Daß der Mensch vollkommen erschaffen wurde, erkennen viele in religiösen Kreisen als eine Tatsache an, aber ob er vollkommen geblieben ist, darüber scheint viel Meinungsverschiedenheit zu herrschen. Zu allen Zeiten hat es Menschen gegeben, die fest an ihrem Glauben an die fortdauernde Vollkommenheit des Menschen festhielten; die allgemeinere Ansicht ist jedoch, daß sich der Mensch durch Ungehorsam von seinem Schöpfer losgesagt habe und nun in einem Zustand der Unvollkommenheit lebe, mit andern Worten, daß er gefallen sei.
Dieser Glaube an die Unvollkommenheit des Menschen stützt sich auf eine andre irrige Annahme, nämlich, daß der Mensch sogenannten materiellen Gesetzen unterworfen sei, deren Natur er nicht zu erkennen und denen er nicht zu gehorchen vermöge, und daß er deshalb der Krankheit, der Sünde und dem Elend gegenüber keinen Schutz habe. Wenn dies wahr wäre, dann könnte man mit Recht glauben, der Mensch sei geschaffen worden, um dem Verderben anheimgegeben zu werden. Aber wie können wir annehmen, unser all-liebender Vater habe dem Menschen solch ein Schicksal bestimmt? Da Gott als der einzige Schöpfer anerkannt wird, so können sogenannte materielle Gesetze nur auf dem Zeugnis der materiellen Sinne beruhen. Diese Sinne sind die Helfershelfer und Erhalter des fleischlichen Gemüts, das „eine Feindschaft wider Gott” ist und nicht die Wahrheit bezeugt. Es stellt die entgegengesetzten Behauptungen auf, daß der Mensch jung und alt, krank und gesund sei, daß er leben und doch sterben könne. Der Glaube an dieses falsche Zeugnis ist es, der alles menschliche Leid und Elend zur Folge hat.
Diejenigen, die noch immer an dem Glauben festhalten, daß der Mensch unvollkommen sei, hoffen, daß er wenigstens durch den Tod in den Himmel gelangen, d.h. die Vollkommenheit wiedererlangen werde. Das menschliche Elend kann zum großen Teil auf diese falsche Annahme zurückgeführt werden. Um Befreiung zu erlangen, muß man zur Erkenntnis der unveränderlichen, geistigen Natur erwachen und das falsche Zeugnis des materiellen Sinnes verneinen. Der geistige Sinn widerspricht sich nie und ist immer wahr, denn er ist aus Gott geboren.
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