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Die Christliche Wissenschaft und der Jude

Aus der Januar 1918-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Wo und wann ich auch einen christlich-wissenschaftlichen Gottesdienst besuche, finde ich eine beträchtliche Anzahl von Juden vor, die mit Begeisterung an den Gottesdiensten teilnehmen und von der herrlichen Wahrheit der Christlichen Wissenschaft Zeugnis ablegen. Ich möchte meiner tiefen Dankbarkeit dafür Ausdruck geben, daß so viele meiner Leute zu dieser wunderbaren Lehre geführt worden sind. Es wird in der Schrift berichtet, daß der Meister seine Jünger aufforderte, „zu den verlornen Schafen aus dem Hause Israel“ zu gehen. Er sagte ferner: „Weide meine Schafe.“ Und im weiteren heißt es von ihm, er habe in den Synagogen und im Tempel zu Jerusalem gepredigt, und obwohl er in sein Eigentum gekommen sei, hätten ihn doch die Seinen nicht aufgenommen. Ich bin daher sehr dankbar, daß wir durch die Christliche Wissenschaft nunmehr in unser Eigentum kommen. Die gesamte Christenheit sollte sich ganz besonders darüber freuen, daß ein weiterer Ausspruch des Meisters in Erfüllung geht, nämlich: „Und wird eine Herde und ein Hirte werden.“

Ich wurde als ein Jude aus dem Stamme Judas geboren und als Israelite auferzogen, d. h. in der Furcht des Herrn. Nun bin ich ein Christlicher Wissenschafter, was für mich eine großartige Entwicklung, ein geistiges Wachstum bedeutet. Ich bin zur Erkenntnis von des Menschen Einssein mit Gott gekommen, dem gleichen Gott Israels, den ich nun als den stets gegenwärtigen Gott besser kennen gelernt habe und der jederzeit bereit und willens ist, uns in allem, was gut ist, zu helfen und zu leiten. Die Christliche Wissenschaft lehrt, daß Gott Liebe ist, „die ursprüngliche, unvergleichliche, unendliche Allgüte, der einige Gott“ (Miscellaneous Writings, S. 249).

Ein Rabbi fragte mich einst, warum so viele Juden zur Christlichen Wissenschaft übergingen, und er fügte bei: „Wo findest du einen Gott wie unsern Gott?“ Darauf könnte der Christliche Wissenschafter antworten: „Wo findest du einen Gott wie unsern Gott, der Liebe, Leben und Wahrheit, das unendliche Gemüt ist?“ In den jüdischen Schriften wird von einem Hauptmann berichtet, der einst zu Rabbi Hillel, dem Kompilator des Talmud kam und sagte: „Ich bin gekommen, um dich zu ersuchen, mich eure große Religion zu lehren, denn ich muß euren Gott kennen lernen. Kannst du mich sie heute lehren? Ich muß vor Sonnenuntergang zurück ins Lager.“ Der Rabbi antwortete: „Du magst sofort ins Lager zurückkehren, denn ich kann dich unsre Religion in einer Minute lehren. Sie lautet: ‚Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.‘ Dann wirst du Gott kennen.“

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