Als ich vor acht Jahren zum erstenmal von der Christlichen Wissenschaft hörte, machte die klare Auslegung einiger Bibelverse im Herold der Christian Science einen tiefen Eindruck auf mich, und ich empfand ein solch starkes Verlangen, „Science and Health with Key to the Scriptures,“ von Mrs. Eddy, zu lesen, daß ich mir das Buch anschaffte, wiewohl ich nicht Englisch verstand. Ich begann mit Hilfe eines Wörterbuches das erste Kapitel zu übersetzen und kam bald zur Überzeugung, daß die Christliche Wissenschaft der von Jesus angekündigte Tröster ist und daß mein Wunsch, Gott zu kennen, erfüllt war. Es ist unmöglich, die zahlreichen Segnungen aufzuzählen, die ich durch das Studium und die Anwendung der Christlichen Wissenschaft empfangen habe. Ich war mit dem Glauben an Armut herangewachsen, und der Gedanke, was ich anfangen sollte, falls ich ohne Arbeit wäre, machte mir oft Sorgen; aber dank meines wachsenden Verständnisses von Wissenschaft und Gesundheit haben mich diese Furchtgedanken allmählich verlassen.
Um jemandem zu helfen, mußte ich auf eine neue Arbeit verzichten, die zu übernehmen ich im Begriff war; aber ich wußte, daß mir nichts mangeln werde, und dieser Gedanke segnete mich in hohem Maße. Eines Mittwochs im November, als ich mich bereit machte, zur Zeugnisversammlung zu gehen, erhielt ich einen Brief von der Front. Eine Freundin von mir war gefangen genommen worden und ersuchte mich nun, ihrer Mutter jeden Monat etwas Geld zu senden. Erst war ich sehr froh, etwas für die Mutter meiner Freundin tun zu können. Als ich mich jedoch erinnerte, daß ich selber nur eine kleine Summe besaß, wurde ich traurig, denn wenn ich ihr dieses Geld senden würde, wäre ich ohne Mittel, dachte ich, da ich damals keinen Gehalt bezog und mich nicht nach einer Stelle umsehen konnte. Plötzlich kam mir der Gedanke, daß alles, was ich hatte, mir Gott gab, und Er würde sicherlich meine Notdurft stillen.
Als ich in der Versammlung war und das Hymnal auf Seite 135 aufschlug, fiel mein Blick auf die Worte:
Hilf des Bruders Bürde tragen,
Gott trägt sie und trägt auch dich.
Ich hielt es nicht für möglich, daß diese Verheißung in Erfüllung gehen könne; aber im Januar, als meine Mittel beinahe erschöpft waren, erhielt ich eine Summe Geldes geschenkt, womit ich meine Kosten nahezu drei Monate bestritt. Ich kann meine Gefühle nicht beschreiben als ich dieses unerwartete Geschenk sah. Im Februar mußte ich eine Reise machen. Erst war mir angst, denn die Kosten schienen so groß; aber durch Arbeiten, wie wir es in der Wissenschaft gelehrt werden, und in dem Bewußtsein, daß mein Beweggrund zu dieser Reise richtig war, überwand ich alle Furcht. Am Tage meiner Abfahrt erhielt ich eine Postanweisung, die die Reisekosten deckte. Acht Tage später, als ich in Riga war, wurde ich aufgefordert, zur Bibliothekarin des christlich-wissenschaftlichen Lesezimmers zu gehen, die mir eine noch größere Summe von einem anonymen Geber aushändigte.
Die göttliche Liebe hat meiner Notduft abgeholfen. In keinem dieser Fälle hatte ich Beistand gehabt. Acht Monate lang hatte ich kein Salär, aber alle meine Bedürfnisse wurden befriedigt. Sobald ich imstande war, mich nach Arbeit umzusehen, fand ich sogleich eine Stelle, obschon es zu dieser Zeit schwierig war, Beschäftigung zu finden. Diese Erfahrung zeigte mir deutlich, daß es nur einen Erhalter und Versorger gibt, nämlich Gott, und daß, wenn wir Gottes Gebote halten, die Liebe unsre täglichen Bedürfnisse reichlich stillen wird. Ich bin äußerst dankbar für die Bibel-Lektionen und alle christlich-wissenschaftliche Literatur; denn nun bin ich imstande, die Lehren der Bibel in meiner täglichen Arbeit praktisch anzuwenden. Durch das Studium dieser Wahrheit ist großer Friede in mein Leben gekommen.
Petrograd, Rußland.