Der Schreiberin wurde einmal gesagt, Zeugnisse über geringfügige Begebnisse des Alltagslebens seien in den Mittwochabend-Versammlungen nicht erwünscht; die Leute kämen, um über die Heilung sogenannter unheilbarer Krankheiten zu hören. Wer nicht von schwerer Krankheit geheilt worden ist, müßte sich also diesem Ausspruch nach als von der Zeugnis- abgabe ausgeschlossen betrachten. Tatsache ist aber, daß die im Sinne der Christlichen Wissenschaft betriebene vernunftmäßige Lösung der zahllosen im täglichen Leben sich bietenden Schwierigkeiten — und von solchen Lösungen berichten die einfacheren Zeugnisse — dieser neuen Lehre von des Menschen wahrer Beziehung zu Gott unzählige Anhänger zuführt.
Auf Seite 51 von Wissenschaft und Gesundheit schreibt Mrs. Eddy: „Sein [Jesu] Zweck beim Heilen war nicht allein die Gesundheit wiederherzustellen, sondern sein göttliches Prinzip zu demonstrieren.” Physische Heilung kann daher als ein äußeres, sichtbares Zeichen einer inneren, geistigen Umwandlung angesehen werden. Die Sterblichen erheben sich nur allmählich zur Betrachtung geistiger Dinge, und daran liegt es, daß die Befreiung aus den Banden der körperlichen Sinne nur langsam vor sich geht.
Die allmähliche Läuterung des Denkens, die sich aus einem gewissenhaften und andachtsvollen Studium der Christlichen Wissenschaft ergibt, beseitigt die äußeren unharmonischen Bekundungen, denen man solch gefürchtete Namen gegeben hat, indem sie ihre Wurzel vernichtet. Solche Bekundungen, wie z. B. der Krieg, sind stets die Folgen lange im Geheimen gehegter irriger Bestrebungen, das Ergebnis von Begierden und Wünschen, die aus der universellen Unkenntnis der wahren Beziehung zwischen Gott und dem Menschen entstehen. Sie werden von dem menschlichen Vertrauen auf die falschen, vom sterblichen Gemüt geschaffenen Götzen erzeugt, die in der Not stets versagen.
Dem erwachenden Gemüt, dem Gemüt, das eben anfängt, sich von mentaler Täuschung frei zu machen, erscheint die zwingende Logik der Christlichen Wissenschaft zunächst als das bedeutendste Moment. Wie könnten wir ohne Gewißheit über Ursache und Wirkung dem lange unbeachteten Ruf im Buche des Propheten Jesaja nachkommen: „Kommt denn, und lasset uns miteinander rechten”? Als wir uns noch in sklavischer Abhängigkeit von Glaubenssätzen und Dogmen befanden, konnten und durften wir nicht selbständig denken und unserm eignen Urteil folgen, denn dieser Pfad führte zur Verzweiflung oder zum Atheismus. Mögen wir uns auch lange im Kreise bewegen — und das tun wir oft, um Folgerungen auszuweichen —, schließlich müssen wir doch zu der Anschauung gelangen, daß der Mensch so ist, wie er denkt. Die Richtigkeit dieses Satzes wird durch die Christliche Wissenschaft, die Wissenschaft von Ursache und Wirkung, vollauf bewiesen.
In den wenigen kurzen Jahren hat das christlich-wissenschaftliche Textbuch, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, von Mrs. Eddy, in Tausenden von Fällen einen befreienden Einfluß ausgeübt. Menschen aller Völker schütteln jetzt die mentale Knechtschaft ab — erheben sich über ihre Beschränkungen und wälzen die Last der Furcht von sich. Die Mühseligen und Beladenen lassen ihre Bürde zu Füßen der Wahrheit sinken und erkennen, daß ihnen Freiheit nur deshalb nicht zuteil wurde, weil sie das Werk ihrer Hände anbeteten. Die Menschen hatten um Sonnenlicht gefleht, fürchteten sich aber, dessen Herrlichkeit zu schauen.
Die Christliche Wissenschaft bringt den weitentfernten Tag des Gerichts in den Kreis der täglichen Erfahrung durch beständige Prüfung der eignen Zwecke und Beweggründe. Wie gerne vertauschen wir jetzt die alten menschlichen Anschauungen gegen diese beweisbare Auslegung der Bibelgeheimnisse! Welch herrliche Gefilde breiten sich aus vor unserm erwachenden Sinn, seit die Wahrheit den vom sterblichen Gemüt zur Trübung unsres Blickes so hinterlistig gewobenen Schleier der Unwissenheit auf immer zerrissen hat. In Buchstaben von Feuer steht sie jetzt geschrieben, die Wahrheit, die frei macht. Von dieser Freiheit kann sich nur der Befreite einen Begriff machen.
Somit hat ein dankbares Zeugnis über einen Fall, wo durch die Macht der Wahrheit auch nur ein einziger böser Gedanke entwurzelt worden ist, oft denselben Wert wie ein Zeugnis, das von der Beseitigung einer bösartigen Krankheit handelt. Jeder sinnliche Gedanke, der in liebendem Gehorsam auf den Altar der Wahrheit gelegt wird, auf daß er verbrannt werde, bedeutet einen Sieg über das Irdische und bezeugt die heilende Macht jener Wahrheit, die jahrhundertelang durch Unwissenheit verdeckt gewesen ist, bis endlich der Schlüssel zur Auslegung jenes Buches gefunden wurde, dessen Blätter je und je bestimmt waren, den Völkern Heilung zu bringen.
In unsrer Zeit fand sich eine einsame Frau, die viele Jahre über diese Dinge nachdachte, wie sie in „Retrospection and Introspection“ sagt, bis endlich ihr Gemüt von der Wahrheit hell erleuchtet wurde. Sie schreibt: „Der seelenlose Mangel war geflohen. Agnostizismus, Pantheismus und Theosophie waren Undinge. Das Sein war schön, seine Substanz, seine Ursache und seine Ströme waren Gott und Seine Idee. Ich hatte den Saum der Christlichen Wissenschaft berührt” (S. 23). Zugleich ertönte der Trompetenruf, vorwärts zu gehen und eine schlafende Welt zu wecken — dem Menschen die ungeahnten Herrlichkeiten seines Geburtsrechtes zu entfalten. Wissenschaft und Gesundheit hat die Schleusen einer Dankbarkeit geöffnet, die die entferntesten Gestade der Zukunft bewässern wird.
