In Deutschland wurde in den letzten Monaten sehr viel über die sogenannte Vertrauensfrage gesprochen und geschrieben. Das war zwar politisch gemeint, es hat mich aber darüber hinaus angeregt, ein wenig über dieses Wort und seine Bedeutung für mich nachzudenken.
Eine meiner Lieblingsgeschichten in der Bibel handelt auch von einer Frage des Vertrauens. Es ist die Geschichte des Königs Joschafat; sie steht im 2. Buch der Chronik im 20. Kapitel:
Der König Joschafat erfährt, dass von allen Seiten feindliche Heere auf sein Land zumarschieren, um ihn anzugreifen — und was tut er? Er betet! Und er ruft sein Volk dazu auf, ebenfalls zu »fasten und zu beten«. Er hatte auch »Kriegsleute«. Also hätte es doch nahe gelegen zu entscheiden: Ihr bereitet die Verteidigung unseres Landes vor und wir beten derweil. Aber nein, alle beteten; alle bauten darauf, dass Vertrauen auf Gott die beste Verteidigung sei.
Eine meiner Lieblingsgeschichten in der Bibel handelt auch von einer Frage des Vertrauens.
Die Geschichte berichtet dann weiter, dass Gott der betenden Gemeinde mitteilt, dass er sie retten werde, sie sollten nur »hinabziehen und hintreten und stehen und sehen«. wie er, Gott, die Feinde vernichten würde. Genau das geschieht dann auch: Joschafat und sein Volk taten voller Vertrauen, was ihnen der Herr aufgetragen hatte und sie erlebten, dass ihre Feinde so verwirrt wurden, dass sie sich gegenseitig vernichteten.
Die Geschichte endet mit den Worten: »Also hatte das Königreich Joschafats Frieden, und sein Gott gab ihm Ruhe ringsumher.« Gibt es etwas Schöneres?
Mich hat immer fasziniert, dass dieser König so »ohne Wenn und Aber« anfing zu beten. Er war ja nicht nur allein in Gefahr, sondern er hatte doch auch die Verantwortung für ein ganzes Volk! Und dennoch war das Erste, was ihm einfiel: Beten.
Die Geschichte berichtet dann weiter, dass Gott der betenden Gemeinde mitteilt, dass er sie retten werde, sie sollten nur »hinabziehen und hintreten und stehen und sehen«.
Da wir die Bibel auch immer geistig auslegen können und sollen, könnte diese Geschichte auch bedeuten, dass jemand von allen Seiten von beängstigenden Gedanken angefallen und bedroht wird — und nicht nur er allein, sondern ein ganzes Volk. Dass sozusagen ein »Massenphänomen« aufgetreten ist, bei dem alle das Gleiche fürchten, wie etwa: Angst vor Arbeitslosigkeit, Kaufkraftschwund oder vor ansteckenden Krankheiten — z.B. einer Grippewelle ...
Mir sagt diese Geschichte, dass wir alle (nicht nur die Politiker) uns immer wieder entscheiden können, wie wir unseren Sorgen und Ängsten entgegentreten — und wem wir vertrauen!
Vor ein paar Jahren erlebte ich eine Situation, in der ich mich auch entscheiden musste, auf wen oder was ich vertrauen wollte:
Ich war bei meiner Zahnärztin, um mir die Zähne reinigen zu lassen. Da ich ansonsten keine Probleme hatte, war ich völlig unvorbereitet, als sie mir mitteilte, dass mein Zahnfleisch einer dringenden Behandlung bedürfe. Aber bevor überhaupt daran zu denken sei, müsse eine überaus ansteckende Entzündung behandelt werden. Sie begann ein entsprechendes Rezept auszustellen.
Mir war sofort klar, dass jetzt ein Punkt gekommen war, an dem ich Farbe bekennen musste — und mir wurde ein wenig mulmig.
Ich hatte erst vor wenigen Jahren die Christliche Wissenschaft kennen gelernt und mich dieser Lehre begeistert zugewandt. Allerdings war die Behandlung von Krankheiten nicht mein vorrangiges Thema gewesen. Mir war aber beim Studieren immer klarer geworden, dass, wenn ich diese Wissenschaft ernst nehmen wollte — und das wollte ich — dann musste ich auch diese Fragen mit einbeziehen. Und so war ich ganz allmählich dahin gekommen, nach und nach Medikamente wegzulassen und Arztbesuche einzustellen — und mich statt dessen, wenn nötig, an einen Christian Science Praktiker zu wenden. Aber, ich hatte das immer mit mir allein ausgemacht. Hier nun war die direkte Konfrontation mit der Schulmedizin. Dieser Mutprobe (denn das war es für mich zu diesem Zeitpunkt zweifellos) wollte ich mich auch stellen, ich wusste nur noch nicht genau wie.
Ich begann damit, dass ich der Ärztin mitteilte, dass ich Christliche Wissenschaftlerin bin und dass wir keine Medikamente nehmen ... Sie fiel mir ins Wort: sie sei für alle alternativen Methoden offen. Diese dauerten nur etwas länger, aber das sei okay. Ich sollte mich in zwei bis drei Monaten wieder melden.
Mir sagt diese Geschichte, dass wir alle (nicht nur die Politiker) uns immer wieder entscheiden können, wie wir unseren Sorgen und Ängsten entgegentreten — und wem wir vertrauen!
Ich war zunächst ganz glücklich, dass das Gespräch so freundlich verlaufen war. Als ich aber dann zu Hause mit mir allein war, kamen mir heftige Zweifel. Glaubte ich denn wirklich, dass ich, quasi unter den Augen der Medizin, beweisen konnte, dass Christian Science heilt? Dass ich mit meinem Gebet stärker wäre als das allgemeine medizinische System? Glaubte ich, dass ich mich darüber erheben konnte? Und was war mit der Ansteckung? Wo sollte ich denn da bloß anfangen?
Schließlich wandte ich mich an eine Praktikerin. Sie sagte zu, für mich zu beten und sie half mir, meine Gedanken zu sortieren. Nach einiger Zeit war ich dann mutig genug, allein weiter zu arbeiten. Die Praktikerin hatte mir geraten, über den Begriff »Immunität« nachzudenken.
Im Wörterbuch fand ich zwei Bedeutungen, erstens: den Schutz gegen Krankheitserreger und zweitens: den Schutz, den Diplomaten vor fremden Gesetzen genießen.
Es machte mir richtig Spaß, diese Begriffe analog auf meine Lage anzuwenden. Zeitweise freute ich mich daran, dass die göttliche Liebe mich gegen Krankheit immun machte. Dann wieder half mir der zweite Aspekt, mich nicht vor dem zu fürchten, was andere dachten. Ich stellte mir vor, dass, wie ein Diplomat in einem fremden Land auch nicht den Gesetzen dieses Landes unterliegt, so konnte ich für mich beanspruchen, unter Gottes geistigem Gesetz zu stehen und nicht medizinischen Gesetzen ausgeliefert zu sein. Diese Gesetze galten nicht für mich, wenn ich sie nicht akzeptierte.
Ich erkannte, dass ich tatsächlich nichts anderes zu tun brauchte, als absolut auf Gott zu vertrauen.
Es gelang mir mehr und mehr, das zu verstehen. Ich erkannte, dass ich tatsächlich nichts anderes zu tun brauchte, als absolut auf Gott zu vertrauen.
Ich wurde immer ruhiger und sicherer und überzeugter. Und schließlich hatte ich das Gefühl, geheilt zu sein. Jetzt stand also die Kontrolle bei der Zahnärztin an. Wieder regten sich Zweifel, diesmal, ob sie mich auch als geheilt ansehen würde? Allerlei Ausflüchte kamen mir in den Sinn. Am liebsten hätte ich mich vor dem Termin »gedrückt«.
Aber schließlich rief ich mich selbst zur Raison: dieses erneute Vorsprechen bei der Ärztin gehörte mit zur Heilung dazu! Ich war noch nie feige gewesen! Also würde ich auch jetzt den erforderlichen Mut aufbringen!
Die Zahnärztin stellte dann erfreut fest, dass tatsächlich alles geheilt war! Nicht nur die Entzündung war verschwunden, sondern auch die Erkrankung des Zahnfleisches, die sie ja anschließend hatte behandeln wollen! Sie freute sich aufrichtig mit mir.
Es ist halt alles eine Frage des Vertrauens. Und sicher können wir Gott noch viel mehr zutrauen!
