Fast ein jeder, der sich der Lehre der Christlichen Wissenschaft nähert und jemanden, der tiefer in diese Lehre eingedrungen ist, um Hilfe bittet, fragt sich, wenn das sichtbare Zeichen der körperlichen Besserung zu lange auszubleiben scheint, ob diese Lehre denn auch wirklich die Erlösung von all den Übeln biete, denen der sterbliche Mensch unterworfen ist. Um zu einem richtigen Schluß zu gelangen, muß man immer von einer richtigen Voraussetzung ausgehen. Es ist daher bei einer Behandlung im Sinne der Christlichen Wissenschaft erforderlich, daß sowohl der Helfer wie der Hilfesuchende sich darüber klar werde, worin eine Demonstration besteht, gemäß der Bedeutung, in welcher Mrs. Eddy dieses Wort anwendet.
Mrs. Eddy schreibt in Wissenschaft und Gesundheit (S. 262): „Wir können das Wesen und die Beschaffenheit von Gottes Schöpfung nicht dadurch ergründen, daß wir in die Untiefen der sterblichen Annahmen untertauchen. Wir müssen ... unsern Versuchen, Leben und Wahrheit in der Materie zu finden, die entgegengesetzte Richtung geben und uns über das Zeugnis der materiellen Sinne ... erheben.” Eine oberflächliche Kenntnis von dem, was in der Christlichen Wissenschaft mit Demonstration bezeichnet wird, bereitet dem Schüler dieser Wissenschaft oft Schwierigkeiten. Entweder spricht er von sogenannten Demonstrationen, die im wahren Sinne diesen Namen nicht verdienen, oder er wird mutlos, wenn das, was er für das Wichtigste hält, nämlich die den Sinnen wahrnehmbaren Zeichen in Form von physischer Befreiung oder Besserung, nicht gleich in die Erscheinung tritt. Eine richtige Auffassung des Wortes „Demonstration,” wie Mrs. Eddy sie uns in Wissenschaft und Gesundheit auf Seite 34 gibt: „Demonstration ist Immanuel oder Gott mit uns,” würde solchen Fehlern vorbeugen und uns vor Selbsttäuschung und Mutlosigkeit bewahren.
Wenn durch den Christus, die Wahrheit, eine klare Erkenntnis von Gott und Seiner vollkommenen geistigen Schöpfung unser Bewußtsein erfüllt, wenn uns Gottes Allgegenwart fühlbar wird, so verschwinden die falschen Ansprüche des sterblichen Gemüts, gleichviel in welcher Form und unter welchem Vorwand sie sich in unserm Denken behauptet haben mögen. Wir müssen uns vergegenwärtigen, daß Gott mit uns ist, d. h. daß der Mensch Seine geistige Gegenwart wiederspiegelt; dann bringen wir nichts andres als Gesundheit, Heiligkeit und Reinheit zum Ausdruck, und Gedankenzustände wie Krankheit, Sünde und Unreinheit können nicht weiterbestehen. Ein jeder, der die Wirkung des göttlichen Prinzips beim Heilen von Krankheit und Sünde beobachten durfte, hat reichlich Gelegenheit gehabt zu sehen, daß ein ehrliches geistiges Bestreben, sich über Sünde und Krankheit zu erheben, physische Befreiung zur Folge hat. Bei allen Heilungen, die durch unsern Meister bewirkt wurden, ist vom Glauben die Rede, welcher der Erhörung des Gebetes, den „mitfolgenden Zeichen,” vorausgehen müsse. „Selig sind, die nicht sehen und doch glauben,” sagte Jesus zu Thomas. Das geistige Schauen des allgegenwärtigen Guten ist nötig, und dessen sind die verstockten materiellen Sinne nicht fähig. Mrs. Eddy war imstande, das mentale Zeichen der Besserung im Patienten wahrzunehmen, ehe der Patient die Veränderung fühlte. (Siehe Wissenschaft und Gesundheit, S. 169.)
Im Evangelium des Johannes heißt es: „Die wahrhaftigen Anbeter werden den Vater anbeten im Geist und in der Wahrheit.” Gott ist Geist, daher kann er nicht durch die Materie zu uns reden. Er redet nur durch den geistigen Sinn, der aus Ihm geboren ist, denn nur dieser Sinn vermag die Stimme der Wahrheit zu hören und zu verstehen. „Die Metaphysik löst Dinge in Gedanken auf,” sagt Mrs. Eddy (Wissenschaft und Gesundheit, S. 269). Es ist daher sehr wichtig, daß man immer tiefer in den geistigen Sinn des Wortes „Demonstration” eindringe. Wir können, wissenschaftlich gesprochen, nicht von einem Erlangen materieller Dinge durch Demonstration reden. Daher müssen wir stets unsre Gedanken in die rechten Worte kleiden, um niemand irre zu führen. Eine Demonstration ist im wesentlichen eine geistige Offenbarung der Liebe, des Guten, der Gegenwart Gottes, die sich dann dem menschlichen Bewußtsein als körperliche Heilung oder als gebesserte äußere Umstände kundtut. Unser Streben muß darauf gerichtet sein, uns und andre zu dieser geistigen Bedeutung des Wortes „Demonstration” zu erheben, damit wir uns nicht zu dem Irrtum verleiten lassen, die Wahrheit „um der Brote und Fische willen” zu suchen.
Der ehrliche, wachsame Christliche Wissenschafter versteht, was unser Meister meinte, als er sagte: „Ich bin kommen, daß sie ... volle Genüge haben sollen” (Joh. 10, 11). Er sucht diesen Reichtum, diese Fülle in der einen wahren Substanz des Geistes, die er als Idee Gottes wiederspiegelt. Je klarer er diesen Reichtum an geistigen Gaben erkennt, desto mehr kommt derselbe im scheinbaren Reich der Materie durch verbesserte Zustände zum Ausdruck, und die Bitte Jesu: „Dein Wille geschehe wie im Himmel, also auch auf Erden,” findet somit ihre Erfüllung.
Laßt uns versöhnlich sein,
Fehlenden willig vergeben!
Frieden, ja Frieden allein
Krönet das irdische Leben,
Drücket dem Erdensein
Spuren des Himmels ein.