Als Schaffner im Dienste einer elektrischen Bahngesellschaft habe ich oft Gelegenheit gehabt, die Wahrheiten der Christlichen Wissenschaft zu beweisen. Unsre vornehmste Dienstpflicht besteht darin, die Fahrgäste vor Unfall zu bewahren. Die Vorschriften der Gesellschaft lauten: „Erst über die Umstände im klaren sein, dann handeln.” „Dem Zufall darf nichts überlassen bleiben.” „Die Vorschriften sind streng zu befolgen.” Diese wichtigen Instruktionen werden nun zwar fast ausnahmslos befolgt; aber es ereignen sich trotzdem bisweilen Unfälle.
Hieraus ist zu ersehen, wie unzulänglich die Gesetze des sterblichen Gemüts sind. In Wissenschaft und Gesundheit (S. 424) sagt Mrs. Eddy: „Unfälle sind Gott oder dem unsterblichen Gemüt unbekannt und wir müssen die sterbliche Basis der Annahme verlassen und uns mit dem einen Gemüt vereinigen, um die Vorstellung von Zufall in den richtigen Begriff von Gottes unfehlbarer Leitung zu verwandeln, und müssen auf diese Weise Harmonie ans Licht bringen.” Dadurch, daß ich den in diesem Satz enthaltenen Gedanken als grundlegende Wahrheit anerkannte und die sterbliche Vorstellung von Unfall abwies, bin ich mir dieser wundervollen Wahrheit bis zu einem gewissen Grade bewußt geworden und habe sie dementsprechend in meinem Beruf demonstriert.
Eines Tages, im vergangenen Sommer, kam während meiner Dienststunden das Gefühl über mich, als stehe uns ein Unfall bevor — es bot sich mir ein Bild von zwei Wagen, die zusammenstießen. Das Bild war so lebhaft, daß mir der Anprall ebenso wirklich und furchtbar erschien, als ob er tatsächlich stattgefunden hätte. Dieses Gedankenbild schwand, als mir die Worte Mrs. Eddys in den Sinn kamen: „Stehe Wache an der Tür des Gedankens” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 392). Ich sah, daß ich eine derartige Suggestion nicht beherbergen durfte, sondern an der Wahrheit festhalten mußte, daß das göttliche Gemüt regiert, und daß der Mensch stets unter Gottes Leitung steht. Unter den Umständen, wie sie sich mir darstellten, schien zwar ein Unfall unvermeidlich; aber ich verweilte in der Erkenntnis, daß Gott alles regiert, und daß Er allgegenwärtige Intelligenz ist. Dadurch, daß ich der Eingebung der sterblichen Disharmonie mit den Wahrheiten der Christlichen Wissenschaft entgegentrat, lernte ich erkennen, wie einem solchen Unfall vorgebeugt werden kann. Einige Stunden später sollte mir der Wert dieser Offenbarung in praktischer Weise bewiesen werden, wofür ich von Herzen dankbar bin.
Wegen des regen Verkehrs während der Abendstunden hatten wir Verspätung. Auf der Endstation angelangt, fanden wir den Wagen der andern Linie nicht vor, dachten aber, er sei wohl gekommen und wieder abgefahren, wie es schon öfters vorgekommen war. Wir meinten, die Strecke sei für uns frei, da wir bei der Rückfahrt bis zum Doppelgeleise, eine Meile weiter unten, den nächsten Wagen nicht auf unserm Geleise antrafen; daher ließen wir unsern Wagen allmählich mit Höchstgeschwindigkeit fahren. Plötzlich aber kam um eine Biegung der andre Wagen in Sicht und war auf unserm Geleise, noch ehe der Wagenführer unsrer gewahr wurde. Die Notbremse wurde angezogen, und die Fahrgäste sprangen alle von ihren Plätzen auf und stürzten dem Ende des Wagens zu. Der Wagenführer, der einen Zusammenstoß für unvermeidlich hielt, verließ seinen Posten, um nicht zu verunglücken. Einen Augenblick schien mir alles verloren; dann entsann ich mich urplötzlich dessen, woran ich einige Stunden zuvor gedacht hatte und was mir als Vorbeugungsmittel offenbar geworden war. Ich gab dem Wagenführer das Zeichen zum Umschalten. Er sprang an den Hebel und setzte den Wagen in entgegengesetzter Richtung in Bewegung, bis zu einer Entfernung von etwa acht Fuß. Das war aber genug. Der Abstand zwischen den Wagen betrug knapp einen Fuß, und beide waren unversehrt, auch kam nicht eine einzige Person zu Schaden. Ganz anders wäre es aber gewesen, wenn unser Wagen an der Stelle stehen geblieben wäre, wo er zuerst zum Stillstand gebracht wurde.
Während der Wagenführer und sämtliche Fahrgäste über ihre wunderbare Bewahrung vor dem Unglück sprachen, war ich so erfüllt von Dankbarkeit, daß ich kein Wort reden konnte. Die Errettung war mir ein klarer Beweis von Gottes Allgegenwart, und wie nie zuvor kam mir die Wahrheit der Stelle aus Wissenschaft und Gesundheit (S. 424) zu Bewußtsein: „Unter der göttlichen Vorsehung kann es keine Unfälle geben, denn in der Vollkommenheit ist kein Raum für Unvollkommenheit.” Selbst in diesem Fall, wo eine Vorschrift bezüglich des Hinüberfahrens von dem Doppelgeleise auf das einfache Geleise vom andern Wagenführer nicht beobachtet worden war, wurden alle durch das Wirken des geistigen Gesetzes Gottes beschützt.