Wir sind alle noch Anfänger im Studium der Christlichen Wissenschaft. Unser Verständnis für ihre Lehren wächst in dem Maße, wie wir dieselben in die Tat umsetzen, indem wir, wie Jesus, die Macht des Geistes durch das Heilen von Sünde und Krankheit anschaulich beweisen. Je mehr der Schüler der Christlichen Wissenschaft die fleischliche Gesinnung ablegt und sich den Sinn Christi aneignet, desto mehr kommt das Verständnis dieser Lehren in seinem Bewußtsein zur Entfaltung.
Die Darlegungen der absoluten Wahrheit mögen zuerst schwerverständlich erscheinen; wenn man sie aber in den Gedanken festhält und in kindlichem Vertrauen annimmt, werden sie immer klarer. Durch diese geistige Erkenntnis gelangt man zu der Lösung der einfacheren Probleme, und diese Wahrheitsbeweise wiederum haben ein vollkommeneres Verständnis zur Folge. Wer unser Lehrbuch, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, gründlich studiert, wird auch die höheren Probleme weniger schwierig finden, dank der klareren Erkenntnis, die er erlangt hat. Ein jeder errungene Sieg bringt mehr Überzeugungsmut mit sich, einen stärkeren Glauben an Gottes Macht, die da heilt und erlöst.
Durch das Studium der Christlichen Wissenschaft lernt der Schüler, daß es zum Verständnis der Bibel mehr bedarf als wörtlicher Auslegung. Die in der Heiligen Schrift enthaltenen Gedanken und Lehren werden zu lebenskräftigen Botschaften der göttlichen Liebe, die den menschlichen Gedanken erheben und reinigen und dadurch zur Zerstörung des Irrtums beitragen. Das Studium der Christlichen Wissenschaft eröffnet dem Schüler den höheren metaphysischen Sinn der Schrift und hilft ihm dadurch in seinem Bestreben, durch die Macht Gottes, des göttlichen Gemüts, die Herrschaft über materielle Zustände zu gewinnen. In dem Maße wie er seine Gedanken Gott zuwendet und sich nach Heiligkeit sehnt, wird sein Bewußtsein rein. Das Schöne, Unveränderliche und Geistige erfüllt dann alle seine Gedanken, und durch das Erlangen der richtigen mentalen Haltung wird die Lösung aller Probleme des täglichen Lebens leichter.
Die Bibel und das Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft machen es klar, daß die richtige mentale Haltung nur dann erreicht wird, wenn man „am ersten nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit” trachtet. Auf Seite 4 von Wissenschaft und Gesundheit schreibt Mrs. Eddy: „Das Sehnen, besser und heiliger zu werden, das sich in täglicher Wachsamkeit ausdrückt, sowie in dem Streben, sich dem göttlichen Charakter immer mehr anzugleichen, wird uns modeln und neugestalten, bis wir in seinem Gleichnis erwachen.” Das Trachten nach der Gerechtigkeit ist die einzige wissenschaftliche Art und Weise, Gottes heilende und erlösende Macht überzeugungskräftig darzutun. Dadurch wird der Körper von dem Einfluß furchtsamer und krankhafter Gedanken befreit, und gottähnliche Gedanken treten an ihre Stelle. Durch die Vergegenwärtigung der beschützenden und erhaltenden Macht der göttlichen Liebe wird die Furcht zerstört; und Furcht liegt allen Krankheiten zugrunde und tut sich unter gar vielerlei Namen kund. Der Einfluß der berichtigenden Denkweise auf den Körper kann nicht ausbleiben, und wo sich früher Krankheit kundtat, wird Gesundheit herrschen.
Durch das Studium der Christlichen Wissenschaft lernt der Sünder erkennen, daß alle wahre Glückseligkeit von Gott kommt, und er findet dann keinen Gefallen mehr an der Sünde. Es ist ihm klar geworden, daß er nicht der Sklave der Sünde ist, sondern ihr Meister, und zwar vermöge seines Verständnisses, daß der von Gott geschaffene Mensch die Macht Gottes, Gutes zu tun, ja nur Gutes, stets wiederspiegelt. Dieses Erwachen befreit ihn auch von der Furcht vor der Sünde, und er hört auf zu sündigen. Der Dieb lernt einsehen, daß wahre Substanz geistig ist, und daß er sonnt durch Stehlen nichts erreicht. Der Trunkenbold gelangt zu der Überzeugung, daß Freude geistig ist lind daß die Materie weder Genuß noch Pein zu bereiten vermag; deshalb haben Spirituosen für ihn keinen Reiz mehr. Auf Seite 202 von Wissenschaft und Gesundheit lesen wir: „Wenn die Menschen zum Studium der Wissenschaft des Gemüts halb so viel Vertrauen haben würden, wie sie den sogenannten Schmerzen und Freuden des materiellen Sinnes entgegenbringen, dann würde es nicht schlimmer mit den Menschen werden, bis sie durch Gefängnis und Schafott gezüchtigt worden sind; sondern das ganze Menschengeschlecht würde durch die Verdienste Christi erlöst werden — durch das Wahrnehmen und Annehmen der Wahrheit.”
Diesen Frieden in allen Dingen, den lernt man allein in wahrer Abgeschiedenheit und Innigkeit. Wer ihn haben will, der soll und muß es da lernen; er muß es mit eingekehrtem Gemüt suchen und nirgends anders, hier ist es befestigt und bewurzelt.—
