Freiheit kann nicht von Gott getrennt werden, denn Freiheit ist von Gott. Je mehr man die Macht Gottes versteht, desto mehr Freiheit hat man. In der Freiheit, die von Gott kommt, werden die Menschen miteinander in Einklang gebracht, so daß sie eine harmonische Einheit bilden. Die Glocken der geistigen Freiheit verkünden den Sieg, wenn auch die physischen Sinne in Banden zu liegen scheinen. Gerade dann, wenn das Böse glaubt, es könne nach Willkür mit der Welt verfahren, läßt die Freiheit ihren frohen Klang ertönen und ruft aus den Ruinen des Alten ein neues Volk hervor. Die Glocken zeigen dem empfänglichen Herzen den Anbruch des Tages an, die Herrschaft der Gerechtigkeit, das unvergängliche Licht. Sie erzählen von empfangenen Lehren, von vereitelten Anschlägen, von unwirksamer Rache, von unschädlichem Haß. Sie verkünden den Sturz der von irrigen, bösen Absichten gestützten Tyrannenherrschaft, den Fehlschlag physischer Kraft, komme diese auch in allerhand klugen Erfindungen zum Ausdruck, die Machtlosigkeit des menschlichen Willens, selbst wenn dieser hypnotisch verstärkt ist. Die Glocken tun kund, daß das Reich Gottes nahe herbeigekommen ist, daß der Mensch sich der Gotteskindschaft erfreut, daß das Weltall von der göttlichen Liebe regiert wird.
Die geistigen Glockentöne sind denen vernehmbar, die gelernt haben, auf die Botschaft Gottes zu achten. Sie dringen in die geräuschvollen Ratszimmer ein, wo der Kampf um Stellung und Macht die Weisheit wirkungslos macht. Sie übertönen die schlauen Argumente der esoterischen Magie, bringen den Verwundeten Trost und den Heimgesuchten die Gegenwart Gottes. Der Ruf der Freiheit, metaphysisch verstanden, zerreißt den Vorhang des Tempels und verscheucht die Furcht vor dem Tode. Mit unwiderstehlichem Schwung und Schlag bringen diese Glocken den menschlichen Annahmen gegenüber göttliche Tatsachen zur Geltung. Sie rufen mit Paulus: „Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg?“ Als Gott den Menschen Ihm zum Bilde schuf, war dessen Wohlfahrt auf ewig gesichert, denn Gottes Werk ist unveränderlich.
Zuweilen vernehmen kleine Kinder vermöge ihres vollkommenen Vertrauens auf Gott den Ruf der Freiheit da, wo die Erwachsenen nur das Getöse der Furcht hören. Während der neulichen Beschießung von Paris ging das Töchterchen eines englischen Obersten zu dem Ordonnanzoffizier und sagte: „Wissen Sie, Sie brauchen sich nicht zu fürchten, denn nichts kann Ihnen schaden. Sehen Sie, Gottes Arme sind um mich, dann um Papsi und Mami, und dann um alle übrigen Menschen.“ Indem die Freiheitsglocken hin und her schwingen, verkünden sie einer wartenden Welt unvergängliche Worte aus der Bibel, wie z.B. die folgenden: „Zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes;“ „Zu verkündigen ... den Zerschlagenen, daß sie frei und ledig sein sollen;“ „Wo aber der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit.“
Die berühmte Freiheitsglocke der Vereinigten Staaten von Nord Amerika wurde von England herübergebracht und in Philadelphia umgegossen. Sie erhielt folgendes Bibelwort als Inschrift: „Und sollt ein Freijahr ausrufen im Lande allen, die drinnen wohnen.“ Diese Proklamation wird auch heute erlassen, und zwar in einem geistigen Sinne, wie ihn die amerikanischen Patrioten zur Zeit Washingtons nicht verstanden haben können. Die Christliche Wissenschaft läßt das Lied der wahren Freiheit ertönen, der Freiheit von Sünde, Krankheit und der Furcht des Todes. Am 1. Januar 1863 wurde die Proklamation der Befreiung der Negersklaven erlassen, und am Schluß des amerikanischen Bürgerkrieges nahm der Kongreß der Vereinigten Staaten ein Gesetz an, welches im ganzen Lande die Sklaverei verbot. Am 3. Februar 1865 verkündeten die Glocken im Staate Massachusetts die frohe Kunde, und Mrs. Eddy veröffentlichte in einer Zeitung in Lynn ihr Gedicht, „Die Freiheitsglocken.“ Durch ihre Entdeckung der Christlichen Wissenschaft führte Mrs. Eddy einen weiteren, weit heftigeren Kampf um die Freiheit herbei, als ihn die Welt je gesehen hat und aus diesem Grunde läuten heute die Glocken in den Herzen vieler Tausender. Mrs. Eddy erklärte diesen Kampf in einem Vortrag, den sie im Jahre 1888 in Chicago hielt und der in „Miscellaneous Writings“ auf Seite 101 zu finden ist. Wir lesen da unter anderem: „Die Christliche Wissenschaft und die Sinne liegen im Kampfe. Es ist ein Kampf der Umwälzung. Wir haben bereits zwei in unserem Lande gehabt. Sie begannen und endeten in einem Streit um die wahre Idee, um menschliche Freiheit und menschliche Rechte. Nun kommt ein dritter Kampf, und zwar um die Freiheit in betreff der Gesundheit, der Heiligkeit und des Erlangens des Himmels.“
Die verschiedenen, vom Krieg bedrängten Länder stellen Staatsschuldscheine aus, um sich finanziell zu sichern. Die Vereinigten Staaten haben die ihrigen auf Grund tiefer Einsicht „Freiheits-Schuldscheine“ genannt. Im metaphysischen Sinne steht der Mensch nur bei Gott in der Schuld, aber das Fleisch stellt Ansprüche an die Menschen, von denen sie sich nun lernen loszumachen und die „herrliche Freiheit der Kinder Gottes“ zu beanspruchen. Der Mißbrauch sogenannter menschlicher Tüchtigkeit würde der Freiheit ein Ende machen, wenn solches möglich wäre. Liebe ist der starke Schutz gegen die Verheerungen des Hasses.
Dank der Christlichen Wissenschaft hört so manches Kind und so mancher Erwachsene die Klänge der geistigen Freiheitsglocken. Frühere Invaliden, die von der Arzneimittellehre zu lebenslänglicher Haft verurteilt worden waren, singen in ihrem Herzen ein Lied, das die wahre Freiheit der Gesundheit zum Gegenstand hat. So mancher Arbeiter singt auf dem Wege zur Arbeit das Lied der Freiheilt, wie die Christliche Wissenschaft es lehrt. Solche, die früher totkrank waren, sind durch diese Lehre gesunde und nützliche Bürger geworden. Kleine Kinder, die man für unheilbar gehalten hatte, tummeln sich und spielen mit dem Gesang der Freiheit der Christlichen Wissenschaft im Herzen. Mütter, die einstmals müde und voller Furcht waren, freuen sich über diese Glockentöne der Freiheit. Der Schwelger, welcher meint, er führe ein Leben der Freiheit, lernt einsehen, daß er ein Sklave seiner Gelüste ist. Die falsche Freiheit, der er huldigte, wird für ihn eine einstürzende Mauer über einem Fundament von Sand. Die Christliche Wissenschaft bietet wahre Freiheit und erbaut das zerrüttete Leben auf einer sicheren Grundlage, auf dem Felsen der Heilkraft des Christus. Die früheren Sklaven schlechter Gewohnheiten, diejenigen, die durch die Christliche Wissenschaft aus Gefängnissen und Irrenanstalten befreit worden sind, stimmen in dieses große Lob- und Danklied ein.
Unsere liebe Führerin sagt gewiß sehr richtig (Miscellaneous Writings, S. 343): „Unter den mancherlei Botschaften der sanften Glockentöne, welche in den Kammern des Bewußtseins widerhallen werden, ist diese die herrlichste:, Du bist getreu gewesen!‘ “
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