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Beeinflussung

Aus der November 1914-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die Schüler der Christlichen Wissenschaft werden ermahnt, täglich ihr Geborgensein unter der schützenden und allwaltenden Macht der göttlichen Liebe zu bekräftigen; auch wird es ihnen zur Pflicht gemacht, beständig zu wachen und zu beten, „um von allem Übel erlöst zu werden, vom Prophezeien, Richten, Verurteilen, Ratgeben, irrigen Beeinflussen oder Beeinflußtwerden” (Kirchenhandbuch, Art. VIII, Abschn. 1). Wir kennen diese Anweisung in der „Richtschnur für Beweggründe und Handlungen”; haben wir aber je so ernstlich über ihre tiefe geistige Bedeutung nachgedacht, daß uns dadurch eine größere innere Freiheit zuteil worden ist — eine Freiheit, die wir dann andern mitteilen konnten, so daß sie dadurch Gott näher kamen?

Außerhalb der Christlichen Wissenschaft denken verhältnismäßig wenige Menschen über die Frage der Beeinflussung nach; wenigstens geschieht es nicht in der Weise, wie bei denen, die sich zu dieser Lehre bekennen. Fast ein jeder meint, er sei ein unabhängiger Denker und die Ansichten und Neigungen andrer hätten keinen Einfluß auf ihn. Es gibt jedoch nur eine geringe Zahl Menschen, die über den Nebel der allgemeinen Vorurteile emporragen, und diese sind die Großen ihrer Tage. Christus Jesus erschien zu einer Zeit, in welcher diejenigen die die Gewalt in Händen hatten, namentlich auf religiösem Gebiete, durch ihren Einfluß alles zu unterdrücken suchten, was zum Fortschritt beitrug. Die Obersten des Volkes sahen nicht ein, daß ihr persönlicher Einfluß nichts zur Kundwerdung des dem Menschen von Gott verliehenen Erbes der Freiheit beitrug, noch erkannten die, welche unter ihrem Einfluß standen, daß sie sich blindlings dem menschlichen Willen unterwarfen anstatt sich mit dem göttlichen Gemüt vertraut zu machen, dem Schöpfer des Menschen und dem Quell der wahren Freiheit. Die Notwendigkeit, diese Erkenntnis zu erlangen, bildete den Grundton der Lehre Jesu.

Es ist interessant, im Johannes-Evangelium zu lesen, wie unwillig die Ältesten wurden, als Jesus sagte, die Wahrheit würde sie frei machen. Diese Worte waren gleichsam eine Bestätigung der Tatsache, daß sie irrig beeinflußten oder beeinflußt wurden. Sie behaupteten (wie auch heute noch viele Menschen), sie seien „nie keinmal jemands Knechte gewesen”. Jesus aber sah allerwärts Fesseln der Sünde und Krankheit und nahm sie allen ab, die für die Freiheit bereit waren. Andrerseits aber finden wir, daß der Meister sich stets weigerte, persönlichen Einfluß anzuerkennen. Sein Rat ging stets von der breiten Basis des Prinzips aus. Als einer zu ihm kam und in ersuchte, seinen Bruder zu beeinflussen, „daß er das Erbe mit ihm teile”, verweigerte es ihm Jesus und warnte ihn vor dem Geiz. Auch sagte er: „Niemand lebet davon, daß er viele Güter hat.”

Wenn wir uns in allem, was wir tun, von Gott leiten lassen, werden wir keine Fehler begehen, denn wir stehen dann unter dem göttlichen Einfluß, „der im menschlichen Bewußtsein immer gegenwärtig ist” (Wissenschaft und Gesundheit, Vorwort, S. xi). Paulus weist uns auf die Unzuverlässigkeit menschlicher Anschauungen hin, wenn er sagt: „Wirket euer Heil mit Furcht und Zittern; denn Gott ist es, der Beides in euch wirket, das Wollen und das Vollbringen, nach seinem Wohlgefallen” (Zürcher Bibel). Ferner ermahnt er die Nachfolger Christi, „ohne Tadel und lauter” zu sein. Den Zustand der Lauterkeit kann man nur dadurch erreichen, daß man sich des göttlichen Einflusses bewußt wird und stets für denselben empfänglich ist. Das wachsende Verständnis von der Güte Gottes bewirkt dann, daß „Furcht und Zittern” immer mehr einem Gefühl der Ruhe und des Friedens Raum geben. Wir sollten recht oft über die Worte unsrer Führerin auf Seite 447 von Wissenschaft und Gesundheit nachdenken: „In der mentalen Praxis darfst du nicht vergessen, daß irrige, menschliche Meinungen, widersprechende, selbstsüchtige Beweggründe und unwissende Versuche Gutes zu tun dich unfähig machen können, die Bedürfnisse deiner Mitmenschen zu kennen oder genau zu beurteilen.” Diese Worte geben uns Grund genug, uns vor dem „Beeinflussen oder Beeinflußtwerden” zu hüten.

Die Christliche Wissenschaft bewirkt wahre Wunder, indem sie uns ein Gefühl der Freiheit von Neigungen bringt, die oft auf das sterbliche Gesetz der Erblichkeit oder auf den Einfluß unsrer Nebenmenschen zurückzuführen sind. Der aufrichtige Christliche Wissenschafter muß stets auf der Hut sein, damit er nichts sage oder tue, was in irgendeiner Weise die Willensfreiheit derer beeinträchtigt, die ihr Problem mit Hilfe ihrer durch die Christliche Wissenschaft erlangten Erkenntnis der Wahrheit ausarbeiten wollen. Wir können uns nicht oft genug den Rat des Apostels ins Gedächtnis rufen: „So aber jemand unter euch Weisheit mangelt, der bitte von Gott.”

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