Als ich vor einiger Zeit in der U-Bahn fuhr, hörte ich, wie sich zwei Personen über die nächste Wahl unterhielten. Eine Aussage war: »Ich habe ja eh keinen Einfluss auf die Ereignisse, die sich in der Politik oder in der Wirtschaft abspielen. Die machen ja doch, was sie wollen.«
Es kommt darauf an, auf welcher Grundlage wir unsere Wahl treffen.
Betrachtet man das Wahlverhalten mancher Bürger in den letzten Jahren, könnte man von einer Art Phlegma sprechen. Sie verzichten auf das Recht der Mitbestimmung, weil es unbequem ist und sie glauben, dass sie eh nichts durch ihre Wahl bewegen können.
Aber das ist nicht so. Es kommt nur darauf an, auf welcher Grundlage wir unsere Wahl treffen. Legen wir die Aussagen von anderen Menschen zugrunde, die alles Mögliche versprechen, damit man sie wählt, dann werden wir meist enttäuscht, wie mancher durch negative Erfahrungen wohl schon erlebt hat. Doch nur, wenn wir bewusst und verantwortlich unser Wahlrecht in Anspruch nehmen gegründet auf eine positive Sichtweise auf andere Menschen und dazu beitragen, dass auch die anderen ihr Wahlrecht ausüben, dann kann die Grundidee der Demokratie umgesetzt werden.
Ich glaube daran, dass die einzige Macht, die uns regiert und für uns sorgt, die göttliche ist.
Eine Möglichkeit, die richtige Grundlage wahrzunehmen, ist, zu erkennen, wer uns regiert. Viele Menschen sagen, sie glauben nicht an die Allmacht Gottes. Sie können jedoch auch nicht sagen, woher die Kraft des Lebens kommt, aber auch nicht daran zweifeln, dass es diese Kraft gibt. Wir nennen diese Kraft die Allmacht Gottes, die alles regiert und uns immer die richtigen Gedanken gibt, um zu entscheiden, was gut und richtig ist.
Ich persönlich lege in allen Situationen, egal um welche Art der Entscheidung es sich auch handelt, diese Wahl immer in die Hände einer höheren Instanz. Denn ich glaube daran, dass die einzige Macht, die uns regiert und für uns sorgt, die göttliche ist. Als Mitglied einer Christian Science Zweigkirche habe ich gelernt, wie eine praktische Demokratie umgesetzt wird, denn unsere Kirche wird durch demokratische Entscheidungen der Mitglieder verwaltet. In jedem Jahr werden die Ämter, die die praktische Arbeit übernehmen, von den Mitgliedern dieser Kirche mit Mehrheitsbeschluss gewählt. Durch Gebet und das Vertrauen auf die Allmacht Gottes, durch das Wissen um die Einheit in dieser Allmacht, empfange ich die richtigen Gedanken, wen ich wählen oder ob ich möglicherweise mich in ein Amt wählen lassen soll. Die Bereitschaft, die persönlichen Belange zurückzustellen und sich dem Wohl der Gemeinde zur Verfügung zu stellen, ist dabei eine gute Motivation und dient wiederum auch meinem eigenen Wohl. Ich habe einmal einen Film gesehen (»Jakubowski und der Oberst«). Er erzählt die Geschichte eines polnischen Juden, der auf der Flucht vor den Deutschen im Zweiten Weltkrieg war. Er schlug sich deshalb gegen allerlei Hindernisse bis nach Paris durch. Seine Lebensmaxime war, treu an die Allmacht Gottes zu glauben. Er hatte von seiner Mutter vermittelt bekommen, dass es für jede Situation (mindestens) zwei Lösungen gäbe und man immer die bessere wählen solle. Durch die Treue und den Glauben an die Allmacht Gottes überlebte er den Krieg und konnte einen neuen Abschnitt seines Lebens beginnen.
Auch wir können heute noch nach dieser Grundlage unser Leben gestalten. Wir haben immer die Wahl, die Freiheit zur Mitgestaltung. Wenn wir dieses Wahlrecht nicht ausüben, profitieren davon immer die »Falschen«, nämlich die, bei denen die demokratischen Grundrechte nicht im Vordergrund stehen.
