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Das Adlernest

Aus der August 1918-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Ein Freund der Schreiberin dieser Zeilen war im Felsengebirge gewesen und hatte hoch oben auf einer fast unersteigbaren Felsspitze ein Adlernest entdeckt. Seine Beschreibung hiervon hatte für eine Person, die eine Schülerin der Christlichen Wissenschaft geworden war, besonderes Interesse. Während sie lauschte, fielen ihr die Worte in bezug auf Jakob oder Israel aus dem fünften Buch Mose ein: „Wie ein Adler sein Nest aufstört und über seinen Jungen schwebt, seine Flügel ausbreitet, sie aufnimmt und auf seinen Fittichen trägt, so leitete ihn der Herr, und kein fremder Gott war mit ihm“ (nach der englischen Bibelübersetzung).

Wenn das Adlerweibchen sein Nest baut, legt es zu unterst auf die harte Oberfläche des Felsen Dornen, scharfe Steine und allerlei spitze Gegenstände. Hierauf füttert sie es dicht mit Wolle und Federn aus, wobei sie jede hervortretende Ecke völlig bedeckt. In dieses Nest legt sie ihre Eier, und hier wächst die Brut heran, bis die Jungen alt genug zum Fliegen sind. Alsdann fängt die Mutter an, das Nest aufzustören, worauf sie jedes kleinste Teilchen der weichen Auspolsterung herauszupft, so daß der Platz, der vorher wie ein weiches Daunenbett war, jetzt zu einem sehr unbequemen Lager mit lauter scharfen Kanten wird. Nun flattert und fliegt die Mutter mit weit ausgebreiteten Flügeln bald unter, bald über der unruhigen Brut; und während ihres Fluges lockt sie die Jungen, ihr zu folgen. Sobald die Tierchen anfangen, Fliegversuche zu machen, und endlich ihre Flügel ausbreiten, sind die starken Fittiche der Mutter unter ihnen, damit sie nicht fallen können. Wenn sie müde werden, ruhen sie sich auf der Mutter Flügel aus, bis sie sich stark genug fühlen, es aufs neue zu wagen. So kommt die Zeit, da sie alle das Nest verlassen.

Wie genau muß doch der Verfasser dieser Bibelstelle nicht nur mit den Gewohnheiten der Vögel, sondern auch mit denen der Menschheit vertraut gewesen sein! So lange wir jung sind und das materielle Leben glatt und ungestört dahinfließt, scheinen in den meisten Fällen die Freuden des materiellen Sinnes die Schmerzen aufzuwiegen, und wir sind damit zufrieden, ebenso wie die Welt im allgemeinen zu leben, bis wir auf einmal bittere Erfahrungen machen, indem die scharfen Pfeile weltlicher Sorgen auf uns eindringen. Wir gewahren nach und nach, daß alle unsere weichen Ruheplätze, alle unsere Medizinen, auf die wir uns verlassen haben, all die angeblichen Trost- und Heilmittel von wenig Nutzen sind. Wenn wir dann die müden Augen von der Erde erheben, hören wir den sanften Ruf der Liebe: „Kommt her zu mir.“ Wir schauen auf, haben aber noch kein volles Vertrauen. Es gibt jedoch keinen anderen Ausweg; wir versuchen es und beweisen dann die Wahrheit der Worte unserer Führerin (Wissenschaft und Gesundheit, S. 66): „Prüfungen sind Beweise von der Fürsorge Gottes“; und wir finden die ausgebreiteten Fittiche der Liebe allezeit bereit, finden stets in unseren eigenen Erfahrungen den Beweis, daß die göttliche Liebe allein uns führt.

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