Obgleich der Leichnam des Lazarus vier Tage im Grabe gelegen hatte und man annehmen könnte, er wäre während dieser Zeit in Zersetzung übergegangen (wie ja auch Martha sagte), so fand doch kein schmerzvolles oder langhingezogenes Wiederaufbauen des Körpers statt, kein Genesungsprozeß im Sinne der Arzneiwissenschaft. Als Lazarus in Befolgung des Rufs Jesu aus dem Grabe hervorkam, und an die Umstehenden die Worte ergingen: „Löset ihn auf und lasset ihn gehen”, fielen die Binden und Bande falscher Annahmen von ihm ab, und er stand als völlig wiederhergestellter Mensch vor ihnen. Jesus sah diesen Vorgang offenbar nicht als eine Rückkehr zum Leben an, sondern als ein Erwachen vom Schlaf.
Wir sollten uns nie dem auf Unwissenheit beruhenden Furchtgefühl oder dem Aberglauben hingeben, daß das Eintreten der Gesundheit mit Schmerzempfindungen verbunden sein müsse. Mrs. Eddy sagt: „Für den wissenschaftlichen Heiler ist Krankheit ein Traum, aus dem der Patient erweckt werden muß”; und an andrer Stelle: „Behalte die Wahrheit des Seins im Gedächtnis, daß der Mensch das Bild und Gleichnis Gottes ist, in dem alles Sein schmerzlos und dauernd ist” (Wissenschaft und Gesundheit, SS. 417, 414).
Wir dürfen nicht den Mut verlieren, wenn wir unsre Fesseln nicht sogleich los werden, nachdem der Ruf der Wahrheit an uns ergangen ist und wir aus unserm langen Schlaf in den materiellen Sinnenvorstellungen erwacht sind. Wir mögen wohl zur Erkenntnis gekommen sein, daß wir in der Christlichen Wissenschaft den „Baum des Lebens” gefunden haben, können uns aber vielleicht nicht gleich von aller Furcht vor Krankheit und von andern Folgen falscher Lehren befreien. Dies erreichen wir in dem Maße unsrer Erkenntnis von der göttlichen Wahrheit. Wenn wir in der eingeschlagenen Richtung weiterstreben, werden diese Binden und Bande der falschen Annahme eine nach der andern von uns abfallen, und wir werden frei sein, denn die göttliche Liebe ist allmächtig.
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