Von Anfang des ersten Kapitels des ersten Buchs Mose an, wo die Schöpfung als von Gott geschaffen und vollkommen dargestellt wird, bis zu Ende der inspirierten Schriften der Bibel lesen wir immer und immer wieder, daß Gott gut ist und daß außer Ihm „keiner mehr“ ist. Auf Seite 469 von „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ von Mrs. Eddy findet sich folgende Stelle: „Irrtum wird durch die große Wahrheit ausgerottet, daß Gott, das Gute, das einzige Gemüt ist, und daß das angebliche Gegenteil des unendlichen Gemüts — Teufel oder Böses genannt — nicht Gemüt, nich Wahrheit ist, sondern Irrtum ohne Intelligenz oder Wirklichkeit. ... Wir verlieren die hohe Bedeutung der Allmacht, wenn wir, nachdem wir zugegeben haben, daß Gott oder das Gute allgegenwärtig ist und Allgewalt besitzt, dennoch glauben, es gebe eine andre Macht, das Böse genannt.“
Eine der Eigentümlichkeiten des menschlichen Gemüts ist die Annahme, daß es eine böse Intelligenz, ein böses Gesetz und eine böse Kraft gebe. Diese Annahme weist die Christliche Wissenschaft entschieden zurück, und sie beweist ihre Falschheit durch Demonstration. Kraft ist etwas, was ursächlich ist, was trägt und erhält, nie aber etwas, was hindert, schwächt, oder zerstört. Kraft ist ein Kennzug des Guten; im höchsten Sinne ist sie das Gute oder Gott selber. Die Meinung, daß es eine böse Intelligenz oder Kraft gebe, die den Menschen ohne seine Zustimmung zur Sünde verleiten oder ihm Leiden verursachen könne, ist nichts weiter als ein Aberglaube, der im Bewußtsein — im Ausdruck Gottes, des Guten — ebensowenig Raum findet, wie Rechenfehler im Bewußtsein eines gründlichen Mathematikers Raum finden. Die Demonstration der Allmacht des Guten beruht auf dem Unterschied zwischen der Wirklichkeit und der Unwirklichkeit, zwischen dem Echten und dem Falschen, und sie erfüllt die Forderung der Heiligen Schrift: „Laß dich nicht das Böse überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.“
Im Grunde genommen gibt es keine Fehler. Wenn ein Ding nicht wirklich ist, so ist es überhaupt nicht. Es gibt kein Stadium zwischen dem Wahren und dem Falschen. Sodann kann das Wirkliche nicht in sein Gegenteil umgewandelt werden. Was auch immer als das Gegenteil vom Prinzip, vom Guten erscheint, ist gar nicht und muß entschieden verleugnet und mental auf sein Nichtvorhandensein zurückgeführt werden, so daß es keine scheinbar bewußte Erfahrungssache mehr ist. Dies wird durch das Gefühl des Schmerzes veranschaulicht. Im allgemeinen sind wir gelehrt worden, der Schmerz sei im Körper. Dem gegenüber offenbart die Christliche Wissenschaft die Tatsache, daß Schmerz ein falsches mentales Empfinden ist, daß er seinem Wesen nach mental ist. Da aber das Gemüt harmonisch, frei von sinnlichem Empfinden ist, so gibt es in Wirklichkeit keinen Schmerz. Wenn diese mentale oder geistige Wirklichekeit klar erkannt wird, verschwindet das Schmerzgefühl, und die Erkenntnis gewinnt Raum, daß das Leben nur harmonsich sein kann. Gleichzeitig mit diesen Veränderungen auf dem mentalen Gebiet verändern sich auch die Phänomene, welche wir gewöhnlich Körper nennen.
Die Erfahrung in der Ausübung des geistigen Heilens macht es den Arbeitern klar, daß Disharmonie jeder Art stets verschwindet, wenn die materielle, unharmonische, falsche Vorstellung auf ein Nichts zurückgeführt und als nirgendwo bestehend erkannt wird, auf Grund des metaphysischen Denkprozesses, welcher zu der Erkenntnis führt, daß das Gemüt oder das Gute alles und allgegenwärtig ist. Diese Erkenntnis läßt keinen Raum übrig für irgend etwas anderes. Das Streben, geistige Dinge zu materialisieren oder materielle Dinge zu vergeistigen, ist in gleichem Maße erfolglos und unwissenschaftlich. Die Christliche Wissenschaft lehrt, daß Gott, das Gute, das alleinige Gemüt ist, und daß alles, was besteht, Gemüt oder das Gute ist, einschließlich dessen vollkommener mentaler Phänomene. Die zahllosen materiellen Gegenstände, die wir wahrnehmen, sind die äußere Bekundung eines vermeintlichen mentalen Begriffs, und diese äußere Bekundung ist nur so vollkommen wie ihr mentaler Begriff. Das, was zu bestehen scheint, aber nicht die Kundwerdung des Prinzips, der Vollkommenheit und Harmonie ist, besteht nicht. Es ist eine bloße Erscheinung, welche von der rechten Idee verdrängt und vernichtet wird.
Die Tatsache hinsichtlich des Lebens ist, daß das Leben harmonisch ist, daß es keine Disharmonie gibt. Die Tatsache hinsichtlich der Wirklichkeit ist, daß sie gut ist und das Böse deshalb nicht besteht. Die Tatsache hinsichtlich der Wahrheit ist, daß sie wahr ist und daher an nichts Teil hat, was einer Lüge gleichkommt. In dem Grade, wie der Mensch einen Gott, ein Gemüt hat und Leben, Substanz, Macht und Sein als gut erkennt, ist er imstande, die Vorstellung von einem materiellen Sinnendasein zu widerlegen, zu verwerfen und zurückzuweisen; und in dem Grade, wie er an der Auffassung von Gott als Prinzip festhält, hat er Macht über jede Empfindung der Disharmonie, die etwas anderes als Gott und Seine vollkommene Schöpfung voraussetzt.
So mancher hält sich für den Sklaven seiner Neigungen. Welcher Art auch immer die Sinnengenüsse sind, denen er sich hingibt, er meint, eine böse Macht halte ihn in ihrer Gewalt und er könne nicht entrinnen. Dabei vergißt er, daß er durch wiederholtes Befriedigen böser Gelüste dem Bösen in seinem Denken Einlaß gewährt hat und dadurch dessen Sklave geworden ist. Wer sich in dieser schlimmen Lage befindet, wende seine Gedanken dem Guten zu, mit dem ernsten, aufrichtigen Verlangen, in seinem Leben die Lauterkeit, Reinheit und Lieblichkeit, welche Eigenschaften Gottes, des Guten sind, zum Ausdruck zu bringen. Er tue dies in einfacher, praktischer Weise in seinem Umgang mit einem jeden, dem er begegnet, und er wird die Erfahrung machen, daß böse Annahmen verschwinden. Er wird finden, daß wahres, richtiges Streben verbunden mit dem ernsten Bemühen, allerorten und einem jeden gegenüber das Gute zum Ausdruck zu bringen, die richtige Art ist, sich die Macht des Guten zur Erfahrung zu machen. Er sieht ein, daß dies die einzige Art des Gehorsams gegen die Gebote Gottes ist oder sein kann. Mrs. Eddy sagt in Wissenschaft und Gesundheit auf Seite 192: „Das Gute, das du tust und verkörperst, verleiht dir die einzig erreichbare Macht. Das Böse ist keine Macht. Es ist ein Hohn auf die Stärke, der alsbald seine Schwäche verrät und fällt, um nie wieder aufzustehen.“
Ein anderer hält sich für krank, und er glaubt, das Gefühl des Schmerzes werde durch eine Ursache, ein Gesetz oder eine böse Macht bewirkt; die als ein klimatischer Zustand, als unzuträgliche Nahrung, als Erblichkeit oder irgendeine andere Krankheitstheorie auftritt, alles auf der Annahme beruhend, daß der Schöpfer nicht für Seine Schöpfung sorge, und daß es eine böse Macht gebe, die einen Menschen krank machen könne. Wer hätte je gehört, daß ein kranker Mensch ein starker, kräftiger Mensch genannt worden wäre. Der Glaube an das Böse in der Form von Krankheit tut sich stets durch Schwachheit kund, und Schwachheit ist gewiß nicht etwas, mit dem man Kraft überwinden kann, denn sonst würde Kraft diesen Namen nicht verdienen. Wer da erkennt, daß Kraft gut ist, daß Gott oder das Gute die einzige Kraft ist und daß das individuelle Sein die Kundwerdung oder der Ausdruck des allmächtigen Guten ist, befindet sich in einem mentalen Zustand, in welchem kein Glaube an das Böse in der Gestalt von Krankheit Raum findet. Tatsächlich ist eine Krankheit nicht gefährlicher als eine andere. Wohl sind die Sterblichen gelehrt worden, hierüber anders zu denken, aber das ändert durchaus nichts an der Sache. Die Christlichen Wissenschafter sind noch nicht so weit, daß sie nie von einem Gefühl der Krankheit oder des Leidens befallen werden. Wenn sie aber den Punkt erreicht haben, wo das Gute als die einzige Macht erkannt wird, und wenn sie eingesehen haben, daß es keine böse Macht gibt, die Krankheit bewirken könnte, dann werden sie wenigstens keine Furcht mehr vor Krankheit haben. Wird der Glaube an die Krankheit nicht mehr von dieser Gemütserregung unterstützt, so kehrt die Krankheit in ihr ursprüngliches Nichts zurück. Dies wird in der individuellen Erfahrung bewiesen und stimmt mit der Unterweisung in dem Kapitel „Betätigung der Christlichen Wissenschaft“ in Wissenschaft und Gesundheit überein, wo es auf Seite 411 heißt: „Wenn es dir gelingt die Furcht ganz und gar zu beseitigen, so ist dein Patient geheilt.“
Eine weitere Erscheinungsform der bösen Annahme, als Kraft gedacht, einer Annahme, die nahezu allgemein ist, ist die, daß es eine Intelligenz oder ein Gesetz gebe, das darauf hinwirke, den Menschen der zu seinem Glück und Wohlbefinden nötigen Versorgungsmittel zu berauben. Diese Annahme geht nicht immer so weit, daß sie die Zustände so darstellt, als seinen nicht genug Versorgungsmittel in der Welt für alle Geschöpfe Gottes, sondern sie lautet dahin, daß es Gesetze der Verteilung gebe, welche zuweilen dem einen tausendmal mehr zukommen lassen als er gebrauchen kann, währenddem sie einen anderen dessen berauben, was er zu seinem Lebensunterhalt nötig hat. Wir haben hierin ein weiteres Beispiel des Glaubens, daß der Mensch von Gott, dem Guten, getrennt sei. Der Mensch braucht nur seine bewußte Einheit mit dem Guten wiederzuerlangen, und er wird finden, daß Gott zahllose Wege hat, die reichen Gaben auszuteilen, die Er für Seine Kinder bereit hält.
Wenn dem Sucher nach dem Guten die Versuchung des sogenannten Bösen in der Gestalt von Krankheit oder Sünde, Furcht oder Mangel entgegentritt, so fasse er neuen Mut, im Vertrauen auf das Wort Gottes, wie es im dreiundvierzigsten Kapitel des Propheten Jesaja zu lesen ist: „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöset; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein! Denn so du durch Wasser gehest, will Ich bei dir sein, daß dich die Ströme nicht sollen ersäufen; und so du ins Feuer gehest, sollst du nicht brennen, und die Flamme soll dich nicht versengen. Denn Ich bin der Herr, dein Gott, der Heilige in Israel, dein Heiland.“