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„Menschliche Schritte”

Aus der November 1916-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Auf Seite 253 von Wissenschaft und Gesundheit schreibt Mrs. Eddy: „Die göttliche Forderung: ‚Darum sollt ihr vollkommen sein,‘ ist wissenschaftlich, und die menschlichen Schritte, die zur Vollkommenheit führen, sind unerläßlich.” Gewiß sollten sich die Christlichen Wissenschafter sowohl vom Standpunkte der absoluten Wahrheit als auch von dem der menschlichen Erfahrung aus äußern können, ohne mißverstanden zu werden oder der Verwechslung dieser Standpunkte begegnen zu müssen. Absolute Wahrheit allein ist wirklich und unzerstörbar; menschliche Erfahrung, wenn sie nicht göttlich geleitet wird, träumt im Schlafe der Unwirklichkeit — in dem, was zu sein scheint aber nicht ist. Die Wissenschaft lehrt uns, daß der Mensch vollkommen ist; aber dem sterblichen Urteil nach ist er ein Wesen von nur wenigen Tagen, ein hilfloses Opfer materieller Vorstellungen. Im Lichte wahrer Erkenntnis wird er als die Idee des göttlichen Gemüts, als die Kundwerdung der göttlichen Eigenschaften erkannt, während die Dunkelheit des Irrtums ihn als das Produkt eines ursprünglichen Lügners erscheinen läßt, der selber eine Lüge ist. Mrs. Eddy gibt uns den Rat: „Wenn nötig, erkläre die Wahrheit in bezug auf die Lüge” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 448). Die Gegenwart scheint eine gelegene Zeit zu sein, so viel von dieser Wahrheit zu erklären als unsre Generation zu vernehmen vermag.

In der gewöhnlichen Sprache bezeichnet das Wort Person ein einzelnes menschliches Wesen. Die herkömmliche Theologie hat Gott diese Benennung beigelegt, und Mrs. Eddy stimmt dem bei, wenn das Wort im höheren Sinn gebraucht wird. Sie fügt gewöhnlich das Eigenschaftswort unendlich hinzu und bestimmt somit Gott als unendliche Person. Die Menschen nun, wie wir sie um uns her sehen, bedürfen der Erlösung, der Befreiung vom persönlichen Sinn, vom Traum der Unwirklichkeit, sie müssen umgewandelt werden in das substantielle Bild des Menschen Gottes. Dies kann nur dadurch geschehen, daß Christus, die Wahrheit, in das menschliche Bewußtsein einzieht. Erlösung fordert also, daß man die menschlichen Schritte tue.

Wenn der Christus dem Menschen erscheint, ist der Glanz oft so herrlich, daß die Umwandlung vollständig zu sein scheint. Spätere Proben und Versuchungen offenbaren jedoch die Notwendigkeit der menschlichen Anstrengung, damit jeder Gewinn, den man erlangt hat, verdichtet werde. Mrs. Eddy war nicht zu stolz, diese Schritte selber zu tun. Wir ersehen dies aus der Geschichte ihres Lebens und Wirkens. Die Christlichen Wissenschafter tun wohl daran, ihrem Beispiel getreulich zu folgen. Ist nicht jeder große Reformator, jeder persönliche Offenbarer bereit gewesen, die nötigen Schritte zu tun, um eine besondere Reform oder Offenbarung dem menschlichen Denken faßlich zu machen? Jesus, der Gottgesalbte, verachtete nicht die Taufe des Johannes, noch weigerte er sich, den Zinsgroschen an den römischen Kaiser zu zahlen, noch entzog er sich der Prüfung am Kreuz. Wie kann auch nur die Menschheit erlöst werden, außer sie macht unter göttlicher Leitung die Probe der Versuchung und der falschen Einflüsterungen durch?

Es ist keine Sünde, versucht zu werden, denn sonst wäre Jesus ein Sünder gewesen. Wir lesen aber, daß er versucht ward „allenthalben gleichwie wir, doch ohne Sünde.” Wenn man der Versuchung nachgibt — das ist Sünde. Der Sünder kann aber trotz seines Fehltritts erlöst werden, und dies berechtigt uns zu der gewissen Hoffnung auf Erlösung für die ganze Menschheit. Unterdessen wird das Werk in den Kirchen von denen betrieben, die zuversichtlich erwarten, erlöst zu werden. Jesus nannte sich in der Regel den „Sohn Gottes,” zuweilen aber auch „des Menschen Sohn;” und bei einer gewissen Gelegenheit äußerte er sich über die Macht, die der Vater dem Sohn übertragen hat, mit folgenden denkwürdigen Worten: „Und hat ihm Macht gegeben, auch das Gericht zu halten, darum daß er des Menschen Sohn ist.” Dies stimmt mit Mrs. Eddys treffender Erklärung überein: „Die Göttlichkeit des Christus wurde in der Menschlichkeit Jesu offenbar” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 25). Wenn der Sohn Gottes dem Menschensohn nicht offenbar wird, dann sind unsre Gebete eitel, und Erlösung ist eine Glaubensfabel.

Wie klar erhebt sich doch das Tagesgestirn unsrer höchsten Hoffnung über die Dämmerung des Mystizismus und des Okkultismus! Die erlösende Wahrheit lautet, daß der Mensch in Wirklichkeit bereits erlöst ist, denn Erlösung ist eine menschliche Notwendigkeit, die im Reich des absoluten Seins nicht besteht. Gott, das unendliche Gute, besteht jetzt, und Sein Bild muß notwendigerweise Ihm gleich sein. Man lasse diese große Wahrheit der Menschheit zuteil werden, damit neuer Mut ihre „unerläßlichen” Schritte beschleunige.

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