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Krieg und Friede

Aus der Dezember 1918-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Für Nationen, deren Staatseinrichtung auf der Grundlage des Friedens beruht, ist es naturgemäß eine große Überraschung, wenn sie sich im Krieg verwickelt sehen. Ist eine Nation auf der Kriegsbasis, so bedeutet das vom metaphysischen Gesichtspunkte aus, daß sie fortwährend Krieg führt — d. h. sie denkt Krieg, sie plant Krieg, sie bereitet sich auf den Krieg vor; und wenn dann dieser mentale Kampf zum physischen Kampf wird, setzt das kriegerische Volk einfach öffentlich fort, was es im geheimen eingeübt hat. Man ist kaum überrascht, und es finden fast gar keine Verschiebungen statt. Die Erzeugnisse für das Militär und die Marine sowie die finanziellen, industriellen und landwirtschaftlichen Produkte fließen in die Kanäle, die ihnen angewiesen worden sind, die Bürger denken vorschriftsmäßig, Kirche und Staat mischen ihre Ingredienzen in vorher bestimmten Quantitäten, und die subventionierte Presse kontrolliert die Tagesneuigkeiten. Wo die Probleme des Vorbereitetseins im voraus ausgedacht worden sind, findet das Überschreiten der gedachten Linie zwischen Krieg und Frieden ohne große Störung für die kriegerische Nation statt.

Nun wird vielleicht jemand sagen, der entscheidende Faktor sei vergessen worden, nämlich die göttliche Zustimmung. Aber keineswegs. Die kriegerische Nation gibt sich mit einer falschen Psychologie ab, erkennt aber, daß die Menschheit Gottes Zustimmung begehrt, und kommt daher diesem Verlangen entgegen. Sie erdenkt einen falschen Gott und bringt ihn an die Front, so daß nach der Kriegserklärung der Vormarsch gegen eine friedliche Nation stattfinden kann, ohne daß lästige religiöse Fragen in den Vordergrund treten. Die kriegerische Nation besteht darauf, daß ein Übereinkommen oder ein Konkordat zwischen Kirche und Staat nötig sei, auf Grund deren die Kirche als Gegenleistung für empfangene Dienste sich anheischig macht, diesen falschen Gott bis zu Ende des Krieges an der Front zu halten. Keine wohlgerüstete kriegerische Nation kann ohne ein derartiges kirchliches Anhängsel zuwege kommen.

Ganz anderer Art ist das Problem einer friedliebenden Nation, die vom Krieg bedroht wird. Indem sie bei anderen Nationen wohlwollende Absichten voraussetzt, paßt sie sich in gewissem Maße den individuellen Rechten und den Idealen der Freiheit und Erleuchtung an, so genau, wie ihre Einsicht es ihr erlaubt. Ihre Produkte finden ihren Markt ohne Rücksicht auf internationale Politik, ihr Militär und ihre Marine sind unansehnlich. Wenn dann der Krieg eintritt, erfährt jeder Zweig menschlicher Tätigkeit eine ernste Störung, und in der Herstellung von Kriegsgeräten muß ganz von vorne angefangen werden. Die Verehrung Gottes und die Ausübung der Religion überläßt man in erleuchteten Nationen dem Gewissen des einzelnen. Aber der letztgenannte scheinbare Nachteil in Kriegszeiten wird schließlich zur Ehre Gottes ausschlagen, und „der Grimm der Menschen“ wird Gott preisen (Zürcher Bibel, Ps. 76, 11).

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