Wir wünschen uns »Alles Gute für das Neue Jahr«, »Gute Besserung« oder einen schönen Urlaub. Es gibt große, heimliche, stille, kleine, sehnliche Wünsche. Wünsche werden von den Augen abgelesen oder sind uns manchmal wie ein Befehl. Sie werden erfüllt oder nicht erfüllt, gehegt oder geliebt. Wir versagen uns auch Wünsche oder haben ein Wunschbild als höchstes Ziel für unser Leben. Manchmal, zum Glück sehr selten, können Wünsche aber auch boshaft sein und sollen Unheil bringen (z. B. wie im Märchen »Dornröschen«).
Wünsche werden von den Augen abgelesen oder sind uns manchmal wie ein Befehl. Wir versagen uns auch Wünsche oder haben ein Wunschbild als höchstes Ziel für unser Leben.
Wünsche zu haben, Wünsche zu erfüllen, Segenswünsche zu erteilen, Wunschbilder vor Augen zu haben — das sind wichtige Bestandteile des täglichen Lebens für alle Menschen, früher, heute und sicher auch in Zukunft.
Wünsche verändern sich ständig. Was für den einen ein Riesenwunsch ist, ist für jemand anderen gar nicht wichtig. Wünsche von Kindern unterscheiden sich von denen der Jugendlichen oder Erwachsenen.
Sich etwas wünschen heißt auch, etwas herbeisehnen, ja Verlangen nach etwas haben. Und manchmal wünschen wir uns etwas, von dem wir meinen, dass es uns fehle wie Gesundheit. Geld oder Zeit.
Dank Mary Baker Eddy, die 1866 Christian Science entdeckte, sind uns heute geistigere Vorstellungen und Wünsche vertraut. Sie sagt in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift: »Verlangen ist Gebet; und es kann uns kein Verlust daraus entstehen, Gott unsere Wünsche anzuvertrauen, damit sie geformt und veredelt werden, bevor sie in Worten und Taten Gestalt annehmen.« (Seite 1)
Für mich ist interessant, dass sich dieser Satz im Kapitel »Gebet« befindet. Mary Baker Eddy bringt Wünsche oder Sich-etwas-wünschen in einen unmittelbaren Zusammenhang mit Gebet. Wir kennen Bußgebete, Bittgebete, Dankgebete oder Lobgebete. Gebet ist eine Urfunktion der zu Gott hinblickenden Menschenseele. Es hat sich im Lauf der Jahrtausende vom Gebet der Heiden zu vielen Göttern zum Gebet an den einen, universalen Gott gewandelt. Auch entfaltet es sich immer weiter vom Buß- und Bittgebet zum Dank und Lobpreis Gottes.
Mary Baker Eddy bringt Wünsche oder Sich-etwas-wünschen in einen unmittelbaren Zusammenhang mit Gebet.
Durch Christian Science lernen wir das Gebet des Verständnisses kennen, das die Vollkommenheit Gottes voraussetzt und Gottes »Sehr Gut« aus dem ersten Schöpfungsbericht über Seine Schöpfung freudig bejaht.
Ich denke, Eddy meint mit ihrer Aufforderung an uns, unsere Wünsche Gott anzuvertrauen und sie läutern und veredeln zu lassen, dass wir die Wünsche aus einer göttlichen Perspektive anschauen sollen, so wie es in der Bibel heißt: »In Deinem Lichte sehen wir das Licht.« (Ps. 36,10)
Gott ist keine physische Person. Er ist Prinzip; Gemüt; Seele; Geist; Leben; Wahrheit; Liebe. Diese und weitere Begriffe verwendet die Autorin in Wissenschaft und Gesundheit für Gott.
Die Frage ist also, ob unsere Wünsche dem Göttlichen dienen:
■ dem Prinzip — das Ordnung und Gehorsam ist;
■ dem Gemüt — das gewissenhaft und gütig handelt;
■ der Seele — die strahlend, glückselig und harmonisch ist;
■ dem Geist — der frei und erleuchtet regiert und machtvoll herrscht;
■ dem Leben — das aktiv und nützlich ist;
■ der Wahrheit — die ehrlich, gerecht und treu agiert;
■ der Liebe — die sich zart, beschützend und helfend ausdrückt.
Wenn wir die Wünsche bzw. Gebete mit dem göttlichen Licht beleuchten, werden sie geformt, veredelt, geläutert oder gemodelt. Es geht gar nicht anders.
»Formen« bedeutet, eine Sache bilden oder einer Sache Gestalt geben. Den Charakter formen, bedeutet erziehen oder hinziehen.
»Veredeln« heißt, etwas besser, vollkommener, widerstandsfähiger zu machen. In der Landwirtschaft z.B. werden die Teile einer edlen oder ertragreichen Nutzpflanze mit der widerstandsfähigen Unterlage einer anderen Pflanze kombiniert. Die Legierung einer Oberfläche ist ebenfalls eine Veredlung, z.B. wird Metall zum Schutz legiert, damit es nicht rostet.
Mary Baker Eddy sagt zu »veredeln« in Wissenschaft und Gesundheit auf S. 492:7: »Das Sein ist Heiligkeit, Harmonie, Unsterblichkeit. Es ist bereits bewiesen, dass eine Kenntnis davon, selbst in geringem Maße, die physische und moralische Norm der Sterblichen heben, die Langlebigkeit steigern und den Charakter läutern und veredeln wird. So wird der Fortschritt schließlich allen Irrtum zerstören und Unsterblichkeit ans Licht bringen.«
Unser Schutz, man könnte sagen, unsere Legierung, ist die göttliche Wahrheit. Wir sind von Gott je und je geliebt, wir sind der Ausdruck Seines Wesens, wir gehören in Sein »Sehr Gut« hinein und wir stehen unter dem Schutz Seiner Weisheit.
Das ist die Basis, von der wir ausgehen dürfen und können. Das Einzige, worauf wir achten müssen, ist, dass die Wahrheit über uns selbst uns nicht verdunkelt wird durch materielle, sterbliche Gedanken oder anders gesagt, durch aggressive, mentale Suggestionen.
Wenn wir die Wünsche bzw. Gebete mit dem göttlichen Licht beleuchten, werden sie geformt und veredelt.
Manchmal trauen wir uns aber gar nicht, an unsere Wünsche zu denken oder sie Gott anzuvertrauen, weil uns der Gedanke »ich kann das nicht« oder »ich weiß gar nicht wie« von Anfang an entmutigt.
»Die Wissenschaft offenbart die Möglichkeit alles Gute zu erreichen und führt die Sterblichen dazu, das zu entdecken, was Gott bereits getan hat; aber Misstrauen in die eigene Fähigkeit, das erstrebte Gute zu erlangen und bessere und höhere Ergebnisse zu erzielen, hemmt uns oft unsere Schwingen zu erproben und macht das Versagen von vornherein zur Gewissheit.« (Wissenschaft und Gesundheit S. 260:14-20)
Mein Wunsch für Sie? Dass sich Ihre Wünsche erfüllen, vielleicht erst nach einer erforderlichen Umformung und Veredelung, aber dann mit aller Kraft, in großer Freude.
Dieses Misstrauen in die eigene Fähigkeit zu überwinden ist eine der Möglichkeiten, um berechtigte Wünsche in die Tat umzusetzen. Diesen Vorgang mag eine kleine Beobachtung illustrieren:
Eine Hummel hat 0,7 cm2 Flügelfläche bei 1,2 g Gewicht. Nach den bekannten Gesetzen der Aerodynamik ist es unmöglich, unter diesen Bedingungen zu fliegen. Die Hummel weiß das aber nicht und fliegt einfach! Man könnte sagen: Sie ist sich des angeblichen Missverhältnisses zwischen Flügelfläche und Gewicht nicht bewusst.
Wir müssen uns also mit dem angeblichen Fehlen irgendwelcher Voraussetzungen nicht zufrieden geben. Mangel ist kein Gesetz und hat keinen Bestand, solange wir ihn nicht einfach hinnehmen. Im Lukas-Evangelium 12:29,31 sagt Jesus Christus: »Fragt nicht danach, was ihr essen oder was ihr trinken sollt, und macht euch keine Unruhe. Trachtet vielmehr nach Seinem Reich, so wird euch das alles zufallen.«
Mein Wunsch für Sie? Dass sich Ihre Wünsche erfüllen, vielleicht erst nach einer erforderlichen Umformung und Veredelung, aber dann mit aller Kraft, in großer Freude und in einer Weise, die Sie den Tag glücklich erleben lässt.
