Niemand, der die Ergebnisse der Lehren Mrs. Eddys längere Zeit beobachtet hat, kann über deren reinigenden Einfluß auf diejenigen, die sie studieren, im Zweifel sein. Solche, die ihre Eindrücke von der Christlichen Wissenschaft durch abfällige Kritik erlangt haben, neigen zuweilen zu der Ansicht, daß körperliche Reinlichkeit von Christlichen Wissenschaftern nur wenig beachtet werde. Dies entspricht aber durchaus nicht der Tatsache. In ihren Kirchen, Lesezimmern und Wohnungen wird dafür gesorgt, daß Ordnung und Reinlichkeit sofort ins Auge fallen. Die Beziehung dieser Eigenschaften zur geistigen Wirklichkeit ist nicht schwer zu sehen. Selbst der bekannte Ausspruch, daß Gottseligkeit die Reinlichkeit zum Begleiter hat, weist darauf hin, daß von diesen beiden die Gottseligkeit den Vorrang haben muß. Hier sei jedoch bemerkt, daß man da, wo das menschliche Denken die reinigende Macht der Wahrheit verspürt hat, beständig auf Reinheit in allen Dingen bestehen wird.
Die Christlichen Wissenschafter glauben allerdings, daß Gesundheit nicht von körperlicher Reinlichkeit abhängt, geben aber gerne zu, daß sie von ihr begleitet ist; denn das gereinigte Denken wird in seiner Umgebund nur mit dem Reinen zufrieden sein. Mrs. Eddy macht dies klar, wenn sie in Wissenschaft und Gesundheit auf Seite 383 sagt: „Wir bedürfen eines reinen Körpers und eines reinen Gemüts — eines Körpers, der sowohl durch das Gemüt gereinigt als mit Wasser gewaschen ist.“ Es besteht jedoch ein großer Unterschied zwischen einer äußeren Reinheit, die das Ergebnis der Furcht oder eines schwer zu befriedigenden Wesens ist, und jener Reinheit, die naturgemäß die Liebe zu allem Edlen und Guten begleitet. Christus Jesus zog eine scharfe Linie zwischen der äußeren Reinheit, mochte sie auch vorgeben, mit der Gottseligkeit verknüpft zu sein, und der geistigen Lauterkeit, die dem Gehorsam gegen das Gesetz Gottes entspringt. Als die Frage an ihn gerichtet wurde, warum seine Jünger den zeremoniellen Braüchen in betreff des Waschens vor den Mahlzeiten nicht nachkämen, verwies er seine Tadler auf das höhere Gesetz, welches sie unbeachtet ließen. Er lehrte im wesentlichen, daß innere Reinheit notwendigerweise zur äußeren Reinheit führt.
Viele Menschen denken offenbar, es sei für die Menschheit im allgemeinen schwierig, unter jedweden Umständen sittliche Reinheit aufrechtzuerhalten, ja es sei nicht einmal leicht, ernstlich nach ihr zu trachten. Solches ist jedoch sicherlich das Ergebnis falscher Erziehung. Wer an äußere Reinheit gewöhnt ist, bedarf nicht der Ermahnung, sich häufig zu waschen. Er würde sich ungewaschen sehr unbehaglich fühlen, würde lieber eine Mahlzeit missen als die Gelegenheit, sich zu waschen. Natürlich ist dies zum großen Teil Gewohnheitssache, beruht aber doch auch auf einem gewissen Maß von Feingefühl, menschlich gesprochen.
Es sollte uns demnach klar sein, daß geistige Reinheit, nachdem sie auch nur kurze Zeit als das Ergebnis geistiger Erkenntnis bestanden hat, im individuellen Bewußtsein mehr begehrt wird als äußere Reinheit. Wie ferner leicht zu ersehen ist, kann sittliche und geistige Reinigung nicht von Gesundheit getrennt werden, von Gesundheit nach christlich-wissenschaftlicher Auffassung. Anstatt daß es eine schwere Aufgabe wäre, sich dem Reinigungsprozeß der Wahrheit zu unterwerfen, ist die mentale Reinigung ebenso erfrischend und erfreuend wie die Anwendung von klarem Wasser am menschlichen Körper. Das Baden des Naeman im Jordan war nichts weiter als eine Versinnbildlichung des Reinigungsprozesses der Wahrheit. Wie unschwer zu ersehen ist, ließ Naeman beim Heraufsteigen aus dem Wasser außer seinem Aussatz noch andre Irrtümer zurück. Seine Empfänglichkeit für des Propheten Erkenntnis der geistigen Wahrheit wusch ihn rein von Stolz, Vorurteil und all ihren materiellen Begleiterscheinungen, und nicht nur sein Fleisch ward rein wie das eines jungen Knaben, sondern auch seine Gedanken wurden geläutert. Er war bereit, diese in Liebe und Demut dem einen Gott, dem einen Gemüt zu unterwerfen.
Obiges Ereignis aus alter Zeit wiederholt sich täglich in der heilenden und reinigenden Wirksamkeit der Christlichen Wissenschaft. Die Sterblichen baden in den Wassern der Wahrheit und lassen in der toten Vergangenheit nicht nur ihre Krankheiten und Leiden zurück, sondern auch den Stolz, der ihnen in keiner Weise genützt, sie vielmehr von dem heilenden Einfluß der Wahrheit ausgeschlossen hat. So sehen wir denn, daß für sie, ja tatsächlich für die ganze Menschheit der Reinigungsprozeß weitergehen muß, denn sie vermehren Tag für Tag die geistige Gesundheit und Kraft all derer, die für die Forderungen der Wahrheit ein offenes Ohr haben. Ferner werden wir ermutigt, in dieser Richtung voranzuschreiten, indem wir die Zusicherung haben, daß unser Vater, der „treu und gerecht“ ist, uns „reiniget ... von aller Untugend.“
Zur jetzigen Zeit, wo die Sünde mehr als je zuvor in der Geschichte der Menschheit aufgedeckt wird, sehen wir, wie die Wahrheit ihr Werk der Reinigung verrichtet. Und so werden wir denn aufs neue aufgefordert, mehr Glauben an Gott, das Gute, zu haben und zu wissen, daß da, wo das Wort der Wahrheit ausgesandt wird, die Männer, jung und alt, die ihrem besten Verständnis gemäß geben, um auf der ganzen Erde gerechte Regierungsformen einführen zu helfen, Reinheit so lieben werden, daß diese für sie ein beständiger Schutz vor Gefahren jeder Art sein wird. Und folgender Segensspruch wird sie beständig begleiten: „Selig sind, die reines Herzens sind; denn sie werden Gott schauen,“ sie werden Gutes sehen, wo sie auch sein mögen.