Blick in die Vergangenheit
Selbstverteidigung
Boston, 16. März 1885. Sie verteidigte nicht nur sich selbst. Sie verteidigte das Recht der Öffentlichkeit, die Wahrheit über etwas zu erfahren, was vielen Menschen das Leben retten und es zum Besseren wenden kann.
Doch dieser Tag erschien Mary Baker Eddy wohl kaum als ein Wendepunkt. Sie war eine zunehmend populäre Autorin, Lehrerin und Predigerin, die von Theologen der christlichen Kirchen angegriffen wurde, und sie befand sich auf dem Weg zum Bostoner Tremont Temple, wo eine — um es milde auszudrücken — ungläubige Menge darauf wartete, dass sie persönlich auf die Fragen von Pfarrer Joseph Cook und die neueste Salve von Verdammungen antworten würde. Drei Wochen zuvor hatte Cook im gleichen Gotteshaus bei einem der immer gut besuchten Vorträge am Montagmorgen einen Brief des konservativen Theologen A. J. Gordon verlesen, in dem M. B. Eddy angefeindet wurde.
Ihre aus dem Stegreif gemachten Ausführungen Siehe Vermischte Schriften 1883-1896, S.95- 98. gingen nicht über die ihr gewährten zehn Minuten hinaus. Sie sprach im Frage-und-Antwort-Stil und ging speziell auf Anschuldigungen ein, die von der Kanzel und in Zeitungen und religiösen Zeitschriften gegen sie vorgebracht worden waren. Als sie aufgehört hatte zu sprechen, spendeten ihr nur ein paar Anhänger Beifall; sonst war es still im Saal.
Einem Begleiter von ihr zufolge war sie auch auf dem Heimweg still. Siehe Erinnerungen von Julia Bartlett, Mary Baker Eddy Sammlung, Die Mary Baker Eddy Bibliothek für den Fortschritt der Menschheit. Doch nicht nur die Räder der Kutsche bewegten sich, denn schon bald wurde sie gefordert, den Beweis für etwas zu erbringen, was sie später so beschrieb: »In Christian Science gibt es niemals einen Rückschritt, niemals eine Rückkehr zu überwundenen Standpunkten.«Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 74. Die Gründerin der Bewegung würde Christian Science und sich selbst in den kommenden Jahren weniger mit ihrer eigenen Stimme und Feder verteidigen; vielmehr sollte die Verteidigung aus einer kollektiven, systematischen Erwiderung auf Angriffe bestehen und zugleich Gelegenheiten nutzen, Christian Science der skeptischen Presse und der Geistlichkeit zu erklären.
Am selben Tag, als M.B.Eddy im Tremont Temple sprach, verteilten ihre Anhänger 800 Broschüren mit dem Titel: Defence of Christian Science« (Verteidigung von Christian Science); es war der Nachdruck eines Artikels von ihr, der im gleichen Monat im Christian Science Journal erschienen war. (Diese Broschüre bildete die Grundlage für ihr späteres Buch Nein und Ja.) Einen Monat zuvor hatte die Vereinigung Christlicher Wissenschaftler EOR11, Protokoll der Vereinigung Christlicher Wissenschaftler, 4. Februar 1885, Erste Verwaltungsunterlagen, Kirchenverwaltungsarchiv. ein Komitee für Veröffentlichungen (auch bekannt als Veröffentlichungskomitee«) gebildet, dem vornehmlich Leute angehörten, die von Eddy im geistigen Heilen unterrichtet worden waren. Dieses neue, ständige Komitee, das aus durchschnittlich drei Mitgliedern bestand, wurde eingesetzt, um auf die vielen Angriffe und von Unkenntnis geprägten Kommentare über Christian Science in der Presse einzugehen.
Drei Monate später hieß es im Protokoll der Vereinigung Christlicher Wissenschaftler, dass man Erwiderungen auf mehrere Zeitungsartikel eingesandt und dass der Boston Herald positive Artikel über Christian Science veröffentlicht hatte, die von zwei Mitgliedern des Veröffentlichungskomitees abgefasst worden waren. Eddy, die Präsidentin der Vereinigung, war zwar stolz auf »die literarischen Fähigkeiten ihrer Schüler«, empfahl jedoch, bei diesen Artikeln für die Zeitungen »vorsichtig zu verfahren«. Sie fügte hinzu: »Mit den Geistlichen steht uns eine große Arbeit bevor. Man muss liebevoll mit ihnen sprechen. Bitten Sie sie in diesem Sinne, ihre falschen Behauptungen zurückzunehmen.« EOR11, 6. Mai 1885. Sie hatte erlebt, dass »kalte Verachtung, hartnäckiger Widerstand, Opposition durch die Kirche, staatliche Gesetze und die Presse ... noch immer die Vorboten für dass Erscheinen der voll aufgegangenen Wahrheit«Wissenschaft und Gesundheit, S. 224. sind.
Was diese drei Fronten betraf — die Religion, die Gesetzgebung bzw. Rechtsprechung und die Presse —, so konzentrierte sich M.B. Eddy auf die letztere. Als bekannte Autorin sah sie die Presse nicht als einen monolithischen Block oder als einen Gegenspieler an, sondern als ein Mittel zur Verbreitung von Ideen. Der Kampf fand im mentalen und spirituellen Bereich statt, und wenn es einen Feind gab, so waren es nicht Redakteure und Reporter, nicht einmal in den schlimmsten Fällen, sondern das, was Eddy oft als »das Böse« bezeichnete, nämlich der weit verbreitete Glaube, das Böse sei wahr und könne mit einem ansonsten allmächtigen Gott im Wettstreit liegen. Wenn man dieser Auffassung nicht entgegentrat, drohte sie die spirituelle Entdeckung, die die Menschen heilen und befreien kann, zu entstellen, zu verschleiern oder in der öffentlichen Diskussion unbeachtet zu lassen.
Als die Presse später einmal besonders negativ über Christian Science Bericht erstattete, wies Mary Baker Eddy die Mitglieder des Veröffentlichungskomitees an, sich dreimal am Tag« im Gebet mit dem Thema »zerstörerische mentale Einflüsse« zu beschäftigen. Wie sie sagte, sei »mehr echtes Christentum« vonnöten. Alfred Farlow an Mary Baker Eddy, 7. März 1887, Mary Baker Eddy Sammlung. Für diese Arbeit brauchte sie Leute, die harten Auseinandersetzungen in einem streitsüchtigen mentalen Umfeld gewachsen waren.
Hilfe aus dem mittleren Westen
Im selben Jahr, als sie sich im Tremont Temple ihren Kritikern stellte, hatte Alfred Farlow, ein junger Mann im mittleren Westen der USA, von ihrem Lehrbuch über christliches Heilen erfahren: Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift. Ein Nachbar von ihm, der Invalide gewesen und durch das Lesen des Buches geheilt worden war, lieh es der Mutter von Farlow. Dieser las es und startete sofort eine Heilpraxis, die auf den fundamentalen Ideen in dem Buch basierte.
Farlow hatte sich einen ehrlichen Lebensunterhalt als »Büroangestellter, Lehrer, Handelsreisender und Mechaniker verdient«, und letztendlich wollte er Rechtsanwalt werden. Er erklärte Eddy in einem Brief, in dem er sich wegen ihrer Lehrgänge im metaphysischen Heilen erkundigte, dass »Christian Science mich in meine ureigene Sphäre gebracht hat. Seit ich mich mit Wissenschaft und Gesundheit befasse, habe ich meine ganze Zeit — etwa drei Wochen ausgenommen — in den Dienst der Wahrheit gestellt.« L01575, Mary Baker Eddy an Alfred Farlow, 25. Juli 1887, Mary Baker Eddy Sammlung. — Im mittleren Westen war man so daran interessiert, von der Wiederherstellung des christlichen Heilens zu erfahren, dass Farlow M.B. Eddy fragte, ob er in der Öffentlichkeit über dieses Thema sprechen dürfe. Sie willigte ein und fügte folgende Worte hinzu, die gewissermaßen als Motto für seine spätere Tätigkeit als Sprecher der Kirche dienten: »Tun Sie alles, was in Ihrer Macht steht, um Irrtum zu verhüten und die Wahrheit zu fördern.« L02344, Mary Baker Eddy an Carol Norton, 7. Oktober 1891, Mary Baker Eddy Sammlung.
Diese einander ergänzenden Ziele — »Verhütung« und »Förderung«, Antwort und Initiative —, die einerseits das Recht der Öffentlichkeit wahrten, die Wahrheit über Christian Science zu erfahren, und andererseits konstruktive Möglichkeiten suchten, zu informieren und auf das Denken der Menschen einzuwirken, verkörperten M.B. Eddys Sendungsbewusstsein. Einmal schrieb sie an einen Schüler in New York: » ... meine Mission für die Menschheit scheint darin zu bestehen, allen, mit denen ich in Berührung komme, ein korrigierendes und veränderndes Mittel zu verabreichen.« L01608, Mary Baker Eddy an Alfred Farlow, August 1900, Mary Baker Eddy Sammlung. Farlow war einer der wenigen unter ihren ersten Schülern, die die zweifachen Erfordernisse bei der Öffentlichkeitsarbeit instinktiv erfassten und die für diese Arbeit nötigen Fähigkeiten und Eigenschaften besaßen, nämlich einerseits Geschäftssinn und andererseits die Demut, Beharrlichkeit, Widerstandskraft, Treue und Aufrichtigkeit eines Heilers.
Die Wahrheit in Umlauf bringen
Das Komitee für Veröffentlichungen übernahm allmählich immer mehr die Aufgabe, Erwiderungen auf Angriffe oder falsche Darstellungen zu geben. Ursprünglich wurden Sarah H. Crosse, Arthur T. Buswell und Emma Hopkins zu Mitgliedern des Komitees ernannt. (Die Letztere sollte schon bald selbst zu einer Kritikerin werden, und gegen Ende des 19. Jahrhunderts folgte Komiteemitglied Josephine Woodbury ihrem Beispiel.) Eddy schrieb selbst weiterhin Erwiderungen an Kritiker, entweder in der Tagespresse oder in dem 1883 gegründeten Christian Science Journal. Einige von ihnen wurden später in die Vermischten Schriften 1883-1896 aufgenommen. Diese Sammlung zeigt, was sie meinte, wenn sie bei Erwiderungen auf falsche Darstellungen in der Presse »mehr echtes Christentum« forderte — die Erwiderungen mussten die Liebe Christi ausdrücken, die nicht nur den Fehler berichtigt, sondern auch den Kritiker segnet.
In einem Brief an Farlow, den sie in einer schweren Zeit im Jahr 1900 schrieb, sprach sie sich für eine Erwiderung aus, die »scharf, aber auch so höflich ist, dass sie die Angelegenheit im Keim erstickt. Ich habe das selbst viele Male getan, z.B. in meiner Antwort auf Mr. Wakemans Artikel Christian Science und Barmädchen, die sich in Vermischte Schriften [S. 294] befindet. Er schämte sich wegen seines Artikels und ersuchte mich später um Hilfe und bat mich inständig, ihm mitzuteilen, ob er mir irgendwie helfen könne.« Mt 10:34.
M.B. Eddy nahm sich Christus Jesus zum Vorbild, wenn es hieß, die Wahrheit, bzw. die spirituelle Realität, zu vermitteln oder die Kranken und Bedürftigen mit der göttlichen Wahrheit — dem uns stets zur Seite stehenden Christus — zu heilen. Jesus sagte: »Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert« Alfred Farlow an Calvin Frye, 18. Dezember 1897, Mary Baker Eddy Sammlung., doch sein einziges Schwert war die Macht der Wahrheit, mit der er gegen den Irrtum vorging — gegen Neid, Hass, grundlose Anschuldigungen —, nicht aber gegen die Personen, die falsche Auffassungen hegten oder vorbrachten.
Die Initiative ergreifen
In den 1890er Jahren hatte Alfred Farlow sich als Christian Science Praktiker in Kansas City im Staat Missouri niedergelassen. In einem Brief, der typisch war für die Eigeninitiative, die er entwickelte, schrieb er M.B. Eddys Sekretär über einen »kürzlich erlebten Angriff auf Christian Science und unsere Erwiderung darauf. Das hatte einen wunderbaren Einfluss auf die öffentliche Meinung in Kansas City und im ganzen Land.« In einer handschriebenen Nachschrift fügte er hinzu: »Eine Dame sagte, sie sei durch das Lesen meines ersten Artikels geheilt worden.« L01600, Mary Baker Eddy an Alfred Farlow, 9. Dezember 1899, Mary Baker Eddy Sammlung.
Kritiker verschiedener theologischer und philosophischer Richtungen fuhren mit ihren Kampagnen gegen »Eddyismus« fort — konservative Christen am einen Ende des Spektrums und Gesundbeter und Vertreter von New Thought am anderen. Einzelne Christliche Wissenschaftler mussten sich auch vor amerikanischen Gerichten verantworten, wo Christian Science Praktiker unter Anklage standen, den Arztberuf ohne amtliche Zulassung auszuüben. Später wurden aufgrund der Arbeit der Komitees für Veröffentlichungen Gesetze erlassen, die die Praxis von Christian Science legalisierten.
Die Religion und das Recht waren zwei wichtige Bereiche, in denen Christian Science mit der öffentlichen Meinung in Berührung kam. Mary Baker Eddy erkannte, dass die Medien der damaligen Zeit — Zeitungen, Zeitschriften, Bücher, Broschüren und Abhandlungen — den Marktplatz für Ideen darstellten (sei es zum Guten oder Bösen) und dass sie ein Mittel waren, um Jesu wiederentdeckte Heilmethode den Menschen nahe zu bringen.
Schon bald nachdem Farlow auf Eddys Wunsch nach Boston umgezogen war, erklärte sie ihm die Situation und deutete seine Rolle an: »Die Presse übt einen größeren Einfluss auf die sterblichen Gemüter aus, als wir es gewahr sind. Ehe das Böse gegen mich anging ... hatte sich die Presse mit mir ausgesöhnt, und im ganzen Land hatten die führenden Tageszeitungen mir gegenüber eine positive Einstellung. Die Redakteure suchten bei mir um Artikel über die wichtigsten Themen nach. Wenn Sie also ungehindert arbeiten, können Sie in dieser Richtung viel Gutes verrichten. Gott leistet Ihnen Hilfe und wer kann Seiner Hand wehren? Wenn Sie diese Reform in der Bostoner Presse vollbringen, dann habe ich einen wichtigen Posten für Sie, den auszufüllen einen treuen, aktiven, unbeirrbaren Mann erfordert.« Alfred Farlow an Mary Baker Eddy, 14. Januar 1900, Mary Baker Eddy Sammlung. In den folgenden 14 Jahren bestand Farlows Arbeit hauptsächlich darin, die Presse zu reformieren und zu informieren. »Wenn ich sie auch nicht zu [Christian] Science bekehre, so hoffe ich doch, dass ich sie zumindest zur Gerechtigkeit bekehre«, schrieb er ein paar Wochen nach seinem Amtsantritt, wobei er noch anmerkte, dass er bereits »eine große Veränderung in der Bostoner Presse« festgestellt hatte. Siehe Handbuch der Mutterkirche, S. 27 und Kasten auf Seite 24.
Das Amt des Komitees für Veröffentlichungen wurde offiziell 1898 geschaffen und seine Pflichten im Kirchenhandbuch (siehe Kasten auf Seite 24) festgelegt. (Die Vereinigung Christlicher Wissenschaftler und ihr Veröffentlichungskomitee waren auf Eddys Wunsch hin neun Jahre zuvor aufgelöst worden; es war einer von verschiedenen organisatorischen Schritten, mit denen die Bewegung eine neue, dauerhafte Führung erhielt.) 1898 setzte M.B. Eddy auch einen Vortragsrat ein und gründete die Christian Science Verlagsgesellschaft, womit drei in ihrer Funktion unterschiedliche Organe für die Kommunikation mit der Öffentlichkeit entstanden. Das Komitee für Veröffentlichungen hatte die Aufgabe, sowohl in spiritueller als auch praktischer Hinsicht den Weg zu bahnen und sich mit dem mentalen Umfeld auseinanderzusetzen, damit die Hilfe- und Hoffnungsuchenden die Botschaft des Trösters in Christian Science finden konnten.
Ein breit angelegter Aktionsplan
Vor 1900 war eine dreiköpfige Gruppe für die Beziehungen zur Presse sowie für andere, vom Christian Science Vorstand Ebd. aufgetragene Aufgaben zuständig. Diese Gruppe bestand zeitweilig aus dem ehemaligen Pastor der universalistischen Kirche, Irving Tomlinson, aus James Neal und dem ehemaligen Richter Septimus Hanna wie auch Alfred Farlow. 1900 wurde Farlow zum Leiter der Komitees für Veröffentlichungen ernannt, das nun lediglich aus einer Person bestand und dessen Büro sich in einer Suite im Bostoner Westminster Hotel befand. Außerdem wurde in jedem US-Staat ein einköpfiges Komitee für Veröffentlichungen eingesetzt, die alle dem Leiter in Boston unterstanden, jedoch von den Lesern der drei größten Zweigkirchen Christi, Wissenschaftler, in jedem US-Staat bzw. jeder kanadischen Provinz und jedem Land ernannt wurden. Diese »Jurisdiktionen« wurden durch Beiträge von den sich in den Zuständigkeitsbereichen befindlichen Zweigkirchen Christi, Wissenschaftler, finanziert (siehe Kasten unten). Die Komitees der einzelnen Staaten ernannten ihrerseits Assistenten, die ihnen auf lokaler Ebene halfen.
Die Satzungen für das Komitee und seine praktische Arbeit in den folgenden zwei Jahrzehnten zeigen jedoch, dass jeder Christliche Wissenschaftler befugt war, bei der Erfüllung der Pflichten des Veröffentlichungskomitees mitzubeten und mitzuwirken. Die Aufgabe des Komitees bestand darin, »einen falschen Zeitungsartikel, den andere Wissenschaftler nicht beantwortet haben oder der diesem Komitee zur Beantwortung übersandt worden ist, zu berichtigen oder berichtigen zu lassen« Alfred Farlow an Willard S. Mattox, 18. Februar 1901. Mary Baker Eddy Sammlung.. »Soweit ich die Satzung [im Kirchenhandbuch] verstehe«, schrieb Farlow an das Komitee für New York, »wurde von anderen erwartet, dass sie an Zeitungen schreiben, doch das Komitee für einen US-Staat soll auf ihm zugesandte Artikel antworten, für die noch keine Entgegnung geschrieben worden ist.« Siehe Handbuch, S. 97.
Diese Regelung hatte zur Folge, dass viele Jahre lang eine große Anzahl von Briefen und Artikeln an die Presse geschickt und auch veröffentlicht wurde. Beispielsweise wurden allein im Staat New York von 1901 bis 1906 weit über 2500 Briefe und Artikel an die Presse geschickt und veröffentlicht.
Erst beten, dann konstruktiv zusammenarbeiten
Von allen Christlichen Wissenschaftlern wurde erwartet, dass sie zuerst von der grundlegenden christlichen Fähigkeit des Gebets Gebrauch machen, ehe sie darangehen, »Darstellungen über Christian Science, die die Öffentlichkeit irreführen, ... in christlicher Weise zu berichtigen« L01644, Mary Baker Eddy an Alfred Farlow, August 1902, Mary Baker Eddy Sammlung.. Wenn ein besonders feindseliges Pamphlet in Umlauf gebracht worden war, wies M.B. Eddy Farlow an, »ihm auf rechte Weise Einhalt zu gebieten« L02605, Mary Baker Eddy an die Ersten Leser der Kirchen Christi, Wissenschaftler, 24. Februar 1900, Mary Baker Eddy Sammlung., und zwar mit Gebet, damit der Einfluss des »bösartigen tierischen Magnetismus« gebrochen wird — ein Ausdruck, den sie auf die zerstörerischen mentalen Einflüsse anwandte, die versuchen, Gottes Gegenwart und Macht zu verbergen oder zu negieren.
Diese »rechte Weise« fand auf alle Anwendung, die etwas über die Wirksamkeit von Gebet verstanden. Eddy schrieb an die Ersten Leser in allen Zweigkirchen: »Ich bitte Sie, einmal am Tag für die leitenden Redakteure der wichtigsten Zeitschriften in Ihrer Stadt und auch für die Pastoren in den Kirchen am Ort zu beten. Die Lügen, die verbreitet werden, um unsere Pastoren und die Presse zu täuschen, würden,wenn es möglich wäre, auch die Auserwählten verführen. Dem muss durch Gebet begegnet werden. Jesus sagt: Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt. Bitten Sie auch andere Kirchenmitglieder, desgleichen zu tun, jeden Tag auf diese Weise zu beten, und gießen Sie die Wahrheit hinein, die den Irrtum zerstört.« Deckbrief zum Bericht für 1905 vom Christian Science Komitee für Veröffentlichungen für den Staat New Jersey, 1. Januar 1906, Mary Baker Eddy Sammlung.
Worte allein mögen nicht viel nützen, doch persönlicher Kontakt mit Redakteuren hilft sehr, mit falschen Vorstellungen aufzuräumen. Eddy wies den Leiter der Komitees und seine Mitarbeiter im Feld an, auf konstruktive Weise mit den Medien zusammenzuarbeiten. 1905 berichtete das Komitee für den Staat New York, dass er mit vielen Zeitungs- und Zeitschriftenredakteuren Gespräche führe und viel Zeit auf »vorbeugende Arbeit« verwende, um »der Notwendigkeit von späterer Heilarbeit vorzubeugen«. Er hatte die Erfahrung gemacht, dass persönliche Kontakte »viel Gutes erzielen ... Sie bauen Vorurteile ab, fördern gegenseitigen Respekt und schaffen freundschaftliche Bande, so dass sich mehr Gelegenheit bietet, dem Irrtum mit der Wahrheit zu begegnen.«22
M. B. Eddy wusste den Bericht des New Yorker Komitees zu schätzen. Sie sagte ihm: »Ich habe dieses System der Komitee-Arbeit eingerichtet, um genau das von Ihnen beschriebene Resultat bei den Redakteuren zu erreichen. Ich war zu dem Schluss gekommen, dass es speziell für die Verbreitung von Christian Science notwendig ist.« L11297, Mary Baker Eddy an Cornell Wilson, 15. Januar 1906, Mary Baker Eddy Sammlung.
Unrecht gegen die Entdeckerin beseitigen
1907 schrieb eine Zeitung, dass Mary Baker Eddy, die damals 86 Jahre alt war, »die meistdiskutierte Frau in der ganzen Welt«The Evening Press, Grand Rapids, Michigan, August 1907, zitiert in Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, und Verschiedenes, S. 271. sei. Und doch war sie keineswegs auf Publicity aus. Vielmehr wünschte sie sich, dass ihre Arbeit als spirituelle Entdeckerin in der Öffentlichkeit anerkannt würde. Sollte ihre Arbeit diskreditiert oder totgeschwiegen werden, dann würde das auch die Entdeckung verfälschen oder sie der Öffentlichkeit vorenthalten. Sie sagte zu Farlow: «Ich brauche eine starke menschliche Hand, die die meine hochhält, so wie es auch mit Mose geschah ... Ich bin die Zielscheibe für all das feindliche Feuer.« L01617, Mary Baker Eddy an Alfred Farlow, 21. Januar 1901, Mary Baker Eddy Sammlung.
Einem vertrauten Mitarbeiter schrieb sie einmal: »Würde die Welt mich und mein wahres Leben im rechten Licht sehen, so würde das mehr als alles andere für unsere Bewegung tun. Das entnehme ich der Tatsache, dass der Feind diese beiden Dinge mehr vor der Welt zu verbergen sucht, als in anderer Hinsicht Punkte zu gewinnen. Auch Jesu Leben und Charakter wurden bei ihrem ersten Erscheinen so behandelt. Und leider muss ich sehen, dass getreue Schüler dieser großen Anforderung nicht gerecht werden, wenn sie gegen die Taktiken der Feinde angehen.« L07433, Mary Baker Eddy an Edward A. Kimball, 15. Oktober 1893, Mary Baker Eddy Sammlung.
In all den Jahren seit 1885 haben hingebungsvolle Männer und Frauen darauf hingearbeitet, Hindernisse für diejenigen aus dem Weg zu räumen, die Gott näherkommen und ein besseres Verständnis von sich und der Wissenschaft des Seins, ja vom Leben selbst, erlangen möchten. Noch nie hat eine solch große Nachfrage nach spirituellen und moralischen Antworten bestanden wie heute in unserem neuen Jahrhundert mit seiner Überfülle von Informationen und Fehlinformationen. Allen, die von der Botschaft in Wissenschaft und Gesundheit berührt und geheilt worden sind, steht die Möglichkeit offen, durch ihr tägliches Leben und ihr Licht der Menschheit den Tröster zugänglich zu machen.
Die Pflichten des Komitees für Veröffentlichungen gemäss dem Kirchenhandbuch
Artikel XXXIII
Pflichten. Abschn. 2. Es ist die Pflicht des Komitees für Veröffentlichungen, Darstellungen über Christian Science, die die Öffentlichkeit irreführen, Ungerechtigkeiten gegen Mrs. Eddy oder gegen Mitglieder dieser Kirche seitens der Tagespresse, der Zeitschriften oder sonstiger Veröffentlichungen in christlicher Weise zu berichtigen. Dieses Komitee für Veröffentlichungen hat die Pflicht, einen falschen Zeitungsartikel, den andere Wissenschaftler nicht beantwortet haben oder der diesem Komitee zur Beantwortung übersandt worden ist, zu berichtigen oder berichtigen zu lassen. ...
Das Komitee für Veröffentlichungen kann auch gebeten werden, andere Tätigkeiten auszuführen:
Artikel I
Geschäfte der Kirche. Abschn. 6. Die Geschäfte der Mutterkirche sollen vom Christian Science Vorstand erledigt werden. Der Leiter des allgemeinen Komitees für Veröffentlichungen in den Vereinigten Staaten darf diesem Komitee keine spezielle Tätigkeit auftragen, die nicht in dem Handbuch dieser Kirche genannt ist, ohne sich mit dem gesamten Vorstand der Mutterkirche zu beraten und dessen schriftliche Zustimmung einzuholen.
Mary Baker Eddys Rat für Alfred Farlow
Wenn man in der Datenbank, die Mary Baker Eddys bisher unveröffentlichten Schriften enthält, den Namen Alfred Farlow sucht, stößt man auf über 700 Dokumente. Farlow schickte Hunderte von Briefen und Berichten an Mrs. Eddy. Sie bewunderte seine Ruhe gegenüber Kritikern, seine in einfacher Sprache gehaltenen Erklärungen über Christian Science und seine Beharrlichkeit. Es folgen einige weise Worte und Ratschläge, die M.B. Eddy in ihren Briefen an ihn richtete:
Unternehmen Sie keine Schritte, die Sie wieder zurückgehen müssen, geben Sie keine öffentlichen Erklärungen ab, für die Sie nicht den Beweis erbringen können.
Lassen Sie Beschimpfungen [von Christian Science] außer Acht, oder versetzen Sie ihnen einen vernichtenden Schlag. Erwägen Sie aber immer erst, was es Sie kostet, bevor Sie einen Kampf beginnen. L01608, August 1900; 2 Z00046,
... lernen Sie, wie man Fische fängt. Ihr Köder ist gut, nun angeln Sie weise. ... erregen Sie das Interesse Ihrer Zuhörer und stellen Sie es zufrieden. Jesus ging zuerst mit den Menschen mit, bevor er sich von ihnen trennte, und auf diese Weise fand er bei ihnen Gehör und hatte ihr Wohlwollen.
Achten Sie darauf, dass Ihre ganze Auffassung über die Sterblichen von Barmherzigkeit und Liebe geprägt ist, und wenn Sie diese Wärme in Ihrem Herz spüren, dann nichts wie vorwärts.. Mai 1888;
Seien Sie stark, ruhig, entschieden in Ihrem Artikel. L01618, 26. Februar 1901;
Mögen Sie stets Gottes Segen spüren und Sein gehorsamer Diener sein. Sie waren immer bereit zu folgen. L01577, 4. August 1890.
Alle Zitate stammen aus Briefen in der Sammlung der Mary Baker Eddy Bibliothek für den Fortschritt der Menschheit.
Die Finanzierung der Komitees auf lokaler Ebene
Aus der Korrespondenz zwischen Eddy und Farlow geht klar hervor, dass die im Zuständigkeitsbereich eines Komitees für Veröffentlichungen liegenden Zweigkirchen und Vereinigungen von Anfang an die Arbeit des Komitees finanzieren sollten. Der Christian Science Sentinel vom 21. Juli 1906 schrieb zu diesem Thema: »Hier ist zu bedenken, dass bei dieser Arbeit Kosten anfallen, und wenn diese Kosten anteilsmäßig auf die Mitglieder der Zweigkirchen in einem Staat verteilt werden, stellen sie für jeden nur einen kleinen Betrag dar, doch ist dieser für das Gedeihen der lokalen Kirchen genauso wichtig wie alle anderen Ausgaben.«
1900 schrieb Farlow an verschiedene Kirchenmitglieder über die Finanzierung der Komitees für Veröffentlichungen: » ... dabei gibt es nur eins zu tun, nämlich jemanden zu wählen, der geeignet und kompetent ist, und seine Arbeit gut zu bezahlen, damit er imstande ist, dieser Arbeit viel Zeit zu widmen.« Alfred Farlow an Augusta E. Stetson, 13. Februar 1900, Kirchenverwaltungsarchiv der Mary Baker Eddy Bibliothek für den Fortschritt der Menschheit 2 Alfred Farlow an L. M. Davis, 15. September 1900, Kirchenverwaltungsarchiv. Und ein andermal: »Es ist wünschenswert, dass er gut genug bezahlt wird, damit er diese Arbeit nicht nebenbei machen muss, während er seinen Lebensunterhalt mit etwas anderem verdient.«2 In den ersten zehn Jahren des Bestehens des Komitees, nämlich von 1900 bis 1910, kam man allgemein zu dem Schluss, dass die finanziellen Beiträge für die Arbeit des Komitees nicht direkt von den Kirchenmitgliedern, sondern aus der Kasse der Zweigkirchen und Vereinigungen je nach Mitgliederzahl entrichtet werden sollen.
Die Finanzierung der Arbeit des Komitees für Veröffentlichungen durch die lokalen Kirchen ist auch heute noch sehr wichtig.
Ein internationales Team
In aller Welt arbeiten heute auf lokaler Ebene 153 Komitees für Veröffentlichungen unter der Anweisung des Leiters der Komitees für Veröffentlichungen in Boston. Ihre Büros befinden sich in 49 Ländern auf allen Kontinenten, und sie werden von über 1500 Komitee-Assistenten unterstützt. Seit 1999 ist auch ein Komitee mit einem Team von Assistenten für das Internet zuständig. Zu den Sprachen, die die Komitees und ihre Assistenten sprechen, zählen Annang, Dänisch, Deutsch, Efik, Englisch, Fanti, Finnisch, Französisch, Ga, Griechisch, Hindi, Iluko, Indonesisch, Italienisch, Japanisch, Kikongo, Kikuyu, Lingala, Nyanja, Portugiesisch, Punjabi, Schwedisch, Spanisch und Sueheli.
Ein Bezirksleiter der Komitees für Veröffentlichungen ist in Großbritannien und der Republik Irland tätig, und in Washington arbeitet ein Bundesbüro mit der US-Regierung. Auch in Kanada und Australien gibt es Bundesrepräsentanten, und ein europäischer Repräsentant arbeitet mit den Institutionen der EU, wie der Europäischen Kommission, dem Europäischen Parlament und dem Europa-Rat.
