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Der Siebente Tag der Schöpfung

Aus der April 2006-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Während ich diesen Artikel schreibe, habe ich einige meiner Freunde und Bekannten vor meinem geistigen Auge. Ich stelle sie Ihnen einmal vor: Da ist eine junge Mutter, kurz nach der Entbindung von ihrem zweiten Kind, die sich ausgelaugt fühlt, obwohl sie doch »nur« Kinder großzieht und einen Familienhaushalt führt. Eine andere Frau »in ihren besten Jahren« – ihre Kinder sind schon aus dem Haus – hat in einer staatlichen Behörde einen herausfordernden Job. Sie macht eigentlich die Arbeit für zwei und fühlt sich ständig gehetzt, um ihre Abgabetermine einzuhalten. Und ich denke an einen arbeitslosen Familienvater dreier fast erwachsener Töchter, die gerade ihren Weg ins Berufsleben zu finden versuchen. Er hat letztlich mehr Zeit, als ihm lieb ist, aber es fehlen ihm der Antrieb und die Motivation, all die vielen unscheinbaren Dinge im Haus zu tun, die er als Hausmann vielleicht gut tun könnte, oder eben Bewerbungen zu schreiben, wie es die meisten von ihm erwarten würden. Es ist eine andere Art der Erschöpfung, die näher an der Trost- und Mutlosigkeit liegt als an der Müdigkeit durch physische Ausarbeitung. Ich könnte die Liste von diesen Leuten wohl beliebig fortsetzen, die auf die eine oder andere Weise vor Herausforderungen stehen, von denen sie nicht so recht wissen, wie sie sie bewältigen sollen.

Ich denke, ich kann mit gutem Gewissen sagen, dass ich aus eigener Erfahrung diese Gemütszustände aus dem Effeff kenne und mein Mitgefühl mit Dreien (und den vielen anderen, denen es ähnlich ergeht) deshalb wirklich von Herzen kommt. Auch ich muss mich des Öfteren zur Ordnung rufen, einerseits mich nicht gar zu arg hetzen zu lassen von dringenden oder vielleicht doch nicht so dringenden Terminen, andererseits mich zu motivieren, die verschiedensten Dinge anzupacken, die schon lange überfällig sind. Und manchmal bin ich in düsteren Momenten auch einfach nur frustreirt, weil mir nicht alles so umfassend gelingt, wie ich's gern hätte, und sich immer wieder Stapel von zu erledigenden Aufgaben auf meinem Schreibtisch aufhäufen.

Wenn es mir gelingt, einen Moment aus der mentalen Tretmühle auszubrechen, denke ich gern an den siebenten Tag der Schöpfung.

Wollen Sie wissen, was mir in solchen Situationen of thilft? Wenn es mir denn gelingt, für einen Moment aus der mentalen Tretmühle auszubrechen, die einen immer weiter strampeln lassen will, wenn es mir gelingt, einen Moment innezuhalten, dann denke ich gern an den siebenten Tag der Schöpfung. Selb st wer sich nicht sonderlich gut in der Bibel auskennen mag, wird vielleicht schon gehört haben, dass dort beschrieb en wird, wie Gott die Welt an sieben Tagen erschaffen hat. Angefangen von Licht, Tag und Nacht, Wasser und Erde, Pfalnzen und Tieren bis hin zum Menschen, den Gott am sechsten Tag geschaffen hat. Und vielleciht ist es noch nicht einmal entscheidend, dass die Entstehung der Welt vermutlich nicht in einem Zeitraum abgelaufen ist, den wir mit sieben einzelnen Tagen bemessen würden, Und selbst wenn man diese Beschreibung nur als eine symbolhafte Darstellung betrachten würde, bleibt es für mich aufschlussreich, wie dieser sechste Tag beendet wird mit der Feststellung: »Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut.« (1. Mo 1:31) Einerseits erinnert es mich daran, dass Gott mich – und Sie und meine Freunde vom Beginn des Beitrags – sehr gut geschaffen hat, nicht nur so naja, schon ganz gut. Nein, sehr gut – und das möchte ich nicht wieder loslassen, wenn ich wieder einmal daran denke. Mary Baker Eddy formuliert es in Wissenschaft und Gesundheit so: »Die Gottheit war zufrieden mit Ihrem Werk. Wie konnte sie anders als zufrieden sein, da die geistige Schöpfung das Ergebnis, die Äußerung ihres unendlichen Selbstgenüges und ihrer unsterblichen Weisheit war?« (519:3) Wenn Gott zufrieden mit uns ist, sollten wir es dann nicht auch sein?

Aber es geht noch weiter. Diese Aussage ist wie eine Überleitung zum siebenten Tag, von dem es dann heißt: »Und so vollendete Gott am siebenten Tage seine Werke, die er machte, und ruhte am siebenten Tage von allen seinen Werken, die er gemacht hatte.« (1. Mo 2:2)

Wenn Sie mit mir in der Auffassung übereinstimmen, dass Gott allmächtig ist, dann ergibt sich daraus, dass dieses Ruhen am siebenten Tag nicht eine Folge von Ausgepowert-Sein, Erschöpfung, Müdigkeit sein kann. Gott ruht definitiv nicht, um sich zu erholen und sozusagen runtergewirtschaftete Akkus wieder aufzuladen. Für mich steht diese letzte Aussage vom sechsten Tag in direktem Zusammenhang zu diesem Ruhen am siebenten Tag. Ohne dieses Ruhen, dieses Zurücktreten vom Tun und (Er-) Schaffen, ohne dieses Anerkennen »und siehe, es war sehr gut« ist die Schöpfung, ist das Geschaffene nicht vollendet. Es fehlt etwas. Es fehlt die Freude, die Zufriedenheit, die Gewissheit, dass das Geschaffte vollkommen ist. Es fehlt die gute Atmosphäre der Zuversicht, nein mehr noch des Wissens, dass dieses Geschaffene alle Voraussetzungen erfüllt für weiteres Wachsen, Entwickeln, Entfalten, Vorangehen. Ohne dieses Innehalten würde die Dankbarkeit fehlen und das Anerkennen, dass genau das getan wurde, was auch gebraucht wurde in der jeweiligen Situation.

Es erinnert mich daran, dass Gott mich und Sie sehr gut geschaffen hat, nicht nur so naja, schon ganz gut.

Ich hab dabei das Bild von einem Gärtner vor mir, der einen schönen, kräftigen Baum sorgfältig gepflanzt hat. Vorher hat er einen günstigen Standort ausgewählt, das Pflanzloch angemessen groß ausgehoben und den Wurzelballen behutsam eingesetzt. Dann wurde gute Erde eingefüllt, schön festgetreten und noch ein Pfahl zum Festbinden eingeschlagen. Schließlich wurde der Baum angegossen. Und nun sitzt der Gärtner gemütlich auf seiner Garten bank und freut sich herzlich und ausgiebig, dass der Baum nun alles hat, was er zu kräftigem Gedeihen braucht.

Dabei hat diese ruhige Betrachtung des eigenen Tuns aus einer gewissen Distanz nichts zu tun mit Eigenlob, Selbstbeweihr äucherung oder gar Stolz. Vielmehr kommt dort eine Wahrnehmung und auch Dankbarkeit für die eigenen Fähigkeiten und Kompetenzen zum Tragen. Und oft ergibt sich daraus auch, dass wir sogar den Wert, den unser Tun für andere hat, selbst deutlicher erkennen und zufriedener mit uns selbst sein können.

Ohne dieses Ruhen, dieses Zurücktreten vom Tun fehlt die Freude, die Zufriedenheit, die Gewissheit, dass das Geschaffte vollkommen ist.

Ich war schon so oft – wie man so schön sagt – »von den Socken«, wie erholsam es ist, nicht nur die Aufgaben zu erfüllen, die in unseren oft hektischen Tagen vor uns stehen, sondern eben auch – und sei es nur für einen Augenblick – innezuhalten und in einer Freude über das Geleistete für einen Moment zu ruhen. Diese Freude fegt die Überreste von aller Anstrengung, die Müdigkeit oft regelrecht weg und gibt Mut, Kraft und Ideen für die nächsten Schritte.

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