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Erfahrung

Aus der Januar 1918-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die Erkenntnis, daß alles Gemüt ist, und daß die Materie nichts ist als ein falsches Bild im sogenannten menschlichen Gemüt, zeigt uns das, was wir Erfahrung zu nennen pflegen, in einem neuen Lichte. Unter Erfahrung verstanden wir früher eine Folge von Empfindungen, Handlungen und Geschehnissen, die, wenn sie überhaupt unter Leitung standen, von einer Macht regiert wurden, in die der Mensch nicht eingreifen und die er nicht verstehen konnte. Im Lichte der Christlichen Wissenschaft betrachtet ist Erfahrung ganz und gar Sache des menschlichen Bewußtseins, und da unser Bewußtsein unser Denken bedeutet, so werden unsre Erfahrungen größtenteils von uns selber regiert. Anstatt zu glauben, daß unsre Erfahrungen unser Denken beeinflussen, lernen wir in der Christlichen Wissenschaft erkennen, daß vor allem unser Denken alle Einzelheiten unsrer Erfahrung bestimmt.

Nun mag hier jemand einwenden, daß in unsrer Erfahrung doch vieles vorkomme, was nicht bewußterweise in unserm Denken Gestalt angenommen habe. Dies wird durch den Umstand erklärt, daß ein großer Teil unsres Denkens mechanisch ist und unbewußt und unbemerkt den Spuren der Gewohnheit und des Gedächtnisses folgt, und daß unser Bewußtsein ebenso unbewußt und unbemerkt für böse mentale Eindrücke empfänglich ist, die durch die Erfahrungen, Worte und Gedanken andrer erzeugt werden. Wir gehen, essen und tun viele andre Dinge, die offenbar direkt vom Denken regiert werden, und doch sind wir uns der Beziehung zwischen diesen Handlungen und unserm Denken nicht bewußt. Auf ähnliche Weise tun wir zahllose Dinge ganz unbewußt, einfach wegen zahlloser Gewohnheiten im Denken, und sind dann nicht wenig erstaunt, wenn sich unharmonische Zustände einstellen. Christus Jesus gibt uns eine sehr nötige Warnung, wenn er sagt: „Was ich aber euch sage, das sage ich allen: Wachet!“

Unser träges, mechanisches Denken kann nur dadurch berichtigt werden, daß wir größere mentale Wachsamkeit und Tätigkeit bekunden, daß wir uns einer wahrhaft aufbauenden Denkweise befleißigen und dadurch unser „Bewußtsein so mit Wahrheit und Liebe erfüllt [erhalten], daß Sünde, Krankheit und Tod nicht eindringen kann,“ wie unsre Führerin auf Seite 210 von Miscellany sagt. Wer klar erkannt hat, daß das ganze Dasein rein mental ist und daß alle unsre Erfahrungen mentaler Natur sind, hat einsehen gelernt, daß wir unsre Erfahrungen in dem Maße beherrschen, wie wir unsre Gedanken beherrschen, d. h. daß nichts in unsre Erfahrung eindringen kann, was wir aus unserm Bewußtsein fernhalten. Wir mögen die hilflosen Opfer der Ungerechtigkeit, des Undanks oder des Mißgeschicks zu sein scheinen und mögen uns selber und andern versichern, daß wir nicht an diese falschen Zustände glauben; aber die unerbittliche Logik der Christlichen Wissenschaft weist darauf hin, daß, wenn wir nicht an sie glaubten, sie für uns nicht beständen, denn unser Bewußtsein ist der einzige Wirkungskreis, den sie haben können, und „was der Mensch säet, das wird er ernten.“

Eine falsche Vorstellung tritt jedoch nicht immer unter ihrem wahren Namen auf. Zuweilen verkleidet sie sich als „Eigenwille, Selbstgerechtigkeit und Eigenliebe,“ die Mrs. Eddy „das harte Gestein des Irrtums“ nennt (Wissenschaft und Gesundheit, S. 202); oder aber ist sie verborgene Furcht, oder ein Sichweigern, einen falschen Gesichtspunkt aufzugeben, oder das giftige Unkraut genannt Selbstbedauern. Eine falsche Vorstellung irgendwelcher Art muß vorhanden sein, wenn sich das Böse in unsrer Erfahrung geltend macht, und wir können demnach nicht hinter dem Vorwand Zuflucht nehmen, daß andre Menschen oder die Umstände schuld seien. Das falsche Handeln andrer vermag nichts weiter als uns zu veranlassen, es anzuerkennen und somit daran Teil zu nehmen. Weigern wir uns, dies zu tun, so hat es keine Macht, uns zu schädigen, und muß zuletzt aus unsrer Erfahrung schwinden.

Wir müssen daher den Rat des Apostels Paulus befolgen, alles zu prüfen und das Gute zu behalten. Die Christliche Wissenschaft ermöglicht uns dies, indem sie das Wesen und den Ursprung des Guten als Gott, das göttliche Gemüt, offenbart. Keine bloßen menschlichen Ansichten, keine bloßen persönlichen Wünsche, keine Norm, die auf Sentimentalität oder Aberglauben beruht, kann dem aufrichtigen Christlichen Wissenschafter, der bestrebt ist, vom Gemüt regiert zu werden und so gesinnet zu sein, wie Christus Jesus auch war, als gut erscheinen. Das, was an das Böse glaubt und die Ansicht hegt, Leben und Glückseligkeit seien materiellen Einflüssen unterworfen, ist nicht das göttliche Gemüt sondern die menschliche Unwissenheit. Geistiges Denken allein ist gutes Denken.

Der Mensch ist einfach das, was er denkt, und nicht das, was die andern von ihm denken; daher haben alle das Recht, ihren Charakter und somit ihre Erfahrung nach ihren höchsten Idealen zu gestalten. Mrs. Eddy schreibt auf Seite 261 von Wissenschaft und Gesundheit: „Halte den Gedanken beständig auf das Dauernde, das Gute und das Wahre gerichtet, dann wirst du das Dauernde, das Gute und das Wahre in dem Verhältnis erleben, wie es deine Gedanken beschäftigt.“

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