Die Verfassungen demokratisch regierter Länder auf der ganzen Welt gründen sich auf Grundrechte, wie Redefreiheit, Versammlungsfreiheit und Religionsfreiheit. Obwohl es nicht in irgendwelchen Gründungsurkunden verankert sein mag, ist Ihr Recht auf Stille das fundamentalste aller Menschenrechte — insbesondere, wenn das Zuhören dem Hören einer göttlichen, heilenden Botschaft gleichzusetzen ist.
Heutzutage sind Wohnungen, Arbeitsplätze, Klassenzimmer und öffentliche Plätze, in denen wir uns mit anderen aufhalten, zunehmend lärmerfüllt. Manche betrachten diesen Lärm als unvermeidliches Ärgernis in einer Motorisierungs-, Kabel-, Funk-und Mobil-Gesellschaft. Befürworter einer ruhigeren Umgebung, in welcher Form auch immer, führen mögliche Gesundheitsrisiken des übermäßigen Lärms an. Wenn jedoch die ultimative Medizin mental und geistig ist — und wir glauben, dass sie das ist — dann ist eine laute Welt etwas viel Schlimmeres als ein Ärgernis oder gar ein Umweltgesundheitsrisiko. Letzten Endes ist Lärm für den Frienden und die Stille schädlich, die aber für gesundes, kreatives und die Seele bereicherndes Zuhören notwendig sind.
Das göttliche Gemüt teilt sich immer seiner Schöpfung mit, aber scheint es nicht so, dass Ruhe sich in einer lärmenden Umgebung nur schwer einstellt? Und wie kann man hören, was das Herz eines anderen bricht, wenn man von den Umweltgeräuschen in Anspruch genommen oder von ihnen abgelenkt ist?
Die Nebengeräusche des täglichen Lebens sind der neue »Passivrauch«. Man hört sie zum Beispiel im stärkeren Verkehr in vormals ruhigen Straßen, im Geleier der Fernseher in Flughäfen und Restaurants und in Handygesprächen, die in allen erdenklichen öffentlichen Plätzen, von Toiletten bis zu Aussichtspunkten auf Gebirgswanderwegen, mitgehört werden müssen.
Dann gibt es da den privaten und freiwillgen Lärm, der daher kommt, immer mit der Steckdose verbunden zu leben — Geräusche unserer Wahl, die uns wie eine akustische Sicherheitsdecke einhüllen.
Was in jedem Fall oft verschwunden ist, oder vermisst wird, sind stille Plätze für ruhiges Reflektieren, schöpferische Gedanken, Selbstüberprüfung und, äußerst wichtig, für die enge Verbindung mit dem großen Arzt, der einen beruhigt, den Körper wiederherstellt und der dem Leben eine neue Richtung gibt und es erhält.
Überall in der Geschichte traten aus ruhiger Gemeinschaft bemerkenswerte Leistungen hervor. Das Heilungswerk von Jesus Christus begann nach einer Zeit der Stille in der Wildnis, und seine Schüler erwählte er nachdem er die ganze Nacht gebetet hatte. In Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift beschreibt Mary Baker Eddy, dass Jesu »demütige Gebete tiefe und gewissenhafte Bezeugungen der Wahrheit waren — Bezeugungen der Ähnlichkeit des Menschen mit Gott und der Einheit des Menschen mit Wahrheit und Liebe.« (S. 12) Tief empfundene Beteuerungen, welche Krankheit sofort zu heilen vermögen, resultieren aus einer bewussten, ununterbrochenen Verbindung mit der wahren Substanz des Göttlichen.
Jesus investierte viel in diese Verbindung. Ebenso die Autorin und Christliche Heilerin Mary Baker Eddy, die Schrieb: »Geist, Gott, vernehmen wir, wenn die Sinne schweigen.« (ibid. S. 89) So auch Johannes Brahms, der Stille forderte, wenn er komponierte und fühlte, dass die musikalischen Ideen direkt von Gott kamen, sowie Albert Einstein, der sagte: »Ich möchte Gottes Gedanken kennen; der Rest ist Nebensache.«
Wir befürworten nicht ein Leben, in dem man sich in Einsamkeit und absoluter Stille einigelt. Neue Technologien und die Produkte, die sie hervorbringen, haben denen das Leben erleichtert, die sich diese leisten können. Die Bewohner dieser Erde sind besser denn je miteinander verbunden. Aber hören wir einander wirklich zu? Und dem »erhaltenden Unendlichen« (ibid. S. Vii)?
Gott möchte gehört werden. Nachdem der Prophet Elia Wind, Erbeben und Feuer über sich ergehen ließ, hörte er Gott als ein »stilles, sanftes Sausen« (1. Könige 19:12). Der Poet, der Psalm 46 schrieb, hörte Gott sagen: »Seid stille und erkennet, dass ich Gott bin! Ich will der Höchste sein ...auf Erden.« (Ps. 46:11) Es wird innere Stille und ein Maß äußerer Ruhe benötigt, um den Vater aller Ideen zu hören, um von der Mutter aller nützlichen und schönen Dinge bewegt zu werden. Doch der Instinkt, Frieden zu suchen, steckt in jedem Einzelnen.
Durch stilles Gebet sind wir alle fähig, die geräuschvollen Wogen von Beschwerden, Kritik, Zweifel zu besänftigen; die Wahrheiten geistiger Existenz unmittelbar zu erkennen; die höchste Gesetzmäßigkeit von Gottes Gegenwart und gütiger Kontrolle zu fühlen; die Christusbotschaft sofortiger Hilfe und Heilung zu hören. Und wir sind alle fähig, Gott still für das unermessliche Gute und die unermessliche Gnade dieses Moments zu danken.
