Daß ein jeder die Wahrheit annehmen und ihr gemäß leben würde, wenn er sie wirklich als Wahrheit erkannt hätte, darf fast als feststehender Grundsatz betrachtet werden. Dementsprechend glauben die Christlichen Wissenschafter, daß sich alle Menschen der Christlichen Wissenschaft zuwenden würden, wenn sie von der Wahrheit dieser Lehre überzeugt wären. Die Propaganda der Christlichen Wissenschaft beruht ja gänzlich auf der Voraussetzung, daß alle Menschen den Wunsch haben, die Wahrheit zu erkennen, von welcher Jesus sagte, sie werde uns frei machen; und nur insofern die Christliche Wissenschaft dieses befreiende Element besitzt, ist sie für die Menschheit von Wert.
Zu dem Werk, das die Christliche Wissenschaft betreibt, gehört einesteils das Heilen der Kranken und andernteils das Predigen des Wortes durch Vorträge und Schriften. Wichtig ist in allen Fällen, daß Interesse erregt werde, sei es durch Tatbeweise oder sei es durch Aussagen, die bewiesen werden können. Wie in Hunderten von Fällen bezeugt worden ist, sind durch das Lesen von Wissenschaft und Gesundheit Heilungen zustande gekommen, auch sind viele Leute während eines Gottesdienstes oder während eines Vortrags über diesen Gegenstand gesund geworden. Alles dies beweist, daß die Christliche Wissenschaft auf Wahrheit beruht — daß sie, wie Mrs. Eddy in „Rudimental Divine Science“ (S. 1) sagt, „das Gesetz des Guten” ist, „welches das göttliche Prinzip und die Regel der universellen Harmonie auslegt und demonstriert.”
Auf derselben Seite dieses Buches beantwortet Mrs. Eddy die Frage: „Was ist das Prinzip der Christlichen Wissenschaft?” wie folgt: „Es ist Gott, das höchste Wesen, das unendliche und unsterbliche Gemüt, die Seele des Menschen und des Weltalls. Es ist unser Vater, der im Himmel ist. Es ist Substanz, Geist, Leben, Wahrheit und Liebe. Diese sind das göttliche Prinzip.” Für den Christlichen Wissenschafter bedeutet daher das Wort Prinzip das unendliche, unveränderliche Gute. Menschliche Theorien lassen uns in Zeiten der Not im Stich, Freunde verlassen und Feinde verraten uns, aber das göttliche Prinzip versagt nie, es ist unwandelbar und gewiß, ungeachtet aller Einwendungen des sterblichen Gemüts. Denen, die sich der Christlichen Wissenschaft widersetzen, weil sie sie nicht verstehen, ist die Bezeichnung Prinzip, wie Mrs. Eddy sie gebraucht, mehr oder weniger anstößig. Sie verstehen eben das Wort nicht, sie beschränken dessen Sinn.
Wer in einem guten Wörterbuch nachschlagen will, kann sich überzeugen, daß Mrs. Eddy berechtigt war, das Wort Prinzip in der Weise anzuwenden, wie sie es in Wissenschaft und Gesundheit getan hat. Die bessere Erkenntnis, die man auf diese Weise erlangt, sollte die Ansicht beseitigen, daß der Ausdruck Prinzip zu kalt sei, um auf den von Christus Jesus geoffenbarten liebevollen Vater angewandt zu werden, oder zu unbestimmt, um den alleinigen Gott Mose und der Propheten zu bezeichnen. Eislers Philosophisches Wörterbuch bestimmt Prinzip wie folgt: „Anfang, Ausgangspunkt, Ursprung, Grundsatz, Voraussetzung. Prinzip ist alles, woraus das Dasein eines Etwas ursprünglich ableitbar, begreiflich ist, auch woraus etwas hervorgegangen ist, sich entwickelt hat.”
Gewiß ist Gott der „Ursprung” alles Guten. Da Er der alleinige Schöpfer ist, so muß alles Wirkliche in Ihm seinen „Anfang” haben. Als Geist ist Er das Wesen, aus dem „das Dasein” alles Bestehenden „ursprünglich ableitbar, begreiflich ist.” Durch die Anwendung des Wortes Prinzip hat Mrs. Eddy den allgemeinen Begriff von Gott erweitert, hat Gott im Bewußtsein der Menschen als allmächtig, allgegenwärtig und allwissend wahrhaft zur Geltung gebracht — als „Geist, der alle Macht besitzt, der allen Raum erfüllt, der alle Wissenschaft ausmacht” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 110). In ihrem Buch „No and Yes“ schreibt Mrs. Eddy: „Die beiden erhabensten Wörter im Wortschatz des Denkens sind ‚Christ‘ und ‚Wissenschaft.‘ Ersteres bezeichnet die höchste Art Mensch, letzteres offenbart und erklärt Gott und den Menschen; es faßt die Begriffe von dem All-Gott zusammen, erweitert und entfaltet sie und bringt sie zum Ausdruck. Das Leben Christi ist Bestätigung und Bekräftigung alles dessen, was ich lehre, und es gibt nur eine richtige Darlegung, eine Regel, ein Prinzip aller wissenschaftlicher Wahrheit” (S. 10).
Durch die verschiedenen Zweige ihrer Tätigkeit bringt die Christliche Wissenschaft die Wahrheit dem Verständnis derer nahe, die bereit sind, sie aufzunehmen; und daß sie bei vielen Aufnahme findet, ersieht man aus der stets wachsenden Zahl derer, die den Glaubenssätzen dieser Lehre gemäß die Bibel zu ihrem „geeigneten Führer zum ewigen Leben erwählt” haben (Wissenschaft und Gesundheit, S. 497), und die darin den Frieden finden, der höher ist denn alle Vernunft, ja den Frieden Gottes, des Vaters aller.