Für den Anfänger im Studium der Christlichen Wissenschaft gibt es auf der Welt keinen angenehmeren Gesprächsgegenstand als diese herrliche, für sein Bewußtsein neue Wahrheit. Gewöhnlich kommt seine erste Freude dadurch zum Ausdruck, daß er „zu rechter Zeit oder zur Unzeit“ zu jedermann davon spricht, zu willigen wie zu widerwilligen Zuhörern, zu solchen, die sich wohlwollend wie zu solchen, die sich gleichgültig oder feindselig verhalten.
Jesus ließ seinen Heilungen fast immer einige belehrende Worte vorausgehen, und sehr oft endigte er mit der weisen Ermahnung: „Sage es niemand.“ Der Praktiker der Christlichen Wissenschaft ist jedoch nicht erstaunt, wenn er liest, daß der Geheilte oft diesen Rat nicht beachtet. Schreiberin dieses erinnert sich wohl, wie viele Demonstrationen von ihr wiederholt werden mußten, weil sie beständig zu ungläubigen Zuhörern darüber sprach. Einer dieser Erfahrungen erinnert sie sich besonders lebhaft. Nachdem sie sich erst kurze Zeit mit dem Studium der Christlichen Wissenschaft befaßt hatte, konnte sie Augengläser, die sie meinte nicht entbehren zu können, beiseite legen. Freudig teilte sie dies allen mit, die sie kannte; aber da ihr das nötige Verständnis mangelte, sich zu schützen, mußte sie die Gläser wieder hervorholen und noch so manchen Monat tragen.
Die Weisheit unsrer Führerin war so groß wie ihre Liebe zur Menschheit. Wie viele schmerzliche Erfahrungen könnten wir uns doch ersparen, wenn wir ihren liebevollen Rat befolgen würden! Immer und immer wieder werden wir in Wissenschaft und Gesundheit davor gewarnt, Krankheitssymptome und Krankheiten zu besprechen. „Schau vom Körper hinweg und in Wahrheit und Liebe hinein, das Prinzip allen Glücks, aller Harmonie und Unsterblichkeit,“ wird uns gesagt (S. 261). Daher sollten wir nicht über vergangene oder gegenwärtige Krankheiten sprechen. Wir werden ja dadurch von Krankheit und Sünde geheilt, daß wir diese Irrtümer als das erkennen lernen, was sie sind — als Illusionen, als Schatten, welche das falsche Denken und der Glaube an die Macht und Wirklichkeit des Bösen wirft. Solange unser Bewußtsein nicht umgewandelt ist, sind wir nicht geheilt, denn wir lesen auf Seite 231 von Wissenschaft und Gesundheit: „Wenn Gott Sünde, Krankheit, und Tod nicht zerstört, so sind sie in dem Gemüt der Sterblichen nicht zerstört, sondern kommen diesem sogenannten Gemüt unsterblich vor.“
Wir werden in dem Verhältnis geheilt, wie wir den falschen oder sterblichen Begriff vom Menschen durch die richtige Idee ersetzen, und diese Heilung wird am Körper und in den äußeren Umständen offenbar; ja unsre Heilung wird durch die Erkenntnis bewirkt, daß der Mensch das Bild und Gleichnis Gottes ist — geistig, unzerstörbar, unwandelbar. In dem Grade wie wir in allen unsern Mitmenschen diesen wahren Menschen erkennen, werden wir geheilt. Hat dieser Mensch je an Rheumatismus gelitten oder schlimme Augen gehabt? Gewiß nicht. Dann war also dieser Zustand eine Illusion, ein falscher Anspruch des sterblichen Gemüts. Offenbar war es kein Zustand der Materie, der uns in Banden hielt und von dem wir geheilt wurden, sondern ein Zustand des falschen Denkens — Furcht, Unkenntnis des göttlichen Gesetzes, verkörperte Sünde.
Wir müssen nie eine Krankheit beschreiben und glauben oder erklären, wir hätten sie gehabt, denn wir haben sie ja nie gehabt. In dem Grade wie unser Verständnis von dieser wunderbaren und unschätzbaren Wahrheit zunimmt, erkennen wir, daß die Krankheiten, die wir zu haben glaubten, mental waren und nicht materiell, daß sie Verkörperungen der Furcht, des Selbstbedauerns, der Selbstgerechtigkeit, der Verurteilung, der Tadelsucht waren. Und wenn wir dies alles durch Gedanken der Wahrheit und Liebe und Demut ersetzen lernen, dann finden wir, daß wir in der Tat Gott immer mehr erkennen lernen, der da „heilet alle deine Gebrechen.“
Wir können nie zu viel zu Gunsten der Christlichen Wissenschaft sagen; wir können uns nie zu viel freuen, daß es uns vergönnt ist, Studierende dieser Wissenschaft zu sein. Sie ist die „köstliche Perle,“ die mehr wert ist als alles, was wir je besessen haben. Sie führt uns in die Wiedergeburt ein. Sie richtet das Himmelreich auf Erden auf. Sie erschließt die Schrift und ist der Schlüssel zum Reich Gottes. Seien wir aber vorsichtig, damit wir einen Eifer bekunden, der mit Verständnis gepaart ist. Studieren und denken wir mehr und sprechen wir weniger, und seien wir stets der Tatsache eingedenk, daß Gehorsam gegen den weisen und liebevollen Rat unsrer Führerin unser bester Schutz ist.