Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer

Aus der Finsternis zum Licht

Aus der Dezember 1916-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


In der Heiligen Schrift wird das Wort Licht öfters als ein Synonym für Gott angewandt; häufiger aber steht es für die Kundwerdung Gottes im menschlichen Bewußtsein, während diejenigen, die ein Verständnis von Gott besitzen, als die im Lichte Wandelnden bezeichnet werden.

David sagte: „Du, Herr, bist meine Leuchte,” und in den Psalmen lesen wir: „Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege.” Johannes erklärte: „Gott [ist] Licht ... und in ihm ist keine Finsternis.” Als Jesus mit den Jüngern über seine und ihre Mission sprach, welche darin bestand, der Menschheit ein höheres Maß geistiger Erkenntnis zu bringen, nannte er sie „das Licht der Welt,” und bei einer andern Gelegenheit sagte er von sich selber: „Ich bin das Licht der Welt.” Paulus schrieb an die Philipper: „Ihr scheinet als Lichter in der Welt,” und er war es auch, der „mitten am Tage ... ein Licht [sah] vom Himmel, Heller denn der Sonne Glanz.” Petrus spricht von der erlösenden Macht des von Jesus offenbarten Lichtes und von dem Gefühl der Dankbarkeit, das diejenigen erfüllt, die Gott „berufen hat von der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht.”

Auch in der Christlichen Wissenschaft wird der Ausdruck Licht bildlich angewandt, um das geistige Verständnis zu bezeichnen und dessen umgestaltendes Wirken im menschlichen Bewußtsein zu veranschaulichen. Die erste Wirkung, welche geistige Erkenntnis auf das menschliche Gemüt ausübt, kann mit einem in ein dunkles Gemach dringenden Lichtstrahl verglichen werden. Das Erfassen einer geistigen Wahrheit bringt eine innere Erleuchtung mit sich, die dem Gefühl ähnlich ist, das ein Mensch empfindet, der plötzlich ans Licht kommt, nachdem er sich lange im Dunkeln aufgehalten hat. Die einzig mögliche Wirkung des Lichts ist die Beleuchtung dessen, was vorher in der Dunkelheit verborgen war. Das Verhältnis zwischen Licht und Finsternis veranschaulicht das Verhältnis zwischen geistiger Erkenntnis und dem Zeugnis der materiellen Sinne, während die Wirkung des Lichts die Tatsache beweist, daß was den physischen Sinnen als Dunkelheit erscheint, tatsächlich keine Wirklichkeit oder Wesenheit besitzt, sondern Illusion ist.

Wenn man das Zeugnis der materiellen Sinne annimmt, oder wenn man glaubt, die Schöpfung sei so wie sie zu sein scheint, nämlich materiell, so bedeutet das geistige Finsternis, die auf Seite 562 von Wissenschaft und Gesundheit erwähnte „Nacht des Materialismus.” Nachdem man jedoch erkannt hat, daß der Mensch und das Weltall, daß alles wahre Dasein geistig ist — und dies ist das Zeugnis der geistigen Sinne —, und nachdem das, was die körperlichen Sinne als Materie und deren unharmonische Begleiterscheinungen bezeichnen, anfängt zu verschwinden, muß man unbedingt zu dem Schluß kommen, daß die von den materiellen Sinnen wahrgenommenen Erscheinungen trügerisch, eingebildet und unwahr sind und somit im Lichte der Wahrheit berichtigt werden müssen.

Durch die Entdeckung, daß die Erde sich um die Sonne bewegt, wurde der Astronom zu dem Schluß gezwungen, daß die scheinbare Bewegung der Sonne um die Erde eine Illusion ist. Auf gleiche Weise kam Mrs. Eddy, nachdem sie die Entdeckung gemacht hatte, daß das Weltall, einschließlich des Menschen, geistig ist, zu dem Schluß, daß das, was den materiellen Sinnen als Materie vorkommt, eine Illusion ist. Geistige Erkenntnis beseitigte die Täuschung. Sie ist ein Bewußtseinszustand, der den materiellen Augenschein ebenso natürlich zurückweist und aufhebt wie das Licht die Finsternis. Der falsche Augenschein verschwindet, sobald der wahre erscheint. Eine Täuschung kann nur so lange bestehen, wie sie für wahr gehalten wird. Die Schrift spricht häufig von dem verfinsterten Bewußtsein derer, die der geistigen Erkenntnis entbehren, sowie von der Notwendigkeit, sich diese Erkenntnis anzueignen, weil nichts andres uns von der Sünde, vom falschen Zeugnis der Sinne, von Täuschung, Leere, Dunkelheit und Leiden, mit einem Wort, von der Materialität befreien kann. Geistigkeit ist das einzige Mittel, das die Menschheit hat, um sich aus dem geheimnisvollen Dunkel der Materialität herauszuarbeiten.

Denken wir uns einen in der Dunkelheit verirrten Menschen, der, von allerlei Hindernissen und Gefahren umgeben, nach einem Ausweg sucht. Nach großer Anstrengung und nachdem er wegen seiner scheinbar hoffnungslosen Lage den Mut fast verloren hat, steht er in der Ferne einen Menschen mit einer Laterne. Stellen wir uns seine Gedanken und Empfindungen vor. Was für gute Dienste würde ihm doch dieses Licht leisten! Wird er es mit Gleichgültigkeit sehen oder ihm sogar den Rücken zukehren? Nein. Sein erster Gedanke, sein erster Wunsch wird sein, dem Lichte näher zu kommen und jedes Hindernis zu überwinden. Er wird erfahren, daß, je mehr er sich dem Lichte naht, desto Heller es ihm scheint. Falls er in seinem Bestreben, es zu erreichen, jener Verheißung Jesajas gedenkt, die von der Macht geistiger Erkenntnis über die mentale Finsternis derer spricht, die nichts kennen als das Zeugnis der materiellen Sinne, nämlich: „Das Volk, so im Finstern wandelt, siehet ein großes Licht; und über die da wohnen im finstern Lande, scheinet es helle”— falls er dieser Verheißung gedenkt, wird ihm wie nie zuvor klar werden, daß die Erkenntnis Gottes der Menschheit eine Erlösung bringt, die durch den Vergleich mit dem menschlichen Begriff von Licht, welches die Finsternis überwindet, nur schwach ausgedrückt werden kann.

Durch die Christliche Wissenschaft lernt man erkennen, daß es keine andre Erlösung von der Finsternis gibt als das Sichaneignen des Lichts der Wahrheit, der geistigen Erkenntnis. Die bis jetzt uns erreichenden Lichtstrahlen sind allerdings noch sehr matt und sie erleuchten die uns umgebende Finsternis nur schwach; aber es gibt keine andre Hoffnung, keine andre Aussicht auf Erlösung, Frieden und Glück. Schon dieser schwache Lichtstrahl erfüllt uns mit Hoffnung und Mut. Die Prüfungen, Kämpfe und Schwierigkeiten derer, die das Licht gesehen haben und ihm zu folgen suchen, sind wohl noch nie so wahr und so anschaulich geschildert worden wie in Bunyans „Pilgerfahrt.” Das Ziel der Pilger, die himmlische Stadt, versinnbildlicht geistige Erkenntnis, Licht, Harmonie.

Die Christliche Wissenschaft ist für einen jeden ihrer Anhänger ein Licht in der Finsternis. Ihre Lehren sind ihm ein sicherer Führer und ein „Schlüssel zur Heiligen Schrift.” Die Bibel sagt uns, die Erlösten „werden nicht bedürfen einer Leuchte oder des Lichts der Sonne; denn Gott der Herr wird sie erleuchten,” und im Einklang damit lesen wir auf Seite 461 von Wissenschaft und Gesundheit: „Allein durch die Erleuchtung des geistigen Sinnes kann das Licht des Verständnisses auf diese Wissenschaft fallen, weil die Wissenschaft den Augenschein vor den materiellen Sinnen umkehrt und die ewige Erklärung von Gott und dem Menschen gibt.” Oder, in den Worten Jesu: „Wenn nun dein Leib ganz licht ist, daß er kein Stück von Finsternis hat, so wird er ganz licht sein, wie wenn ein Licht mit hellem Blitz dich erleuchtet.” Klar und bestimmt ertönt heute der Ruf an die Welt, aus der Finsternis heraus ans Licht zu kommen, und immer größer wird die Zahl derer, die diesen Ruf vernehmen.


Was heißt dich, wie dich selbst jedweden Menschen achten?
Das Menschengesicht! Du darfst es nur betrachten ...
Aus jedem Angesicht blickt menschliche Vernunft,
Das Gotteslicht, wie auch getrübt, gedämpft, verdumpft.
Wenn du es nicht erkennst, so liegt die Schuld an dir:
Du siehst das Tier nur, weil du selbst nur siehst als Tier.
Des Tieres Sein ist Kampf, des Menschen Geist ist Frieden;
Sind wir erst Menschen ganz, so ist der Kampf geschieden.

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Mehr aus dieser Ausgabe / Dezember 1916

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.