Für den Christlichen Wissenschafter ist es höchst interessant, die Beziehungen zu verfolgen zwischen den Worten der Heiligen Schrift, die die Aufrichtung des Reiches Gottes unter den Menschen verkünden, und den Darlegungen des christlich-wissenschaftlichen Lehrbuchs, die deutlich erklären, welchen Anteil jeder Nachfolger an diesem Werke nehmen sollte. Für Christus Jesus war das Reich Gottes samt dessen lebenspendenden Gesetzen eine immerwährende Tatsache; jedoch seine Zeitgenossen im allgemeinen dachten anders. Die Religionslehrer jener Tage gaben zwar das Vorhandensein dieses Reiches zu, leugneten aber durch ihr Denken und Handeln die Wirksamkeit von dessen Gesetzen, die immer geistig sind. Es war daher die Aufgabe des Meisters, das göttliche Gesetz zu bekräftigen, damit die unaufhörliche Wirksamkeit dieses Gesetzes von denen erkannt werde, die an dem über die ganze Welt verbreiteten Glauben an das materielle Gesetz und den von diesem Gesetz auferlegten Schmerzen und Strafen leiden — einem Glauben, dem sie sich wegen ihrer Unwissenheit hinsichtlich der befreienden Wahrheit hingegeben hatten. Das Wort oder die Bekräftigung der Allmacht der Wahrheit war daher die Waffe in dem Kampf zwischen Wahrheit und Irrtum, „und in diesem Kampf zwischen dem Geist und dem Fleisch werden sich alle Fragen durch den Glauben an die göttliche Liebe und durch das Verständnis von derselben endgültig entscheiden”, wie unsre verehrte Führerin sagt (Wissenschaft und Gesundheit, S. 288).
Das wunderbarste an der Christlichen Wissenschaft ist wohl das, was auf den Gebrauch der Waffe Bezug hat, die Paulus als „das Schwert des Geistes” bezeichnet, „welches ist das Wort Gottes.” Im fünfundvierzigsten Psalm, wo die Christus-Idee dargelegt wird, heißt es: „Holdselig sind deine Lippen”, worauf der Befehl folgt: „Gürte dein Schwert an deine Seite, du Held.” Hier ist zu beachten, daß dieses mächtige Schwert niemals eine von Gottes Ideen verwunden kann, noch wird es, wenn richtig gehandhabt, jemals verfehlen, die Feinde der Wahrheit und Liebe zu vernichten, ja Sünde, Krankheit und Tod. Im Alten Testament kommen Stellen so reichlich vor, die von diesem Gegenstand handeln, daß man denken sollte, Jesu wirkungsvolle Anwendung der geistigen Waffe wäre zum mindesten unter seinen eignen Landsleuten allgemein bewillkommt worden. Dem war aber nicht so. Mit einigen wenigen Ausnahmen war der Glaube des jüdischen Volkes auf materielle Mittel und Wege übertragen worden, so daß sie zuerst mit Verachtung und dann mit Zorn erfüllt waren, als Jesus ihnen die Macht des Wortes Gottes bewies. Sie dachten nicht daran, daß das materielle Schwert wohl den Begriff von Leben vernichten, aber niemandem das Leben wiedergeben konnte. Und doch war es gerade dies, was Christus Jesus tat, und zwar mit dem einzigen Schwert, das er je gebrauchte: mit dem Wort Gottes. Sonderbarerweise gab es anfangs wenige, die sich freuten über Mrs. Eddys Entdeckung der Tatsache, daß das Schwert des Geistes nichts an Macht eingebüßt hat, seit der Meister und seine Apostel es mit solch großem Erfolg handhabten. Auch heute noch darf man mit Recht fragen, wie viele es außerhalb der Reihen der Christlichen Wissenschafter gibt, die ihr Leben lieber dieser geistigen Waffe anvertrauen als dem Messer des Chirurgen, das doch nie tief genug eindringen kann, um Ursächlichkeit zu erreichen. Die Tatsache bleibt jedoch bestehen, daß sich viele Tausende auf die geistige Waffe, auf das Wort Gottes verlassen haben und dadurch sowohl von Sünde wie von Krankheit erlöst worden sind. Für den Christlichen Wissenschafter ist das Schwert des Geistes keine bloße Redefigur, sondern es bedeutet Allmacht. Um es nun gegen die Macht des Übels aller Art mit Erfolg führen zu können, ist Glaube und geistiges Verständnis nötig.
Im neunzehnten Kapitel der Offenbarung finden wir ein wunderbares Bild von dem endgültigen Kampf im menschlichen Bewußtsein und dem dauernden Sieg der Wahrheit, der allen Menschen und Völkern kund werden wird, den Knechten wie den Freien, den Kleinen wie den Großen. In der Vision des Johannes tut sich der Himmel auf, und der ideale Streiter reitet hervor, „sieghaft, und daß er siegte” über alles, was Gott ungleich ist. Er trägt das Schwert nicht mehr um die Lenden gegürtet, sondern es geht „aus seinem Munde”, und er schlägt mit demselben „die Heiden”, d.h. den von alters her bestehenden Glauben an ein Dasein, das von Gott getrennt ist und das sich auf Materie statt auf Geist stützt. Das Heer, welches diesem unüberwindlichen Streiter folgt, trägt keine Panzer, sondern sie sind „angetan mit weißer und reiner Leinwand”, welche „die Gerechtigkeit der Heiden” versinnbildlicht.
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