Wo und wann ich auch einen christlich-wissenschaftlichen Gottesdienst besuche, finde ich eine beträchtliche Anzahl von Juden vor, die mit Begeisterung an den Gottesdiensten teilnehmen und von der herrlichen Wahrheit der Christlichen Wissenschaft Zeugnis ablegen. Ich möchte meiner tiefen Dankbarkeit dafür Ausdruck geben, daß so viele meiner Leute zu dieser wunderbaren Lehre geführt worden sind. Es wird in der Schrift berichtet, daß der Meister seine Jünger aufforderte, „zu den verlornen Schafen aus dem Hause Israel“ zu gehen. Er sagte ferner: „Weide meine Schafe.“ Und im weiteren heißt es von ihm, er habe in den Synagogen und im Tempel zu Jerusalem gepredigt, und obwohl er in sein Eigentum gekommen sei, hätten ihn doch die Seinen nicht aufgenommen. Ich bin daher sehr dankbar, daß wir durch die Christliche Wissenschaft nunmehr in unser Eigentum kommen. Die gesamte Christenheit sollte sich ganz besonders darüber freuen, daß ein weiterer Ausspruch des Meisters in Erfüllung geht, nämlich: „Und wird eine Herde und ein Hirte werden.“
Ich wurde als ein Jude aus dem Stamme Judas geboren und als Israelite auferzogen, d. h. in der Furcht des Herrn. Nun bin ich ein Christlicher Wissenschafter, was für mich eine großartige Entwicklung, ein geistiges Wachstum bedeutet. Ich bin zur Erkenntnis von des Menschen Einssein mit Gott gekommen, dem gleichen Gott Israels, den ich nun als den stets gegenwärtigen Gott besser kennen gelernt habe und der jederzeit bereit und willens ist, uns in allem, was gut ist, zu helfen und zu leiten. Die Christliche Wissenschaft lehrt, daß Gott Liebe ist, „die ursprüngliche, unvergleichliche, unendliche Allgüte, der einige Gott“ (Miscellaneous Writings, S. 249).
Ein Rabbi fragte mich einst, warum so viele Juden zur Christlichen Wissenschaft übergingen, und er fügte bei: „Wo findest du einen Gott wie unsern Gott?“ Darauf könnte der Christliche Wissenschafter antworten: „Wo findest du einen Gott wie unsern Gott, der Liebe, Leben und Wahrheit, das unendliche Gemüt ist?“ In den jüdischen Schriften wird von einem Hauptmann berichtet, der einst zu Rabbi Hillel, dem Kompilator des Talmud kam und sagte: „Ich bin gekommen, um dich zu ersuchen, mich eure große Religion zu lehren, denn ich muß euren Gott kennen lernen. Kannst du mich sie heute lehren? Ich muß vor Sonnenuntergang zurück ins Lager.“ Der Rabbi antwortete: „Du magst sofort ins Lager zurückkehren, denn ich kann dich unsre Religion in einer Minute lehren. Sie lautet: ‚Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.‘ Dann wirst du Gott kennen.“
Diese Antwort ist mir viel verständlicher, seitdem ich für die Christliche Wissenschaft Interesse gewonnen habe, denn unser Lehrbuch erklärt, daß Gott Liebe ist. Überhaupt ist es ganz natürlich, daß sich so viele Juden der Christlichen Wissenschaft zuwenden. Es erfordert zum mindesten einen lebendigen Funken der Religion, um für diese Wahrheit empfänglich zu sein, und der Jude hat ihn. Mag auch dieser Funke der Religion unter Formenwesen, Dogmatismus und Aberglauben verborgen sein, er ist stets vorhanden, ist seit der Zeit Abrahams ein Teil des tiefinnersten Wesens des Juden gewesen; und wird dann der Odem der Christlichen Wissenschaft auf diesen Funken gerichtet, so ist er bald zu jener heißen Glut des Verständnisses angefacht, die allen Aberglauben und alles Vorurteil wegschmilzt und den alten Glauben und die neue Erkenntnis zu einer ewigen Verbindung zusammenschweißt.
Es sind nunmehr fünf Jahre her seit ich mich der Christlichen Wissenschaft zugewandt habe. Mein physischer Zustand war damals äußerst schlimm. Ich hatte Hilfe nötig, konnte sie jedoch nicht durch materielle Mittel erlangen. Zuletzt wandte ich mich der Christlichen Wissenschaft zu und wurde geheilt. Ich habe die hebräische Schrift in ihrer ursprünglichen Form von Kindheit an studiert; aber erst seit ich mich zur Christlichen Wissenschaft bekenne, erst seit ich „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift,“ von Mary Baker Eddy, gewissenhaft studiere, ist mir klar geworden, warum Moses die Unverletzbarkeit des moralischen Gesetzes und Jesus die Unverletzbarkeit des geistigen Gesetzes darstellt. Der Jude erkennt die Wahrheit schnell, wenn er einmal beginnt, sich mit ihr zu befassen, und Hunderte von Juden erwachen zu der Erkenntnis, daß der zurückgewiesene Jesus von Nazareth der Messias ist, der den ewigen Christus offenbarte. Wie treffend sind doch die Worte des großen Lehrers: „Habt ihr nie gelesen in der Schrift: ‚Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, der ist zum Eckstein worden. Von dem Herrn ist das geschehen, und es ist wunderbarlich vor unsern Augen‘?“