei. Aber in der Regel waren sie, wie der Rest der Familie, zu beschäftigt, um viel persönlichem Vergnügen nachgehen zu können, so dass diese gelegentlichen Unterbrechungen immer willkommen waren.«
»Einmal hatte Mr. Dickey ein Teleskop gekauft, das für den Gebrauch der Familie auf dem Dach von Chestnut Hill platziert wurde. Wir begannen uns alle ziemlich für Astronomie zu interessieren. Ich erinnere mich, wie ich eines Nachts dort hoch ging, um den Halleyschen kometen zu sehen, aber ich konnte ihn nie finden, Miss Eveleth, Mrs. Sargent und die meisten der Haushaltsmitglieder gingen von Zeit zu Zeit hoch, und einige von ihnen gewannen einige Kenntnisse auf diesem Gebiet.«
»Natürlich waren Mrs. Eddys Maßstäbe sehr hoch und sie war extrem genau, erwartete von denen, die bei ihr waren, buchstabengetreu gehorsam zu sein und sie in dem zu stützen, was sie sagte und tat. Es war für Schüler nicht einfach, in ihr Heim zu ziehen, alles hinter sich zu lassen sozusagen und all ihr Interesse und jeden Gedanken ihrer Führerin zu widmen. Ehrgeiz, Stolz und tausendundein menschliches Argument versuchten in jeder Art und Weise diejenigen zu beeinflussen, die in ihren Herzen wünschten, loyal und ehrlich zu sein; und wenn sie nur das kleinste bisschen angreifbar waren, unterlagen sie, und in dem Maße wie sie unterlagen, warfen sie natürlich zusätzliche Hindernisse in den Weg unserer Führerin. Wir alle taten unser Bestes unserem Licht gemäß, und wenn einige Lichter nicht so groß wie die anderer waren, gab es keinen Grund anzunehmen, dass diese Menschen schließlich nicht fähig wären, der Sache einen hilfreichen Dienst zu erweisen, direkt oder indirekt.«
