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Seit ich vor etwa drei Jahren mit dem Studium der Christlichen Wissenschaft...

Aus der November 1914-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Seit ich vor etwa drei Jahren mit dem Studium der Christlichen Wissenschaft begann, habe ich viel Gutes erfahren dürfen, und dies ist mir ein Beweis gewesen, daß unbedingter Gehorsam gegen die göttlichen Unterweisungen unsres großen Wegweisers, Christus Jesus, die Früchte des Gehorsams mit sich bringt. Ich möchte nun folgende ungewöhnliche Erfahrung erzählen, in der Hoffnung, jemandem damit zu helfen. Am 13. November 1912 erwachte ich zwischen zwei und vier Uhr morgens mit dem Gefühl, als sei jemand in meinem Zimmer. Auf meinen Ellbogen gestützt, schaltete ich das Licht ein und erblickte einen Mann. Ich hatte nur Zeit festzustellen, daß ich ihn nicht kannte, denn schon griff er nach der Glühbirne und schraubte sie ab. Dann hieß er mich ruhig sein, weil er sonst schießen würde, und hielt zu gleicher Zeit seine Hand an mein Gesicht mit dem Befehl, den Revolver anzuschauen. Ich konnte denselben aber wegen der Dunkelheit im Zimmer nicht sehen.

Meine ersten Gedanken erhoben sich zu Gott um Schutz. Ich wußte, daß dem Kinde Gottes kein Schaden zugefügt werden kann. Nach einigen Augenblicken fragte ich den Mann: „Wer sind Sie, und was wollen Sie?” Er antwortete, er suche nach Geld im Hause und wolle wissen, ob ich Geld hätte, ob es im Hause welches gebe, wie alt ich sei, und wie viele Menschen sich im Hause befänden. Ich sagte ihm, ich hätte kein Geld im Zimmer, ich sei so und so alt und wir seien nur eine Familie im Hause. Dann drückte ich mein Gesicht in das Bettkissen, um mir für einen Augenblick die Wahrheit zu vergegenwärtigen. Darauf hob ich den Kopf, drehte mich um und fragte: „Wissen Sie, in wessen Gegenwart Sie sind?” „Nein”, antwortete er. Ich fragte: „Möchten Sie’s wissen?” „Ja.” „Sie sind in Gottes Gegenwart, und Ihr wahres Selbst ist Gottes Kind”, erklärte ich. Hierüber schien er sehr erstaunt und hörte meiner weiteren Darlegung der Wahrheit gerne zu. Mit den Worten „Sie sind eine Christin” verließ er das Zimmer, während mein ganzes Streben dahinging, mir die Wahrheit zu vergegenwärtigen. Anstatt Furcht vor dem Verlust meines irdisches Besitzes zu haben, erkannte ich diese seltene Gelegenheit, einem Mitmenschen zu helfen.

Plötzlich kam er wieder und gab mir meine Geldtasche, die einige Münzen enthielt, mit den Worten: „Ich glaube, das gehört Ihnen. Ich kann’s nicht nehmen.” Dann fragte er: „Was sind Sie eigentlich?” Ich antwortete: „Ich bin eine Christliche Wissenschafterin.” „Ach so!” meinte er. Dann zog er eine Flasche heraus und sagte: „Dies ist an allem schuld — der Schnaps.” Ich sagte ihm, der Mensch könne nicht fallen, da er Gottes Kind sei; unser materieller Sinn vom Leben sei nur Irrtum oder der sterbliche Mensch, nicht der wirkliche. Er setzte sich ans Bett und sagte: „So jung und so weise!” Ich antwortete: „Ich habe die Christliche Wissenschaft studiert. Es ist Gottes Weisheit”, und wiederholte sodann die Worte aus einem unsrer Kirchenlieder.

Er erhob sich zum zweitenmal zum Gehen, und als er die Tür erreichte, sagte er: „Sie sind ein Engel und ich ein Teufel.” „Nein!” entgegenete ich, „Sie sind kein Teufel. Der Mensch ist das Kind Gottes, rein und sündlos.” Nun trat er wieder näher und bat, ich möchte bis zum Morgen zu ihm reden. Ich ergriff seine Hand und sagte, er solle nur versprechen, vom Schnapstrinken zu lassen, das ihm nur zum Fluch gereiche. Er versprach, es ernstlich versuchen zu wollen. Sodann fragte ich ihn wieder, was ihn zu dieser Tat verleitet habe. Seine Antwort lautete: „Ich konnte keine Arbeit finden und war hungrig. Die Schaufel in die Hand zu nehmen, ist mir unmöglich.” Ich erzählte ihm aus den Erfahrungen meines Bruders, wie er seinerzeit in die Stadt kam, ohne Aussicht auf eine Stellung, dabei aber willens war, mit der Schaufel zu arbeiten; wie er dies nur acht Tage zu tun brauchte, dann eine Stellung fand und seitdem vorgerückt ist.

Der Mann schien für das Gesagte sehr dankbar zu sein und fragte, ob er mich erschreckt habe, und ob ich beabsichtigte, die Polizei zu benachrichtigen, sobald er fort sei. Er wisse, daß er durch seinen Einbruch das Gesetz übertreten habe, und auf dieses Vergehen stehe eine fünfzehnjährige Gefängnisstrafe. Hierauf sagte ich: „Nein, ich werde keine Anzeige machen. Wenn Sie jetzt fortgehen und fernerhin rechttun, wird man Sie nicht festnehmen.” Er strich mir sanft über die Stirn und sagte: „Ich weiß, ich muß Sie sehr erschreckt haben.” Sodann erzählte er mir, wie schlecht er gewesen sei. Ich sagte ihm aber, er solle von der toten Vergangenheit wegblicken oder sie als einen Schrittstein zu besseren Dingen ansehen. Er wollte das Licht einschalten, um mich sehen zu können, besann sich aber eines andern und sagte: „Es hat keinen Zweck. Sie sollen mein Gesicht nicht sehen.” Zuvor hatte er erklärt, es könnte ihm nichts Schwereres begegnen, als mir in’s Gesicht sehen zu müssen; ich aber erkannte darin den Irrtum, welcher vor der von mir gedachten und durch mich zum Ausdruck kommenden Wahrheit zurückwich. Meine kleine Schwester und ich konnten ihn schluchzen hören, als er durch das Vorzimmer ging.

Als wir uns nach unten begaben, fanden wir alles an seinem Platz, obgleich offenbar ein Suchen stattgefunden hatte. In meiner Handtasche auf dem Tisch waren etwa zwölf Dollar, eine goldene Uhr nebst Kette lag neben der elektrischen Lampe, dazu noch andre Gegenstände, die sich hätten fortnehmen lassen. Die Börse meiner Mutter lag offen auf dem Küchentisch, ohne daß ein Cent fehlte. Vater, der aus dem Schlaf geweckt worden war, sah den Mann zum Fenster der Speisekammer hinaussteigen.

Wir verbrachten den Morgen beisammen im frohen Bewußtsein der wundervollen Bekundung der Herrschaft des geistigen Verständnisses über sterblichen Irrtum. Ich kann meine Dankbarkeit für diesen Beweis der Allgegenwart der göttlichen Liebe, die in der Christlichen Wissenschaft so schön gelehrt wird, nur unvollkommen ausdrücken.

Auf die in Obigem geschilderte Erfahrung meiner Tochter Bezug nehmend, möchte ich bemerken, daß ich zu Hause war, aber nicht eher aufwachte, bis der Mann das Haus verließ. Ich zog die Kette der elektrischen Lampe und konnte ihm noch gerade ins Gesicht sehen, ehe er verschwand. Meine jüngste, elfjährige Tochter, die mit ihrer Schwester im selben Zimmer schlief, wachte zuerst auf und hörte das ganze Gespräch, ohne sich im geringsten zu fürchten. Wir sind alle sehr dankbar für unsre durch die Christliche Wissenschaft erlangte Kenntnis.

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