Es war ein denkwürdiges Ereignis, als die Jünger einstmals von einer sehr erfreulichen Missionsreise zurückkehrten, auf der sie die von Jesu ihnen geoffenbarte Wahrheit betätigt hatten. Der Erfolg ihrer Bemühungen überraschte offenbar selbst die Begeistertsten unter ihnen, und sie waren daher begierig, dem Meister über ihren Erfolg Bericht zu erstatten. So geschieht es heute noch. Wenn ein Studierender der Christlichen Wissenschaft sein individuelles Verständnis von dem unfehlbaren Prinzip auf ein Problem der Krankheit oder Sünde angewandt hat, entweder für sich oder für einen Freund, und hat dann gesehen, wie sich die heilende Wahrheit durch die Vernichtung falscher Zustände kundtat, so empfindet auch er in gewissem Grade die Freude, die die Jünger empfanden, als sie bei ihrer Rückkehr vor mehr als neunzehnhundert Jahren sagten: „Herr, es sind uns auch die Teufel untertan in deinem Namen.“
Es ist ganz begreiflich, daß der Schüler zu solchen Zeiten seinen neuentdeckten Schatz gerne mit anderen teilen möchte; doch in seinem Eifer, von der Heilung zu erzählen, verliert er oft die grundlegende Tatsache aus den Augen, die das Heilen möglich macht, nämlich, daß Gott, das Gute, jetzt Alles ist und stets Alles war, d. h. die eine unendliche Macht, das eine unendliche Gemüt, immerdar gegenwärtig, und daß die Mißklänge oder Teufel nie wirklich waren, sondern nur einem falschen, nicht in das Reich Gottes gehörenden und Gott nicht bekannten Sinn wirklich erscheinen. Jesu unwandelbare Erkenntnis dieser grundlegenden Tatsache war es, die ihn dazu veranlaßte, die impulsive Denkart zu tadeln, die nur die Bekundung der Heilung sieht und die große Wahrheit, die die Heilung möglich macht, aus den Augen verliert. In der Bergpredigt hatte Jesus gesagt: „Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch solches alles zufallen.“ Zur weiteren Ausführung dieser Regel sagte er zu seinen Jüngern: „Darin freuet euch nicht, daß euch die Geister untertan sind; freuet euch aber, daß eure Namen im Himmel geschrieben sind.“ Er meinte damit, sie sollten sich nicht so sehr über die Wohltaten freuen, als vielmehr darüber, daß des Menschen wahres Sein als ungetrennt von dem „göttlichen Prinzip und der Regel der universellen Harmonie“ erkannt worden ist, wie Mrs. Eddy auf Seite 1 von „Rudimental Divine Science“ sagt.
Paulus erkannte ebenfalls die hohe Wichtigkeit jenes Gedankenzustandes, in welchem geistige Erkenntnis vorherrscht, sowie das Untergeordnetsein der natürlichen Resultate, die dieser Erkenntnis folgen und sich als körperliche Heilung kundtun. Daher ermahnt er die Korinther in seinem zweiten Brief an sie mit den Worten: „Denn unsre Trübsal, die zeitlich und leicht ist, schaffet eine ewige und über alle Maßen wichtige Herrlichkeit uns, die wir nicht sehen auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare. Denn was sichtbar ist, das ist zeitlich; was aber unsichtbar ist, das ist ewig. Wir wissen aber, so unser irdisch Haus dieser Hütte zerbrochen wird, daß wir einen Bau haben, von Gott erbauet, ein Haus, nicht mit Händen gemacht, das ewig ist, im Himmel.“
Paulus war sich offenbar bewußt, daß Disharmonie unvermeidlich in einem Bewußtsein Ausdruck finden würde, das an eine Existenz glaubt, die Gott nicht geschaffen hat, und er sah diese Prüfung einfach als ein Mittel an, eine falsche Vorstellung zu zwingen, sich selber aufzugeben. Ferner wußte er, daß die Freuden eines gehobenen Bewußtseins schneller erlangt werden und beständiger sind, wenn man sich von dem Augenschein der materiellen Sinne abwendet und seine Aufmerksamkeit auf die Dinge richtet, die diese falschen Sinne nicht sehen — auf das Gebäude oder Bewußtsein, das Gott erschaffen hat und das als ein Haus bezeichnet worden ist „nicht mit Händen gemacht, das ewig ist im Himmel.“
Mit anderen Worten, der Name oder das Wesen des wahren Menschen ist ewig im Himmel festgestellt oder „geschrieben,“ und die körperliche Heilung und die materiellen Vorteile sollten in dem Streben nach dieser großen geistigen Erkenntnis nur nebensächlich sein. Jede Art des Leidens, das die Menschheit durchmacht, ist eine Gelegenheit, sich zu freuen. Wir dürfen uns in der Tat freuen, daß unsere „Namen im Himmel geschrieben sind.“ Jedesmal, wenn die Wahrheit dieser Aussage bewiesen wird, erheben wir uns zu einer klareren und gewisseren Erkenntnis der Allheit des Guten und der Nichtsheit alles dessen, was sich dem Guten zu widersetzen scheint.
Mrs. Eddy sagt in ihrer Erklärung der Heiltätigkeit des Meisters (Wissenschaft und Gesundheit, S. 476): „Jesus sah in der Wissenschaft den vollkommenen Menschen, der ihm da erschien, wo den Sterblichen der sündige, sterbliche Mensch erscheint. In diesem vollkommenen Menschen sah der Heiland Gottes eignes Gleichnis, und diese korrekte Anschauung vom Menschen heilte die Kranken.“ Welche Freude und welchen Frieden werden wir erfahren, wenn die korrekte Anschauung von Gott und vom Menschen als dem Bild und Gleichnis Gottes in unserem Denken natürlich und spontan geworden ist! Wenn wir uns der Gelegenheit bedienen, dieses Ziel durch das Studium und die Anwendung des göttlichen Prinzips zu erlangen, wie es in der Bibel dargelegt und in dem Lehrbuch und den autorisierten Schriften der Christlichen Wissenschaft klar gemacht wird, dann helfen wir den frohen Tag herbeiführen, wo alle Namen allgemein als „im Himmel geschrieben“ erkannt werden, und die Prophezeiung Habakuks in Erfüllung geht: „Denn die Erde wird voll werden von Erkenntnis der Ehre des Herrn, wie Wasser das Meer bedeckt.“