Im fünften Kapitel des Johannes-Evangeliums lesen wir: „Die Toten werden die Stimme des Sohnes Gottes hören; und die sie hören werden, die werden leben.” Diese Prophezeiung ging in Erfüllung, als die Toten die Stimme Jesu hörten. Lazarus und der Jüngling zu Nain vernahmen des Meisters Worte und erwachten zu neuem Leben und neuer Tätigkeit. Aber auch diejenigen, die „tot waren durch Übertretungen und Sünden,” wurden erweckt. So erreichte z. B. die göttliche Botschaft den Zöllner und die Magdalena, so daß sie zu einem besseren und wahreren Leben erwachten. Auch heute wird die in der Bibel enthaltene und durch das Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, ausgelegte heilende Wahrheit von den moralisch und geistig Toten vernommen, mit dem Ergebnis, daß sie in nützliche, hilfsbereite und lebensfreudige Wesen umgewandelt werden.
Die Bedingung zur Wiedererlangung von Gesundheit und Frieden ist, daß man die Stimme der Wahrheit vernehme und ihr gehorche. „Du, o Wahrheit, schenkest Gehör allen denen, die dich um Rat fragen; du antwortest sogleich, wie mannigfaltig ihre Fragen auch sind. Klar ist deine Antwort, aber es hören dich nicht alle.” So schrieb der heilige Augustin. Die Wahrheit wirkt auf das schlummernde Bewußtsein wie die Morgensonne auf die Dunkelheit in einem Zimmer. Sie dringt ins offene Ohr und in empfängliche Herzen, und das Werk der Umwandlung und Reinigung von Irrtum nimmt seinen stillen aber sicheren Lauf. Der Psalmist sagt von Gott: „So Er spricht, so geschieht’s,” mit andern Worten, das geistige Weltall, einschließlich des Menschen, ist der Ausdruck, das Wort des göttlichen Gemüts, der ewigen Wahrheit, des einen, allmächtigen Gottes. Da sich nun der Vater klar, deutlich und kraftvoll äußert, so ist auch die Stimme des wahren Menschen geistig, wahrhaftig und liebevoll. Wenn ein Sohn Gottes so spricht, dann hören die für die Wahrheit scheinbar Toten seine Stimme und leben.
Die lebenspendende Stimme birgt die Eigenschaften der Wahrheit in sich, des Lebens, der Liebe und der Intelligenz. Sie ist frei von Furcht und menschlicher Willenskraft, frei von Materialität irgendwelcher Art. Sie ist der Ausdruck der Aufrichtigkeit, der Sanftmut, des Mitleids und übt einen heilenden Einfluß aus. Die Zeit ist gekommen, da die Menschen diese heil-, kraft- und freudebringende Stimme der Wahrheit ertönen lassen. Die in der Heiligen Schrift verkündete und in Wissenschaft und Gesundheit sowie in den andern Werken Mrs. Eddys hervorgehobene Botschaft lautet dahin, daß die sanfte Stimme der Wahrheit stets vernommen werden kann, und daß diejenigen, die sie vernehmen, leben werden. Diese lebenspendende Stimme ist denen vernehmbar, die die christlich-wissenschaftlichen Gottesdienste besuchen, sowie auch denen, die zu Hause ihre Lektionspredigt andächtig und richtig studieren; und in allen Weltteilen freuen sich Tausende, die einst der Wahrheit gegenüber tot waren, dieser neu-alten Botschaft des Friedens.
Alle, die Disharmonie irgendwelcher Art zum Ausdruck bringen, beweisen dadurch, daß sie in gewisser Hinsicht noch nicht erwacht sind, daß sie den Ruf der Wahrheit noch nicht vernommen haben; denn wie der Tag die Nacht verdrängt, so verdrängt die Wahrheit die Finsternis des Irrtums, und die Menschen erwachen zur Erkenntnis des Lebens. Der Meister fragte: „Wenn des Menschen Sohn kommen wird, meinest du, daß er auch werde Glauben finden auf Erden?” Der Glaube also ist das offene Ohr, durch das die Stimme der Wahrheit ins menschliche Bewußtsein eindringt. Wenn die Sterblichen erst das feste Vertrauen haben, daß sie auf Grund ihres Glaubens und ihrer Erwartung die Stimme der Wahrheit vernehmen werden, dann werden sie in der Tat aller Beschränkung ledig sein und in den rechtmäßigen Besitz der „Freiheit der Kinder Gottes” gelangen. Jesus sprach für alle Zeiten, und es ist hier und jetzt ebenso wahr wie damals in Galiläa, daß „die Toten werden die Stimme des Sohnes Gottes hören; und die sie hören werden, die werden leben.”
Der Psalmist schreibt: „Das Erdreich muß vergehen, wenn er sich hören läßt.” Dieses Schriftwort betont die belebende und erneuernde Kraft der Stimme der Wahrheit; so auch der Ausspruch Jesu: „Himmel und Erde werden vergehen; aber meine Worte werden nicht vergehen.” Nicht durch materielle Mittel und Wege, nicht mit Gewehr und Bajonett, nicht durch menschliche Willenskraft, sondern allein durch die vertrauensvoll zum Ausdruck gebrachte Wahrheit und Liebe können Disharmonie und Mißstände überwunden und Harmonie und Frieden herbeigeführt werden. Darum sagt auch Mrs. Eddy, alle Materie werde „vor der Allerhabenheit des Geistes verschwinden” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 97).
Vergebens haben die Menschen versucht, die Stimme der Wahrheit in den Äußerungen eines ihnen angepriesenen Lehrsystems zu vernehmen. Wie viele unter uns machen doch die gleiche Erfahrung wie Elia: „Ein großer, starker Wind, der die Berge zerriß und die Felsen zerbrach, [ging] vor dem Herrn her; der Herr aber war nicht im Winde. Nach dem Winde aber kam ein Erdbeben; aber der Herr war nicht im Erdbeben. Und nach dem Erdbeben kam ein Feuer; aber der Herr war nicht im Feuer. Und nach dem Feuer kam ein still, sanftes Sausen.” Es war die leise Stimme der Wahrheit. Als diese Stimme durch Mrs. Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, wiederum zur Menschheit sprach, wurde sie von der Welt im allgemeinen überhört; aber vielen drang sie zu Ohren, und diese erkannten, daß sie heute ebenso zu uns spricht, wie damals zum Propheten; und diejenigen, die sie hören und ihr gehorchen, werden in der Tat leben.
