Unsre geliebte Führerin erklärt in Wissenschaft und Gesundheit (S. 507); das göttliche Prinzip aller Dinge bringe durch Gottes ganze Schöpfung hindurch Wissenschaft und Kunst zum Ausdruck. Wahre Kunst ist daher der Ausdruck des natürlich Guten. Sie wohnt dem Guten inne und ist die Verkörperung der göttlichen Idee im menschlichen Bewußtsein. Sie kann niemals beschränkt werden, ist stets das Ergebnis der Inspiration und wirkt jederzeit erhebend, veredelnd und gesundheitbringend. Sie versinnbildlicht einen göttlichen Vorgang, durch den der Himmel (Harmonie) sich kundgibt, und die Menschheit der Dinge des Geistes teilhaftig wird. Der durch den Pinsel des Künstlers auf Leinwand dargestellte Gedanke, sei es in den prächtigen Farben eines Sonnenuntergangs im Herbst, oder in der Darstellung der rastlosen Wellen einer sturmbewegten See, oder der ruhigeren, schlichteren Schönheit ländlicher Einfachheit; der Gedanke, der an einem unbehauenen Stück Marmor meißelt und feilt, bis Gestalt und Umriß des Sterblichen eine Ähnlichkeit mit dem Unsterblichen anzunehmen scheinen; der Gedanke, der durch einen Abdruck auf Pergamentrollen, auf Stein und Papier den Verheerungen der Zeit widerstanden und es den Menschen ermöglicht hat, durch all die Jahrhunderte hindurch miteinander in Verkehr zu treten: all dies ist im besten Fall nur die menschliche Vorstellung von Schönheit und vom göttlichen Gleichgewicht dieser vollendeten Kunst.
Der höchste, schönste und reinste Ausdruck der Kunst ist das Heilen, und da die Christliche Wissenschaft für Gesundheit und Heiligkeit eintritt und auf dein Felsen, dem heilenden Christus gegründet ist, so ist der Christliche Wissenschafter nicht nur das Produkt und die Verkörperung des wissenschaftlichen Christentums, sondern er ist auch durch sein Denken, durch Wort und Tat die Veranschaulichung der christlich-wissenschaftlichen Ausübung und Demonstration. Der Psalmist sang: „Laß dir wohlgefallen die Rede meines Mundes und das Gespräch meines Herzens vor dir, Herr, mein Hort und mein Erlöser.” Um vor Gott, dem Guten, angenehm zu sein, muß das Denken dem Guten gleichen und mit dem einen Gemüt im Einklang stehen; die Widerspiegelung muß eine vollkommene sein. Der Christliche Wissenschafter kennt und liebt den einen Gott, das eine Gute, und gehorcht Ihm; er weiß, daß Gott in Wirklichkeit sein Vater ist, von dem er Vollkommenheit ererbt, sowie das Verständnis, Vollkommenheit als Gesundheit, Heiligkeit und gute Werke wiederzuspiegeln. Seine Gedanken sind Gottes Gedanken, welche Freude, Fülle und die unaufhörliche Tätigkeit rechten Strebens ausstrahlen.
Der wahre Christliche Wissenschafter wird durch das göttliche Prinzip regiert, geleitet, beseelt und erhalten; er tut das eine Gemüt kund und bringt dasselbe zum Ausdruck — jenes Gemüt oder jene Gesinnung, die in Christo Jesu war. Daher spiegelt er die eine Intelligenz wieder und somit die Fähigkeit, die Wirklichkeit alles dessen zu erkennen, was Gott schafft. Der wahre Christliche Wissenschafter existiert, weil Seele existiert. Das innerste Wesen seines Seins besteht in der Widerspiegelung des unendlichen Reichtums der Seele, mit dem die Menschheit gesegnet wird; er ist sich daher bewußt, daß die Allgenugsamkeit, Macht und Freigebigkeit der Seele jedem wahren Bedürfnis entgegenkommen und gerecht werden kann.
Der wahre Christliche Wissenschafter spiegelt unendlichen Geist wieder; sein Blick wird daher geklärt, um den König in Seiner Herrlichkeit zu schauen — das unendliche Gemüt in Seiner unendlichen Entfaltung zu kennen. Sein Ohr vernimmt und behält den Rythmus und die Harmonie des Universums; sein Gefühlssinn steht mit göttlicher Weisheit und göttlichem Verständnis im Einklang, und er erkennt und sieht, daß Gott tatsächlich gut ist. Er lebt, weil Gott lebt und durch die bewußte Tätigkeit des Menschen wiedergespiegelt wird; daher drückt sein Leben die Tätigkeit des Guten aus, und zwar eine unausgesetzte Tätigkeit. Der Christliche Wissenschafter ist wahrheitsliebend, weil die Wirklichkeit alles Geschaffenen in der Wahrheit besteht; er ist daher sorgsam, ehrlich und aufrichtig. Er liebt, weil Gott Liebe ist — eine zartere und innigere Liebe, als die der Mutter zu ihrem Kinde. Die Liebe, die der Christliche Wissenschafter ausdrückt, ist eine entselbstete Liebe, universal in ihrem erbarmungsvollen Mitleid.
Der wahre Christliche Wissenschafter ist sich der Ewigkeit des Lebens so klar bewußt, daß die Annahme vom Tode keinen Raum in seinem Bewußtsein findet. Die Schönheit und Heiligkeit der Gesundheit nimmt sein Denken so sehr in Anspruch, daß für Krankheit darin kein Platz vorhanden ist. Er schenkt seine Aufmerksamkeit den Zielen des Guten in solchem Maße, daß er sich der Machtlosigkeit einer Annahme vom Übel immerwährend bewußt bleibt. Er ist stets in dem, das seines Vaters ist, und in Demut und Treue bringt er „die Frucht des Geistes” hervor. In der Erkenntnis, daß er von sich selber nichts tun kann, heilt sein entselbstetes Verständnis von der Allheit und Allgenugsamkeit der göttlichen Liebe die Kranken und Sünder. Durch den unschätzbaren Besitz des Friedens, der da höher ist denn alle Vernunft, vermag er den Müden und Bekümmerten einen Segen zuteilwerden zu lassen, den die Welt weder geben noch nehmen kann. Seine Langmut, Barmherzigkeit und Selbstbeherrschung erhellen die trüben Erfahrungen der sterblichen Scheinbarkeit, stärken die Schwachen und Trauernden und flößen den Heimgesuchten Mut ein. Sein mildes, zartes, kindlich einfältiges Wesen wirkt besänftigend, tröstend und wiederherstellend. Seine Empfindung der Allgegenwart des ewig Guten ist eine innerliche Tatsache, ein bewußtes Bekanntsein mit der einen Tätigkeit des Guten und ein Ausdruck derselben. Sein Glaube, der sich auf himmlische Dinge gründet, ist ein Born des Verständnisses; er hilft Berge scheinbaren Irrtums versetzen, stillt die Stürme des Denkens und erhebt dasselbe zu den Höhen, von denen David singt. Seine Demut ist die Kundgebung jener inneren Anmut, die eine segnende, erquickende und wiederherstellende Wirkung ausübt. Seine Enthaltsamkeit ist die Erfüllung des Gesetzes „des Geistes, der da lebendig machet.”
Solcher Art sind die Früchte, die das „Holz des Lebens ... auf beiden Seiten des Stroms” trägt. Sie sind das Erbteil des Christlichen Wissenschafters, sein Geburtsrecht als ein Kind des ewig Guten, und gleich dem Holz des Lebens, das nicht aufhören kann zu wachsen und Früchte zu tragen, ist auch sein Wirken stets ein fruchtbringendes. „Wachstum”, sagt Mrs. Eddy, „ist das ewige Geheiß des Gemüts” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 520), und da Gemüt alles ist, und alles gut ist, kommt dieses Wachstum in mentaler Tätigkeit und Wachsamkeit zum Ausdruck; auch kann es niemals dem einen Guten unähnlich oder von demselben getrennt sein. Daher hat der Christliche Wissenschafter nur gute Gedanken, Gedanken der Gesundheit, der Heiligkeit (des Ganzseins), und dies ist der wahrste Ausdruck der Kunst. Ein Heiler des Denkens zu sein ist die höchste Kunst. Der Christliche Wissenschafter ist sich des Einsseins des Menschen mit Wahrheit und Liebe bewußt, und dieser Segen der Gemeinschaft mit dem unendlichen Guten „dringet durch, bis daß [er] scheidet Seele und Geist, auch Mark und Bein, und ist ein Richter der Gedanken und Sinne des Herzens.”
Der wahre Christliche Wissenschafter sieht den Menschen wie Gott ihn sieht; er denkt über den Menschen wie Gott über ihn denkt; er entsagt der Annahme von einer dem Guten entgegengesetzten Macht; er entschlägt sich des Gedankens an das nicht Glaubenswerte und Ungöttliche; er widersetzt sich dem scheinbaren Antrieb einer dem göttlichen Wesen nicht entsprechenden Intelligenz. Der Christliche Wissenschafter ist mit dem Harnisch Gottes angetan. Seine Lenden sind mit der Schönheit und Wirklichkeit der Wahrheit umgürtet; der Panzer der Gerechtigkeit dient ihm zum Schutz; seine Füße sind fertig zu treiben das Evangelium des Friedens”; „der Schild des Glaubens” schützt ihn vor allen scheinbaren Versuchungen; „der Helm des Heils” ist ihm Zeuge, daß die Wahrheit und Liebe als über alles erhaben verstanden und demonstriert wird; das „Schwert des Geistes” (das Wort Gottes) ist seine einzige Waffe, „mächtig vor Gott, zu zerstören Befestigungen.”
Der Christliche Wissenschafter verbleibt im Licht, denn Leben ist Licht. Als Gottes Idee, im Lichte geboren, spiegelt er daher das eine Licht des Seins wieder, und dieses Licht verscheucht die scheinbaren Schatten im Zwielicht der Unsicherheit, des Zweifels und der Furcht. Er besitzt keine unentlehnten Kräfte; er kennt keine Eigenschaften und kann keine Eigenschaften widerspiegeln, die nicht in Gott begründet sind. Da Gott sich keiner nachgebildeten, außerhalb Seines eignen geistigen Weltalls befindlichen Schöpfung bewußt ist, so trachtet auch der Christliche Wissenschafter danach, sich keiner Macht, Kraft oder Herrschaft bewußt zu sein, die nicht der göttlichen Schöpfung angehört. Er weiß, daß, was bei Gott möglich ist, auch dem wirklichen Menschen, der Widerspiegelung Gottes, möglich ist. Ferner weiß er, daß bei all seinem Wissen, Denken und Wirken Gott und Seinem Christus das Lob und die Herrlichkeit gebührt.
Der wahre Christliche Wissenschafter ist ein unerschütterlicher Demonstrator, der sein Ziel nicht aus den Augen verliert. Er liefert den werktätigen Beweis, daß die Kunst des Christus die Kranken heilt, die Sünder erlöst und die Toten erweckt. Seine Arznei ist das göttliche Gemüt, seine Hygiene die Atmosphäre der Liebe, seine Behandlung die Vergegenwärtigung der Wahrheit, sein Klima ist die Höhe der geistigen Anschauung und das Tal des Entschlusses.
Der wahre Christliche Wissenschafter ist der Abgesandte Christi. Er beweist fortwährend die Tatsache, daß die Macht des Gemüts der mentale Messias ist. Er ist der treue Wachtposten, welcher Gesundheit, Fröhlichkeit und Freude für die mühseligen Erdenpilger auf ihrer Wüstenreise widerspiegelt, während ihr Denken nach dem verheißenen Land der Christlichen Wissenschaft vorwärtsschreitet, wo, in den Worten unsrer geliebten Führerin, „die Fesseln fallen und die Rechte des Menschen völlig erkannt und anerkannt werden” (Wissenschaft und Gesundheit”. S. 227). Den Christlichen Wissenschafter, der sich der Kunst des Heilens widmet, kann man als einen Darsteller der unendlichen Entfaltung des Gemüts bezeichnen. In dem Maße, wie das menschliche Denken durch die Berührung der Wahrheit erwacht, werden die groben Umrisse des sterblichen Begriffs vom Menschen abgerundet und vergeistigt. Auf seinem Wege zu den geistigen Höhen der Demonstration vertreibt der Christliche Wissenschafter jede unrechtmäßige Kundgebung und deutet auf das Lamm Gottes, „welches der Welt Sünde trägt.”