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Wie Kinder

Aus der Dezember 1918-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Als ich eines Tages einem kleinen Kinde in das liebliche Gesicht sah, fiel mir Mrs. Eddys Definition von „Kinder“ auf Seite 582 von Wissenschaft und Gesundheit ein: „Die geistigen Gedanken und Vertreter von Leben, Wahrheit und Liebe.“ Wie wahr ist doch das! Kein Wunder, daß wir die Kinder so lieben. Im weiteren lautet die Definition: „Sinnliche und sterbliche Annahmen; gefälschte Bilder der Schöpfung, deren bessere Urbilder Gottes Gedanken sind, nicht im Embryo, sondern in der Reife.“ Hier hielt ich stutzend an und fragte mich: „Gibt es denn gar keine Kinder, wie wir sie in Gottes geistigem Weltall sehen? Ist es möglich, daß diese lieben kleinen Ideen, die wir Säuglinge, Kinder, Knaben und Mädchen nennen, im Himmelreich vollständig entwickelte Ideen sein werden? Eine Welt ohne Kinder wäre in der Tat eine seltsame Welt.“ Fast in demselben Augenblick beantworteten folgende Worte aus dem Propheten Sacharja die Frage: „Und der Stadt Gassen sollen sein voll Knäblein und Mägdlein, die auf ihren Gassen spielen.“ Selbstverständlich muß es in der heiligen Stadt, „deren Baumeister und Schöpfer Gott ist,“ Kinder geben.

Weiter über diesen Gegenstand nachsinnend, erkannte ich, daß der Mensch, der einzig wahre Mensch, der Gottesmensch, stets eine reife, vollendete und vollkommene Idee ist und immer gewesen sein muß. Sodann erkannte ich, daß selbst vom menschlichen Standpunkte aus betrachtet, das kleine Wesen, dessen holde Lieblichkeit mir so sehr gefiel, heranwachsen und sich in einigen Jahren zum reifen Manne entwickeln würde. „Und trotzdem gibt es Kinder auf den Straßen der heiligen Stadt,“ fuhr ich bei mir fort. Warum wünschte ich, daß es dort Kinder gebe? Was würde einem denn ohne sie fehlen? Es wurde mir sofort klar, daß ich die Kinder nicht wegen der Hände mit den Grübchen, nicht wegen des Lockenhaares, nicht wegen der kleinen Körperchen liebte, sondern um der geistigen Eigenschaften willen, die sie zum Ausdruck bringen. Mir war es, als hörte ich das Echo meiner eigenen Stimme, indem ich einst an eine Sonntagsschulklasse diese Frage richtete: „Lieben wir Vater und Mutter wegen der Farbe ihrer Augen oder Haare? Lieben wir das an ihnen, was wir mit den Augen sehen?“ Ein kleines Kind hatte mit einem von Liebe strahlenden Gesichtchen geantwortet: „Das kann es nicht sein, denn meine Mama hatte früher braunes Haar, und jetzt ist es weiß; aber ich habe sie noch ebenso lieb.“ Die Kleinen waren ganz fest davon überzeugt, daß der wirkliche Mensch, der Mensch, den sie liebten, nicht derjenige war, den sie mit den Augen wahrnahmen. „Der wirkliche Mensch ist nicht der, den wir sehen, sondern der, der gute Gedanken denkt,“ sagten sie zu mir. „So muß auch das wirkliche Kind,“ fuhr ich in meinem Selbstgespräch fort, „dasjenige sein, das reine, kindliche Gedanken denkt. Darum lieben wir die Kinder und darum ‚herzte‘ sie Jesus ‚und legte die Hände auf sie und segnete sie.‘ “

Bei diesem Punkte angelangt, fielen mir viele Stellen über Kinder aus dem Buch der Bücher ein, wie auch viele liebevolle Hinweise auf sie in den Werken unserer Führerin. Mir war es, als müßte mir ein Studium dieser Stellen Aufklärung geben. Ich wollte wissen, was für Charakterzüge der Meister gesegnet hatte und welches die wesentlichen Gedankeneigenschaften sind, ohne die wir nicht in das Himmelreich kommen können. Zuerst las ich von der Erfahrung des Knaben Samuel, dessen Gedanken so klar waren, daß er den Ruf der Wahrheit vernehmen und gehorsam antworten konnte: „Rede, Herr, denn dein Knecht höret.“ Voll dankbarer Freude erkannte ich die geistige Empfänglichkeit eines anderen Kindes, unserer geliebten Führerin, Mrs. Eddy, die, wie Samuel, darauf vorbereitet war, das Wort Gottes zu vernehmen und es einer erwartungsvollen Welt mitzuteilen.

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